1,81 Millionen Deutsche haben 2015 eine Kreuzfahrt gemacht
Das Wachstum in der deutschen und internationalen Kreuzfahrtbranche nimmt noch immer weiter an Fahrt auf, allein im Jahr 2015 machten 1,81 Millionen Deutsche eine Hochseekreuzfahrt, wie der DRV in seiner alljährlichen Kreuzfahrtstudie, die im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin Anfang März veröffentlicht wurde, jetzt erklärte. Dazu kommen dann noch einmal 424.000 deutsche Passagiere, die im vergangenen Jahr eine Flusskreuzfahrt gebucht haben. Damit ist Deutschland erneut, nach den USA, der weltweit zweitgrößte Kreuzfahrtmarkt, noch vor Großbritannien und China. Weltweit sind Kreuzfahrten im Verlauf der vergangen 20 Jahre zu einem elementaren Bestandteil der Touristik avanciert, erklärte Norbert Fiebig Geschäftsführer vom Deutschen Reiseverband (DRV). Auch die Prognosen stehen weiter auf Wachstum, so geht Fiebig von einer Verdoppelung der Kreuzfahrtgäste in den nächsten 10 Jahren aus. Allein in den drei umsatzstärksten deutschen Kreuzfahrthäfen Hamburg (520.000 Passagiere in 2015) Warnemünde/Rostock (485.000) und Kiel mit knapp 460.000 Passagieren werden jährlich über 90 % der Passagiere in den deutschen Häfen abgefertigt. Von diesen Zahlen weit abgeschlagen ist das Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven mit rund 66.000 Passagieren im Jahr 2015, wobei die Columbuskaje vor 20 Jahren sogar noch der Branchenprimus in Deutschland war.
Doch in diesem Jahr stehen auch an der Unterweser die Zeichen wieder auf Wachstum. Wie Veit Hürdler, Geschäftsführer vom Columbus Cruise Center im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Bremerhaven-Stand auf der ITB erläuterte. So werden in diesem Jahr mit der Abfertigung des neuen Kunden TUI Cruises die beiden Wohlfühlschiffe MEIN SCHIFF 1 und MEIN SCHIFF 5, fünf- bzw. dreimal an der Columbuskaje festmachen. Zudem sorgt der Anlauf des ehemaligen Traumschiffes DEUTSCHLAND, das in den Sommermonaten als viertes Schiff für Phoenix Reisen nur von Bremerhaven aus verkehren wird, für ein Wachstum von rund 30 Prozent auf geschätzte 95.000 Gäste mit insgesamt 71 Anläufen von 11 Reedereien an der Unterweser. Phoenix Reisen ist schon seit Jahren der größte Kunde an einem der modernsten Terminals in Europa und ist allein in diesem Jahr mit insgesamt 37 Abfahrten an der Unterweser, wie Michael Schulze, Direktor Seereisen bei Phoenix erklärte. Erstmals macht die DEUTSCHLAND nach einem Werftaufenthalt in Cadiz am 7. Mai 2016 an der Columbuskaje fest, weitere 10 Abfahrten werden bis zum 7. September folgen. Den 31. Juli 2016 sollten sich Schiffsliebhaber dabei dann ganz dick im Kalender eintragen, denn dann liegen alle vier Phoenix-Schiffe gleichzeitig an dem Bremerhavener Kreuzfahrtterminal. Für diesen Tag möchte Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz gerne alle vier Schiffe mit einem Feuerwerk verabschieden, wenn Phoenix die Schiffe zur Abfahrt in den Blexer Bogen, quasi in Innenstadtnähe verholt, damit dieses einzigartige Schauspiel am Weserdeich von möglichst viel Zuschauern bewundert werden kann.
Grantz hat sich nach eigenen Angaben in den vergangen drei Jahren verstärkt für den Kreuzfahrtstandort Bremerhaven eingesetzt und dazu unter anderem einen runden Tisch mit Reedereien und Veranstaltern ins Leben gerufen. So nutzte Grantz den Besuch auf der ITB unter anderem auch, um mit TUI Cruises Geschäftsführerin Wiebke Meyer den Erstanlauf der beiden TUI-Schiffe abzustimmen, ohne hierzu schon nähere Details zu verkünden. TUI Cruises wird sich auch in der Zukunft noch stärker an der Unterweser präsentieren, so sind schon jetzt für das Jahr 2017 mehr als 10 Abfahrten mit den TUI-Schwesterschiffen MEIN SCHIFF 3 und MEIN SCHIFF 4 am Columbus Cruise Center gebucht.
Für weiteres langfristiges Wachstum im Kreuzfahrtbereich an der Unterweser sorgt aber auch der Einstieg der Genting Group aus Malaysia bei der Lloyd Werft. Zur Unternehmensgruppe von Genting gehört unter anderem die Reederei Star Cruises, bisher noch Muttergesellschaft der auch in Deutschland sehr erfolgreichen Norwegian Cruise Line. Wie Lloyd Werft Geschäftsführer Carsten Haake schon im Vorfeld der ITB in Berlin mitteilte, hat die Genting Gruppe für die eigenen Reedereien bis jetzt sechs Schiffe fest bestellt, zwei Hochseekreuzfahrtschiffe zur Ablieferung 2019/20 sowie vier exklusive Flusskreuzfahrtschiffe, die alle im Jahr 2017 in Fahrt kommen sollen. In einem weiteren Gespräch kündigte der Werftvorstand zuvor an, dass noch mindestens vier weitere Neubauten gebaut werden sollen, die Arbeit für die nächsten10 Jahre auf der neuen Werftengruppe bedeuten werden. Nach Auskunft von Haake sollen alle vier Werftstandorte der neuen Lloyd Werft Group, Bremerhaven sowie die drei ehemaligen Nordic Yards-
Standorte Wismar Warnemünde, Stralsund, von dem Neubauprogramm profitieren. Dabei ist geplant, dass die Stahlrümpfe der Hochseekreuzfahrtschiffe entweder in Wismar oder Warnemünde entstehen, die Fertigstellung und Endausrüstung, wie das Aufsetzen von Decksaufbauten, Einbau der Kabinen dann aber in Bremerhaven erfolgen soll. Dazu erklärte Haake: „Dies ist ein großer Kuchen mit vielen Aufgaben und Chancen, der über alle vier Standorte verteilt wird.“
Aber auch die mindestens zweimal jährliche Ausrüstung von Kreuzfahrtneubauten der Papenburger Meyer Werft am Bremerhavener Kreuzfahrtterminal sorgt für eine gute Auslastung des Terminals, schafft aber auch zusätzliche Aufträge bei den örtlichen Zulieferern und sorgt für volle Betten bei den Hotels und Gästezimmern in der Stadt. So wurde dort im April der jüngste Neubau der Meyer Werft, die OVATION OF THE SEAS ausgerüstet, im Herbst wird die GENTING DREAM an der Unterweser erwartet.
Zwischenzeitlich rührte Veit Hürdler in Fort Lauderdale auf der weltgrößten Kreuzfahrtmesse Seatrade die Werbetrommel für den Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven. Hierbei hatte er vor allem die ausländischen Reedereien, die so genannten Transitgäste, im Visier. Denn in den nächsten Jahren werden immer noch mehr Kreuzfahrtschiffe in Fahrt kommen, um die Nachfrage abzudecken. So werden allein in diesem Jahr zehn neue Schiffe mit 27.600 neuen Betten in Fahrt kommen, zwei davon, die MEIN SCHIFF 5 und die AIDAPRIMA für den deutschen Markt.
Beitragsfoto: C. Eckardt