Mit der polnischen Unity Line und den griechischen Superfast Ferries feierten 2015 zwei ziemlich unterschiedliche Fährreedereien dasselbe 20jährige Jubiläum; beide Reedereien betreiben ihre Fährdienste seit 1995.
Unity Line
Die 1994 in Szczecin gegründete polnische Reederei Unity Line, eine Tochter der staatlichen polnischen Schifffahrtsgesellschaft Polska Zegluga Morska (PZM), hält seit 1995 einen RoRo-Fährverkehr zwischen Swinoujscie und dem südschwedischen Ystad aufrecht, der mit der POLONIA bedient wird. Auf dieser Strecke verkehrten schon damals auch die ebenfalls staatlichen Reedereien Polska Zegluga Baltyska (PZB, vermarktet als „Polferries“) und Polskie Linie Oceaniczne (Polish Ocean Lines, POL), welche ursprünglich im Rahmen einer Fusion eine Einheit („Unity“) mit der PZM-Tochter bilden sollten. Dazu kam es jedoch nicht, und nur die Eisenbahnfähren der POL wurden in die Unity Line eingebunden. Dies war nach dem Untergang der POL-Fähre JAN HEWELIUSZ 1993 ohnehin notwendig geworden. Neu hingegen war 1995 die Beförderung von Passagieren und Autos – ein Marktsegment, das bis dahin nur Polferries bedient hatte.
Im Zuge einer Verlagerung der Verkehrsströme eröffnete Unity Line 2005 einen neuen Frachtfährdienst zwischen Swinoujscie und Trelleborg, der zunächst von der GRYF (Baujahr 1991) bedient wurde. Diese Linie entwickelte sich so gut, dass auf der Strecke in kurzer Zeit zwei weitere RoRo-Fähren in Dienst gestellt wurden, 2006 die GALILEUSZ (Baujahr 1993) und 2007 die WOLIN (Baujahr 1986). Im September 2008 bekam dann auch die POLONIA Verstärkung, so dass nach 13 Jahren auch für Passagiere und PKW-Kunden aus dem Ein-Schiff-Dienst ein Verkehr wurde, der zwei tägliche Abfahrten zwischen Swinoujscie und Ystad vorsah. Die SKANIA (Baujahr 1995) übernimmt seitdem die Nachtfahrten ab Swinoujscie und die Tagesfahrten ab Ystad. Auf der Frachtverbindung nach Ystad ersetzte im selben Jahr ferner die KOPERNIK (Baujahr 1977) die ältere MIKOLAJ KOPERNIK.
Darüber hinaus hatte Unity Line schon 2007 die Bestellung zweier neuer RoRo-Frachtfähren bei Stocznia Szczecinska Nowa in Szczecin bekanntgegeben. Die Schwesterschiffe PIAST und PATRIA sollten 2010 abgeliefert werden, zum Bau der Schiffe kam es jedoch nicht. 2015 bestand die Flotte der Reederei daher weiter aus den beiden RoPax-Fähren POLONIA und SKANIA, den beiden Eisenbahngüterfähren KOPERNIK und JAN SNIADECKI sowie den drei RoRo-Frachtfähren GRYF, GALILEUSZ und WOLIN, welche die Verbindung nach Trelleborg bedienen. Unity Line besitzt im Frachtbereich zwischen Polen und Schweden nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 65%, wobei die Reederei im Eisenbahngüterverkehr ein 100%es Monopol besitzt und beim LKW-Verkehr auf einen Marktanteil von 63% kommt. Unity Line befördert jährlich ca. 340.000 Passagiere und ca. 250.000 LKW-Fahrer.
Interessanterweise kommt es 2016 womöglich mit 20jähriger Verspätung doch noch zur lange angestrebten „Unity“ mit dem Mitbewerber Polferries. Unter dem Dach der neu zu gründenden Polska Grupa Promowa (PGP) soll die Unity Line nun mit ihrem ebenfalls staatlichen Konkurrenten Polferries fusionieren und sodann rasch eine Flottenerneuerung in Angriff nehmen. Diesmal jedoch sind als Neubauten zwei große RoPax-Fähren angedacht, die durch Flüssiggas (LNG) angetrieben werden. Dem Flotten- und Routennetzwerk der Unity Line stehen also in dem kommenden Monaten und Jahren einschneidende Änderungen ins Haus.
www.unityline.pl
Superfast Ferries
Ebenfalls auf eine 20jährige Unternehmensgeschichte konnte 2015 die griechische Fährreederei Superfast Ferries zurückblicken. 1993 als Tochter der börsennotierten griechischen Traditionsreederei Attica Enterprises (seit 2004 Attica Group) gegründet, revolutionierte Superfast 1995 unter dem Management der Familie Panagopoulos mit zwei schnellen RoPax-Fähren den bis dahin von Second Hand-Tonnage dominierten Seeverkehrsmarkt in der Adria. So konnten die Schwesterschiffe SUPERFAST I und SUPERFAST II mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von knapp 28 Knoten die Überfahrtszeit zwischen Ancona und Patras von vormals 36 auf nur noch 20 Stunden verkürzen. Als 1998 die Neubauten SUPERFAST III und SUPERFAST IV zur Flotte hinzu stießen, konnte Superfast Ferries mit den beiden älteren Einheiten ferner eine neue Verbindung zwischen Bari und Patras starten.
1999 bestellte die Attica Group für Superfast Ferries dann nicht weniger als sechs weitere RoPax-Fähren, die 2001/2002 auf der Route Ancona – Patras die nach Australien verkauften Einheiten III und IV ersetzten (SUPERFAST V und SUPERFAST VI) bzw. neue Fährlinien in der Ostsee (Rostock – Hanko, SUPERFAST VII und SUPERFAST VIII) und in der Nordsee (Zeebrügge – Rosyth, SUPERFAST IX und SUPERFAST X) eröffneten. Von großer Bedeutung war 1999 auch der Einstieg von Attica Enterprises bei der griechischen Fährreederei Strintzis Ferries. Die neue Tochtergesellschaft, die im Gegensatz zu Superfast Ferries ausschließlich innergriechische Fährlinien bedient, firmiert seitdem als Blue Star Ferries. 2002 schließlich schlossen die Einheiten SUPERFAST XI und SUPERFAST XII das ambitionierte Neuprogramm zunächst ab; binnen sieben Jahren hatte Superfast Ferries nicht weniger als zwölf moderne RoPax-Fähren in Dienst gestellt, von denen zu diesem Zeitpunkt noch zehn in Süd- wie auch in Nordeuropa verkehrten.
In der Folge verringerte Superfast Ferries jedoch seine Präsenz in beiden Märkten. Die ersten Neubauten SUPERFAST I und SUPERFAST II wurden 2003/2004 verkauft und die Bari-Routen stattdessen von Einheiten aus der Blue Star-Flotte bedient. Und auch aus Nord- und Ostsee zog sich Superfast wieder zurück. Der Fährbetrieb zwischen Rostock und Hanko wurde 2006 mitsamt den Schiffen an Tallink veräußert, während die Verbindung zwischen Belgien und Schottand erst in der Abfahrtsfrequenz reduziert und 2008 schließlich ganz eingestellt wurde. Im Sommer 2008 war die Flotte von Superfast Ferries wieder auf vier Einheiten geschrumpft, die allesamt in der Adria verkehrten.
Die nächste Phase der Expansion leitete jedoch Ende 2008 die Wiederaufnahme des schnellen RoPax-Verkehrs zwischen Bari und Patras durch die Neubauten SUPERFAST I (2) und SUPERFAST II (2) ein, die im Sommer auch Igoumenitsa und Korfu anlaufen. Darüber hinaus machte der erstarkte Wettbewerb auf der Route Ancona – Patras 2011 eine Fahrplangemeinschaft mit dem bisherigen Konkurrenten ANEK Lines nötig, der sich auch auf die 2009 von Superfast neu eröffnete innergriechische Route Piräus – Heraklion erstreckte. Nachdem 2010 bzw. 2013 auch noch die Einheiten SUPERFAST V und SUPERFAST VI verkauft worden waren, ermöglicht die Zusammenarbeit mit ANEK Lines seitdem einen noch flexibleren Tonnage-Einsatz, der vor allem die Superfast-Fähren SUPERFAST XI und SUPERFAST XII inzwischen auch regelmäßig im Einsatz auf innergriechischen Fährlinien wie z. B. Piräus – Rhodos vorsieht. Die 2011 zunächst auf drei Jahre begrenzte Fahrplan-Gemeinschaft mit ANEK Lines wurde daher 2014 um weitere drei Jahre bis 2017 verlängert. Die Beförderungsleistung von Superfast Ferries auf der Strecke Ancona – Patras belief sich 2014 auf 117.000 Passagiere und 30.000 Autos und auf der Verbindung Bari – Patras auf 254.000 Passagiere und 36.000 Autos. Die Attica Group als Ganze konnte 2014 nach fünf aufeinanderfolgenden verlustreichen Jahren erstmals wieder einen Gewinn ausweisen.
www.attica-group.com