WSV schreibt zwei neue Mehrzweckschiffe für die Nordsee aus

NEUWERK, 2010 vor Cuxhaven.
NEUWERK, 2010 vor Cuxhaven. © Christian Eckardt

NEUWERK wird später in die Ostsee verlegt
Wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes jetzt mitteilte, wurden die Planung und der Bau von zwei neuen Mehrzweckschiffen für die maritime Notfallvorsorge europaweit ausgeschrieben. Die Angebotsfrist läuft noch bis zum 31. März 2016. Die neuen rund 85 m langen Schiffe sollen ab 2019 einsatzbereit sein und dann die bisherigen Mehrzweckschiffe in der Ostsee SCHARHÖRN und MELLUM in der Nordsee ersetzen.
Das Ersatzschiff für die über 40 Jahre alte SCHARHÖRN wird künftig in der Nordsee eingesetzt und zeitgleich wird die bislang noch in der Nordsee stationierte NEUWERK, mit einem Pfahlzug von 113 t, derzeit das stärkste Schiff der Flotte, in die Ostsee verlegt. Die neue MELLUM wird dann ebenfalls das alte, 1984 erbaute Schiff ersetzen. Heimathafen der neuen SCHARHÖRN wird Cuxhaven sein. Heimat der neuen MELLUM bleibt Wilhelmshaven.
Mit den neuen Schiffen soll die Sicherheit in Nordsee verstärkt werden. So werden die Neubauten für einen Havariefall sowie für die Öl-, Schadstoff- und Brandbekämpfung und als Notschlepper bestens ausgerüstet Bei den Eckdaten für die Konstruktion hat man sich dabei an die gestiegenen Anforderungen der modernen Schifffahrt orientiert.
Die neuen Schiffe sind besonders für den Einsatz bei Öl- und Chemikalienunfällen konzipiert und werden mit einem diesel-elektrischen Antrieb ausgestattet, der für einen Pfahlzug von ca. 110 t ausgelegt wird. Durch die Ausstattung der Schiffe mit einem Hubschrauberlandedeck werden die operativen Fähigkeiten im Vergleich zu den jetzigen Schiffen noch einmal deutlich verbessert. Zudem ist der Einsatz bzw. Bergen von Hindernissen aber auch beim Setzen und Einholen von Schifffahrtszeichen (Tonnen), wie bei den jetzigen Schiffen auch schon praktiziert, vorgesehen.
Zum Schutz der deutschen Küste und im Falle einer Havarie in Nord- und Ostsee stehen rund um die Uhr vier eigene Mehrzweckschiffe mit hochqualifizierten Experten bereit, die von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes unterhalten werden. In der Ostsee sind die Mehrzweckschiffe SCHARHÖRN und ARKONA stationiert, in der Nordsee die MELLUM und die NEUWERK. Zusätzlich wurden Notschlepper gechartert sowie zwei sog. Boardingteams. Im Ernstfall sind diese Schiffe innerhalb von zwei Stunden am Einsatzort. Bei komplexen Schadenslagen liegt die Einsatzleitung dann beim Havariekommando in Cuxhaven.

SCHARHÖRN, nach einem Dockaufenthalt in Bremerhaven 2004.

Cuxhaven ist derzeit auch noch der Heimathafen des 1998 bei der Volkswerft in Stralsund erbauten Gewässerschutzschiffes NEUWERK, das dem Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven zugeordnet ist. Das 78,91 m lange und 18,63 m breite Schiff wird mit einer Besatzung von 16 Personen gefahren und kommt bei der Schadstoffunfallbekämpfung, Tonnenlegen, Eisbrechen, Notschleppen, Brandbekämpfung sowie bei schifffahrtspolizeilichen Aufgaben zum Einsatz.
Das Mehrzweckschiff MELLUM wurde im August 1983 bei der Elsflether Werft AG auf Kiel gelegt und am 4. Juli 1984 als Flaggschiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes Wilhelmshaven in Betrieb genommen. An den Baukosten von rund 38,5 Mio. DM hatten sich seinerzeit die vier Nordsee-Küstenländer beteiligt. Im Laufe der Zeit wurde die MELLUM mehrfach modernisiert und nachgerüstet, zuletzt 1999. Damals wurde das Schiff zur Verbesserung der Längsstabilität um ca. 7,5 m auf jetzt 80,45 m verlängert.
Mit dem 2004 von der Peene Werft in Wolgast erbauten Mehrzweckschiff ARKONA setzte die Bundesrepublik Deutschland eine Empfehlung der Helsinki-Kommission um, wonach Schadstoffunfallbekämpfungskapazitäten so bemessen sein sollen, dass jeder Ort des eigenen Seegebietes innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, z.B. beim Notschleppen in 2 Stunden, erreicht werden kann. Die ARKONA wird vom WSA Stralsund eingesetzt und deckt den gesamten Bereich der südlichen Ostsee von Kühlungsborn bis an die polnische Grenze ab. Speziell der Verkehrsschwerpunkt Kadetrinne, westlich der Halbinsel Darß, wird regelmäßig überwacht. Die 69,2 m lange und 15 m breite und dieselelektrisch angetriebene ARKONA dient als Ergänzung für die seit 1998 in der Ostsee stationierte SCHARHÖRN.
Bei dem in Kiel beheimateten Mehrzweckschiff SCHARHÖRN handelt es sich um einen wahren „Oldtimer“, denn das Schiff wurde bereits im Jahr 1974 auf Rheinwerft Walsum in Duisburg erbaut. Nach einem Einsatz als Versorgungsschiff für Ölplattformen unter dem Namen OSTERTOR wurde es 1980 an das Bundesministerium für Verkehr verkauft und dem WSA Cuxhaven übergeben und umfangreich umgebaut. Es folgte ein Einsatz als SCHARHÖRN innerhalb der Deutschen Bucht und das Schiff wurde fortlaufend modernisiert, um die umfangreichen Anforderungen, die an ein Schadstoffunfallbekämpfungsschiff (SUBS) gestellt werden, zu erfüllen. Mit der Indienststellung des Mehrzweckschiffes NEUWERK im Jahr 1998 wurde die 56,12 m lange SCHARHÖRN dem WSA Lübeck unterstellt und überwacht seitdem das Revier der westlichen Ostsee von Flensburg bis zum Leuchtturm Buk.

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Christian Eckardt
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schifffahrt und Offshoretechnik.