Der Hafen von Djibouti, der Hauptstadt der gleichnamigen kleinen ostafrikanischen Republik in strategisch überaus bedeutender Lage, ist in jüngster Zeit zu einem bedeutenden wirtschaftlichen und politischen „Einfallstor“ der Volksrepublik China in Afrika geworden, ein weiter solcherart bedeutender Hafen ist Mombasa in Kenia. Das vor einigen Jahren in Afrika noch wenig präsente China expandiert und investiert dort in einem Tempo wie keine andere Großmacht – offenbar als weiteren Schritt, um die USA irgendwann als mächtigste Nation der Welt abzulösen. Doch bleibt abzuwarten, ob diese Entwicklung angesichts der jüngsten Probleme Chinas – reduziertes Wirtschaftswachstum, teilweise verursacht auch aufgrund dre derzeitigen Coronavirus-Epidemie und des autoritären Regierungssystems Chinas – im gegenwärtig atemberaubenden Tempo fortgesetzt werden kann.
Das von knapp 900.000 Menschen bewohnte Land Djibouti – davon rund eine halbe Million in der gleichnamigen Hauptstadt – liegt am Südausgang der Meeresstraße Bab el Mandeb („Tor der Tränen“) zwischen dem Roten Meer und dem mit dem Indischen Ozean verbundenen Golf von Aden. Nur 27 km trennen dort die Arabische Halbinsel vom Horn von Afrika. Alle Schifffahrtsrouten von Asien nach Europa (und umgekehrt), so auch die von China ins Leben gerufene maritime „Neue Seidenstrasse“ (seit 2016 als „Belt and Road-Initiative, BRI bekannt), also die Schifffahrtsroute von den chinesischen Häfen um Südostasien herum in den Indischen Ozean und dann durch das Rote Meer und den Suezkanal in das östliche Mittelmeer, führen hier am Horn von Afrika vorbei. Dazu kommt noch, dass das benachbarte Binnenland Äthiopien 80 Prozent seines Außenhandels über den Hafen Djibouti abwickelt.
China errichtete hier für knapp 3,5 Mrd. USD eine 48 qkm große Freihandelszone (eröffnet 2018). Der Umschlaghafen Djibouti wurde in den letzten Jahren unter Einsatz chinesischer Arbeiter und Techniken modernisiert. Die Hafentätigkeit beruht inzwischen völlig auf chinesischer Technik und steht somit praktisch unter chinesischer Kontrolle. Denn Peking hat auch ein Auge auf den wachsenden Markt in Äthiopien und auch sonst in Ostafrika geworfen, wofür Djibouti als „Einfallstor“ angesehen wird. Der seit 1999 autoritär regierende Staatschef Djiboutis, Ismail Omar Guelleh sieht den Einfluss Chinas trotz der dadurch bedingten hohen Verschuldung seines Landes als positiv. Er will aus Djibouti das „Singapur Afrikas“ machen, also einen sicheren Ort für Investoren und Großunternehmen. Westlichen Vorhaltungen, dass China auf diese Weise „Neokolonialismus“ betreibe, begegnet Guelleh mit der Frage, warum der Westen in seinem Land nicht mehr Investitionen tätige.
Eine Vertreterin der österreichischen Wirtschaftskammer bemerkte dazu, dass der Westen in Afrika vor allem die Konkurrenz sehe, die Bevölkerung Afrikas dagegen Ergebnisse. Man sollte sich im Westen vielmehr auf die eigenen Stärken konzentrieren und weniger mit dem Finger auf China zu zeigen.