Ein Schubschiff ersetzt 900 LKWs

MotorgĂĽterschiff Bavaria in Fahrt auf der Donau in Wien.
Motorgüterschiff Bavaria in Fahrt auf der Donau in Wien. © www.thomasjantzen.com

Wiens Hafenchef: Klimabilanz und damit Kosten bei Schubverbänden „unschlagbar“

Ein großes Problem für Menschen und Umwelt ist und bleibt der LKW-Verkehr durch Österreich trotz Forschungen über alternative Antriebsmethoden, wie kürzlich der Chef der Wiener Donauhafenverwaltung und Präsident der in Brüssel ansässigen Europäischen Hafenvereinigung EFIP, Fritz Lehr, ausführte. Auch wenn nicht alle Warentransporte auf Europas Wasserstraßen, darunter auch auf der Donau, sich dafür eigneten, ergäben sich für Schubverbände unschlagbare Kostenvorteile und vor allem Auswirkungen für die heute mehr denn je diskutierte Klimabilanz.

WasserstraĂźen haben Lehr zufolge ungenutztes Potential – auf ihnen könnte sogar die zehnfache Menge transportiert werden. Je größer die so transportierte Menge, umso umweltfreundlicher die Auswirkung.   

Z.B. an der unteren Donau gebe es Schubverbände von bis zu acht Bargen (antriebslose Ladungsbehälter) mit einer Transportkapazität von 19.600 t – wofĂĽr im Falle einer Umladung auf LKWs 800 bis 900 Schwerfahrzeuge benötigt wĂĽrden. Allerdings zahle sich ein Transport auf dem Wasserweg erst ab rund 700 km Transportweg aus. Probleme ergeben sich durch Baggerarbeiten an der Donau, vor allem in deren unterem Teil, sowie an Problemstellen in Bayern. Die Folge wäre ein erhöhtes Risiko, dass GĂĽter liegen bleiben, was manche dazu bewege, die GĂĽter gleich auf LKWs zwecks Transport an ihre Bestimmungsorte zu verladen. Dann gäbe es zwar höhere Kosten und einen erhöhten CO2-Ausstoss, aber verbesserte Kontrolle ĂĽber Liefertermine.

Den rund 2000 km langen schiffbaren Abschnitt der Donau hält Lehr fĂĽr groĂźe Transportmengen, Spezialladungen und Schwertransporte gut geeignet, um LKW-Transporte von SĂĽdost- nach Nordwest-Europa und umgekehrt einzuschränken und ĂĽberhaupt zu vermeiden. Lehr setzte sich fĂĽr verstärkte BildungsmaĂźnahmen ein, um Spediteure und Industriebetriebe mehr von den Vorteilen der Binnenschifffahrt und anderer umweltfreundlicher multimodaler Transportwege, so auch der Bahn zu ĂĽberzeugen. Notwendig seien aber auch eine bessere WasserstraĂźenerhaltung und Modernisierung der Flotten, bei denen viele Schiffe noch von alten Dieselmotoren angetrieben werden. Er verwies dabei auf die Ansiedlung vieler groĂźer Betriebe am Rhein in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland im Vergleich zur Donau. Einer der GrĂĽnde fĂĽr das „ZurĂĽckbleiben“ der Donau auf diesem Gebiet sei die vergangene lange Existenz des Eisernen Vorhangs, doch lasse die Existenz des Rhein-Main-Donau-Kanals, durch den eine 3504 km lange BinnenwasserstraĂźe von Rotterdam (Niederlande)  durch 15 Länder nach Constanta (Rumänien) ermöglicht wurde,  und der gute Bahnanschluss der österreichischen Donauhäfen Linz, EnnsmĂĽndung, Krems und Wien Optimismus fĂĽr die Zukunft aufkommen.

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Harald Krachler
Gastautor bei VEUS-Shipping.com.