Lloyd Werft verlängert in diesem Sommer DFDS-RoRo-Fähre um 30 Meter

Luftbilder von der damaligen Verlängerung der FICARIA und FREESEA SEAWAYS aus dem Jahr 2009 bei MWB in Bremerhaven.
Luftbilder von der damaligen Verlängerung der FICARIA und FREESEA SEAWAYS aus dem Jahr 2009 bei MWB in Bremerhaven. © Werk

Schiffsverlängerungen gehören zum Portfolio der Bremerhavener Lloyd Werft, wurden hier doch schon mehrfach Verlängerungen von Kreuzfahrtschiffen, Fähren aber auch Kühlschiffen in den vergangen Jahrzehnten durchgeführt. Ab dem 1. Juli können die Konstrukteure und Werker der Werft, die seit dem 1. Januar 2016 zur Genting-Gruppe gehört, ihre Leistung erneut für 31 Tage unter Beweis stellen, denn dann wird die derzeit noch knapp 200 Meter lange Ro-Ro-Fähre PRIMULA SEAWAYS mit einer Bruttoraumzahl von 32.289, der dänischen Reederei DFDS um 30 Meter verlängert. Neben der Verlängerung gehört zum Arbeitsauftrag der Lloyd Werft auch noch die Beseitigung eines Kollisionsschadens, den sich die PRIMULA SEAWAYS im Dezember 2015 vor der englischen Ostküste zugezogen hat.

Wie die Lloyd Werft jetzt mitteilte ist dieser Großauftrag der dänischen Reederei ein Wiedersehen für Lloyd Werft-Vorstand Dirk Petersjohann. Dieser war 2002 als Mitarbeiter der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft an der Konstruktion der Ro-Ro-Fähre unter der Baunummer 703 beteiligt. Gemeinsam mit dem Projektleiter für die Verlängerung, Stephan Bieber, hat er die Prozedur, die im Schwimmdock III der Werft erfolgen wird, geplant. Für den Maschinenbau-Ingenieur ist es die erste Verlängerung, bei der gleich einige Besonderheiten auf ihn und die Lloyd Werft warten:

Fast 200 Meter Schiffsrumpf müssen in Höhe des überhängenden Brückenhauses durchtrennt werden. Zunächst vertikal und dann auf gut 10 Meter unter dem Brückenhaus horizontal. Mit dieser Methode will die Werft vermeiden, dass im Inneren des Schiffes Rampen an schwierigen und zeitaufwendigen Stellen durchtrennt werden müssen. Nachdem alle Ver- und Entsorgungsleitungen getrennt und markiert sind, kann das Vorschiff der PRIMULA SEAWAYS aus dem Dock gezogen werden.

 

Die 30 Meter lange und 20,5 Meter breite Verlängerungssektion wiegt 1.300 Tonnen und wird derzeit bei Rönner-Stahlbau im Fischereihafen in Bremerhaven hergestellt. Sobald die PRIMULA SEAWAYS in Bremerhaven getrennt ist wird die Verlängerungssektion vor das Achterschiff bugsiert. Nachdem auch das Vorschiff wieder im Dock liegt, werden alle Teile mit Hydraulikzugpressen millimetergenau verbunden. 12 Tage Zeit hat die Werft, um das Schiff auseinanderzuschneiden und die restlichen 19 Tage sind für das Zusammenfügen und Reparaturen vorgesehen. Denn gleichzeitig werden an Bord auch Tanks an die neuen Marpol-Regeln angeglichen und ein nicht unerheblicher Kollisionsschaden ist zu beheben. Im Dezember 2015 kollidierte die PRIMULA SEAWAYS im Ärmelkanal mit dem Autotransporter CITY OF ROTTERDAM, der sich auf dem Weg von Emden nach Immingham befand.

Die anschließend auf 229,80 Meter verlängerte PRIMULA SEAWAYS wird bei der Ablieferung dann über eine Trailer-Aufstellfläche von 4.650 Metern für 307 Trailer verfügen, das bedeutet eine Vergrößerung der Ladungskapazität um 25 %.

Wie die Lloyd Werft weiter mitteilte, ist dieses Projekt von besonderer Bedeutung, zumal mit DFDS eine Option für die Verlängerung von zwei weiteren Fähren vereinbart worden ist. Weiterhin liegen bei den Konstrukteuren der Lloyd Werft weitere, ähnliche Projekte von europäischen Reedereien. Für Dirk Petersjohann ist auch ein Hinweis darauf, dass die inzwischen zum Genting-Konzern gehörende Bremerhavener Umbauwerft „sich nicht als Genting-Hauswerft versteht“, sondern wie bisher unabhängig auf dem internationalen Schiffbaumarkt Aufträge akquirieren soll und will. Petersjohann: „Wir werden uns nicht aus dem Wettbewerb zurückziehen, sondern ganz im Gegenteil unsere neuen Möglichkeiten international nutzen für mehr Arbeit.“

Die PRIMULA SEAWAYS gehört zu einer Serie von insgesamt sechs baugleichen RoRo-Fähren der dänischen Reederei DFDS, die zwischen 2003 und 2006 erbaut wurden und die vornehmlich im Nordsee-Dienst der Reederei zum Einsatz kommen. Im Jahr 2009 wurden bereit die drei Schwesterschiffe FICARIA SEAWAYS, BEGONIA SEAWAYS und FREESIA SEAWAYS nach dem gleichen Verfahren wie jetzt die PRIMULA SEAWAYS bei den damaligen MWB Motorenwerken in Bremerhaven, heute German Dry Docks, verlängert.

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Christian Eckardt
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schifffahrt und Offshoretechnik.