Fehmarnbeltquerung: Schifffahrt muss sicher bleiben

Die Fährroute Puttgarden-Rödby soll während der Bauphase für die feste Fehmarnbeltquerung verschoben und westlich des Baukorridors eingerichtet werden.
Die Fährroute Puttgarden-Rödby soll während der Bauphase für die feste Fehmarnbeltquerung verschoben und westlich des Baukorridors eingerichtet werden. © Scandlines

Der Bau der geplanten festen Fehmarnbeltquerung mit der damit einher gehenden Einrichtung von Wanderbaustellen und dem Verschiffen von über 70 000 Tonnen schweren Tunnelelementen zwischen Lolland und Fehmarn kann zu erheblichen Beeinträchtigungen des Schiffsverkehrs führen und das Risiko von Havarien erhöhen. Um weiterhin einen sicheren Schiffsverkehr zu gewährleisten, empfiehlt der Deutsche Nautische Verein (DNV) eine Reihe von Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bauphase.
Die den Bau betreibende dänische Gesellschaft Femern AS hat für den derzeit geplanten Absenktunnel in ihren Planfeststellungsunterlagen Maßnahmen beschrieben, die der DNV nicht unkommentiert lassen möchte. Denn der Fehmarnbelt wird zurzeit von 45 000 Schiffen pro Jahr in beiden Richtungen befahren; zugleich sind 38 000 Fährbewegungen zu verzeichnen, die den
Schifffahrtsweg kreuzen. Vor allem in den Sommermonaten ist in diesem Gebiet mit zusätzlich starkem Verkehr von Sportbooten auszugehen. Außerdem wird in diesem Gebiet Fischerei betrieben. Der DNV bemängelt, dass die Femern AS bisher noch nicht abschließend ermittelt habe, welche Auswirkungen Wind, Strom, Eisgang und andere hydrometeorologische Einflüsse auf die Schifffahrt und insbesondere auf die Baufahrzeuge haben werden. Daher sei eine ausführliche Ship-handling-Simulation und Analyse der möglichen Risiken bereits vor der Bauphase unerlässlich.
Es sei erforderlich, alle wichtigen und sicherheitsrelevanten Fragen vor Erteilung der Baugenehmigung möglichst umfassend zu klären, um gegebenenfalls notwendige Rahmenbedingungen, Restriktionen und Sicherheitsstandards in die Baugenehmigung aufzunehmen. Die Fährroute Puttgarden-Rödby soll während der Bauphase verschoben und westlich des Baukorridors eingerichtet werden.
In ihm werden zwischen 80 und 100 Fahrzeuge als Querverkehr zum Hauptfahrwasser pendeln, die sich nicht mit dem Fährverkehr kreuzen dürfen. Der DNV fordert wegen der hohen Unfallgefahr unbedingt geeignete Baufahrzeuge, die mit qualifiziertem Personal zu besetzen sind.

Der DNV empfiehlt dringend:
● finanzielle Anreize für die Annahme von Lotsen durch den Bauträger
â—Ź Benennung der fĂĽr die Berufsschifffahrt wichtigen Baustellenmarkierungen mit Racon-Signalbojen im Vorwege
â—Ź die Annahme von Steuerern
● die Durchführung einer Shiphandling Simulatiuon, um insbesondere die Mindestanforderungen hinsichtlich der Manöverkennwerte und Manövriereigenschaften der Baufahrzeuge zu definieren, Empfehlungen für Fahrtrassen und Fahrregime zu eruieren sowie die hydrometeorologischen
Restriktionen fĂĽr den Einsatz aufzustellen
â—Ź Vorfahrtsregeln und Routen fĂĽr groĂźe Tanker und Containerschiffe zum Passieren
der Baustelle zu erarbeiten
â—Ź einen Mindeststandard fĂĽr die Besetzung der Baufahrzeuge,
â—Ź ein Ăśberholverbot im Baustellenbereich,
â—Ź eine Annahmeregelung fĂĽr Schlepper oder das Eskortieren durch einen Schlepper
fĂĽr windempfindliche Fahrzeuge bei groĂźer Verkehrsdichte und einer zu definierenden Wetterlage zu treffen,
● eine ausreichende Bereitstellung von Hubschraubern und Rettungsdiensten vor Ort sowie die Erarbeitung von Notfallplänen,
● Abstimmung und Regelung zur Kommunikation der Fähren und kreuzender Baufahrzeuge

Mit freundlicher Genehmigung aus DNV Position 1/16

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