Umfrage: Schiffsbetrieb verteuert sich über alle Klassen
Wie der THB kürzlich berichtete werden die Schiffsbetriebskosten in diesem und im kommenden Jahr nach längerer Talfahrt wieder anziehen. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Moore Stephens unter den wichtigsten Marktteilnehmern in den internationalen Schifffahrtsmärkten, vorwiegend aus Asien und Europa. Die Manager rechnen mit steigenden Ausgaben in Höhe von 1,9 Prozent noch für das laufende Jahr und für 2017 mit 2,5 Prozent.
Der prognostizierte Kostenanstieg über alle Schiffsklassen hinweg liest sich zunächst noch vergleichsweise moderat: Bei Reparaturen und Instandhaltung liegt der Zuwachs in diesem Jahr bei 1,7 Prozent, für 2017 werden 1,9 Prozent erwartet. Ersatzteile verteuern sich 2016 um 1,7Prozent, im kommenden Jahr dann um 1,8 Prozent. Die Werftkosten für das Docken legen um 1,5 bis 1,8 Prozent in diesem und im kommenden Jahr zu. Die Heuern erhöhen sich in diesem Jahr um 1,3 Prozent, 2017 um 1,8 Prozent. Die Crew-Nebenkosten steigen 2016 um 1,2 Prozent und um 1,4 Prozent im nächsten Jahr. Auch die Schmierstoffkosten wachsen noch moderat: Plus 0,8 Prozent prognostiziert Moore Stephens für 2016, für 2017 sind es 1,4 Prozent. Ähnliche Steigerungen ergeben sich für die Schiffsmanagement-Kosten, Schiffsversicherungen und die P&I Versicherungen.
Containerschiffe sind überdurchschnittlich stark betroffen: Ihre Gesamtkosten steigen 2016 um durchschnittlich 3,3 Prozent und 2017 um 3,4 Prozent, während der Offshore-Sektor lediglich um 0,2 Prozent höhere Kosten verkraften muss. Die Ausgaben für die Tankerreeder steigen 2016 um 2,5Prozent, im kommenden Jahr, um 2,9 Prozent.
Die Schifffahrtsmanager geben zur Heuerkostenentwicklung sehr differenzierte Einschätzungen: „Die Heuern werden weiter sinken, da die Eigner nach Crews aus noch günstigeren Ländern suchen“, lautet ein Zitat der Befragten. Eine weitere Stellungnahme lautet: „Ein Rückgang des Handelsvolumens wird den Druck, die Heuerkosten zu erhöhen, wieder ausgleichen.“ Viele der Umfrageteilnehmer sehen einen erheblichen Umstrukturierungsprozess im Crewing, wobei immerhin ein Befragter Probleme bei der Suche nach einer hoch qualifizierten Besatzung einräumt. Zudem hätten sich viele Seeleute neue Jobs außerhalb der Schifffahrt gesucht.
Große Unsicherheiten – und damit große Bedenken lösen bei den Reedern und Schiffsmanagern vor allem die Kosten für die Erfüllung regulatorischer Anforderungen aus. „Wenn wir die künftigen Betriebskosten für die technischen Ausgaben wie Wartung und Reparatur mit den vergangenen Jahren vergleichen, müssen wir vor allem die Regelungen für das Ballastwasser-Management betrachten“, wird ein weiterer Reeder zitiert. „Um das im Jahr 2017 in Kraft tretende Ballastwasser-Übereinkommen erfüllen zu können, werden die Werftkosten erheblich steigen“, erwartet er. Zudem habe sich die Qualität und Zuverlässigkeit von vielen Bordaggregaten stark verschlechtert, so dass auch dadurch höhere Werftkosten verursacht würden, beklagt die Branche. Ebenfalls mehrere Befragte sehen die dringende Notwendigkeit, die Managementkosten für die Schiffsbetreuung weiter zu senken – allerdings ohne an der Qualität zu sparen: „Die Budgets für den operativen Schiffsbetrieb sind immer weiter reduziert worden. Viele Bereederer und Schiffsmanager haben so versucht, neue Kunden für die Betreuung ihrer Schiffe zu gewinnen. Dadurch steigt allerdings das Risiko, einen sicheren und ausfallfreien Betrieb der Einheiten zu gewährleisten.“ Dessen seien sich viele Schiffseigner bewusst, sagt Moore-Stephens-Partner Richard Greiner: „Sie schielen weiter auf geringstmögliche Budgets und zahlen im Notfall lieber zusätzliche, vorher nicht eingeplante ‚Cash Calls‘, um den Schiffsbetrieb am Laufen zu halten.“
Im vergangenen Jahr waren die Schiffsbetriebskosten laut der Analyse „Op-Cost 2016“ von Moore Stephens durchschnittlich um 2,4 Prozent gesunken. Damit waren die Ausgaben im vierten Jahr in Folge zurückgegangen.
Autor: THB/BO