QUEEN ELIZABETH – 2.500. Kreuzfahrtanlauf im Seehafen Kiel

Bei nur mäßig heiterem Himmel hat die QUEEN ELIZABETH im August 2016 am Kieler Ostseekai festgemacht.
Bei nur mäßig heiterem Himmel hat die QUEEN ELIZABETH im August 2016 am Kieler Ostseekai festgemacht. © Kai Ortel

Am 13. August 2016 markierte der Besuch der QUEEN ELIZABETH den 2.500. Anlauf eines Kreuzfahrtschiffes im Kieler Hafen. Die Cunard Line und die Seehafen Kiel GmbH & Co. KG luden anlässlich dieses Jubiläums Politiker und Medienvertreter ein, die im Anschuss an den festlichen Akt Gelegenheit hatten, sich an Bord des Schiffes auszutauschen und an einer Führung durch den Cunard-Liner teilzunehmen.

Bevor es jedoch soweit war, standen noch die obligatorischen „warmen Worte“ auf dem Programm, auch wenn die Hälfte davon im geschäftig-lauten Trubel des mit ein- und ausschiffenden Kreuzfahrtgästen gut besuchten Ostseekai-Terminals unterging. Kiels Stadtpräsident Hans-Werner Tovar (SPD) unterstrich in seinem Grußwort die Tatsache, dass Kiel zu den „führenden Kreuzfahrthäfen in Nordeuropa“ gehöre, während Anja Tabarelli, die in Kiel aufgewachsen ist, als Direktorin der deutschen Cunard Line-Niederlassung betonte, dass man gerne wiederkomme, nicht zuletzt weil die QUEEN ELIZABETH schon bei ihrem Erstanlauf an der Förde im Jahr 2012 so begeistert empfangen worden war. So ist ein weiterer Anlauf der „Queen“ in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt bereits fest gebucht – am 21. Juni 2017 macht das Schiff im Rahmen der Kieler Woche erneut am Ostseekai fest. Knud Sörensen, der für die Seehafen Kiel GmbH & Co. KG sprach, wies insbesondere auf die Bedeutung des Kreuzfahrtgeschäfts für den Hafen hin und bemerkte, dass Kreuzfahrten heute zu den wichtigsten Geschäftsfeldern der Seehafen Kiel GmbH zählten. Ähnlich äußerte sich auch Helge Grammerstorf vom Branchenverband CLIA Deutschland, der auf das enorme Wachstum der Kreuzfahrtindustrie im gesamten deutschsprachigen Raum in den letzen Jahren hinwies. Genau dieses Wachstum war es jedoch auch, das die deutschen Seehäfen (nicht nur Kiel) zuletzt vor große Herausforderungen stellte, konnte doch der Bau entsprechend großer Terminalgebäude und ausreichend langer Kaianlagen mit dem nötigen Tiefgang nicht immer mit dem rapiden Größenwachstum der Kreuzfahrtschiffe selber mithalten.

Dabei hatte alles einmal ganz klein angefangen. Das erste in den Büchern der Hafenverwaltung vermerkte Kreuzfahrtschiff war am 23. Juni 1974 die 1953 als KUNGSHOLM gebaute EUROPA (IV), die damals am Bollhörnkai (der heute Teil des erweiterten Schwedenkais ist) festgemacht hat. Ganze vier Kreuzfahrtschiffsanläufe gab es in jenem Jahr, zwei durch besagte EUROPA und zwei weitere durch die damals noch in den Farben der Norske Amerikalinje (NAL) fahrende SAGAFJORD. In den Folgejahren wuchs das Kreuzfahrtgeschäft im Kieler Hafen auch nur langsam, nicht mehr als 14 Anläufe waren es zehn Jahre später (1984). Doch Anfang der 1990er Jahre kam endlich Schwung in die bis dahin elitäre und „angestaubte“ Branche. In der Saison 1994 zählte man in Kiel bereits 66 Anläufe, und 1998 stationierte der Newcomer Festival Cruises mit der FLAMENCO erstmals ein Schiff für eine komplette Sommersaison im Seehafen. Andere Reedereien folgten dieser Strategie und begannen, im Frühjahr und Sommer turnusmäßige Ostsee-Kreuzfahrten anzubieten, die in Kiel begannen und endeten, so Costa Crociere mit der COSTA MARINA (ab 2002), Aida Cruises mit der AIDABLU (ab 2004) und MSC Crociere mit der MSC LIRICA (ab 2006). Und allmählich wurde es eng am Fördeufer, 2007 überschritt man erstmals die Marke von 100 Anläufen in einem Jahr.

Ein Foto aus den Tiefen des Hafen-Archivs: Die EUROPA (IV) im Rahmen des ersten Anlaufs eines Kreuzfahrtschiffes in Kiel im Juni 1974.Eine Büste von Königin Elizabeth II. grüßt die Passagiere am Eingang des Queens Room an Bord der QUEEN ELIZABETH.Von links Knud Sörensen (Prokurist Seehafen Kiel), Anja Tabarelli (Cunard Line), Hans-Werner Tovar (Stadtpräsident Kiel) und Helge Grammerstorf (CLIA Deutschland).

Die Lösung für dieses Problem sah man im Neubau eines modernen Kreuzfahrtterminals, mit dem künftig auch Passagierwechsel im großen Stil möglich sein würden. Da die Color Line ihren Fährverkehr nach Oslo 1997 zum ebenfalls neugebauten Norwegenkai verlegte, stand am alten Oslokai der nötige Platz zur Verfügung, wo man den Passagieren darüber hinaus auch noch einen üerbaus city-nahen Anleger bieten konnte. Das Abfertigungsgebäude am neuen „Ostseekai“ wurde 2007 eingeweiht und galt zu diesem Zeitpunkt als eine der modernsten und leistungsfähigsten Terminalanlagen in ganz Nordeuropa. Die Kais selber bieten dabei Platz für Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 285 bzw. 355 Metern Länge und 4.000 Passagieren Kapazität, doch zu etwa derselben Zeit bestellten fast alle großen Reedereien nur noch Kreuzfahrtschiffe von über 300 Metern Länge. Und diese wollten den Seehafen vorzugsweise am Wochenende anlaufen, so dass Liegeplätze erneut knapp zu werden drohten. 2014 weihte die Seehafen Kiel GmbH daher den Anleger 1 im Ostuferhafen als zusätzlichen Kreuzfahrtterminal ein. Seitdem können tatsächlich drei große Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig den Hafen anlaufen. Größtes Schiff war bislang die 142.714 BRZ große REGAL PRINCESS, die den Kieler Hafen 2015 besuchte. Darüber hinaus hat sich der Hafen aber auch als Austragungsort für spektakuläre Schiffstaufen bewährt; so wurden am Ostseekai die Taufen der AIDASOL (2011) und der MEIN SCHIFF 4 (2015) vollzogen. 2016 ist Kiel Basishafen aller großen auf dem deutschen Markt vertretenen Kreuzfahrtreedereien, die ihre Schiffe zwischen April und September für ihren wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Passagierwechsel an der Förde stationieren. Darüber hinaus ist der Hafen aber auch als Stopover-Destination bei internationalen Reedereien beliebt, die Kiel im Rahmen einer Ostsee-Kreuzfahrt anlaufen.

In dieser Rolle kam an besagtem 13. August 2016 auch die QUEEN ELIZABETH der Cunard Line an die Förde, zusammen mit der MSC MUSICA (Ostseekai), der AIDAVITA (Sartorikai) und der AIDALUNA (Ostuferhafen). Die „QE“, wie sie abgekürzt auch genannt wird, gilt im Vergleich zu ihrer einige Jahren älteren Fast-Schwester QUEEN VICTORIA als das „europäischere“ von beiden Schiffen, dasjenige, welches in seiner helleren Farbgebung und dem Art Deco-Stil seiner Inneneinrichtung mehr an den kontinentalen als an den britischen Geschmack angepasst ist. Aus diesem Grund ist die jüngste der drei Cunard-Queens auch auf dem deutschen Markt populär, wie Ingo Thiel, Pressesprecher der Reederei in Deutschland, im Rahmen einer Schiffsführung erläutert. Dabei führt das Schiff aber auch die Tradition seines berühmten Namensvorgängers fort, der berühmten QUEEN ELIZABETH 2, die 2008 die Cunard-Flotte verlassen musste. Die Büste der britischen Königin, die am Eingang des Queens Room aufgestellt ist, und die genau jenen Platz auch schon auf der QE2 innehatte, zeugt genauso von dieser Tradition wie die elegante zweistöckige Bibliothek an Bord, das Gemälde der Namensgeberin auf Deck 2 oder das riesige Holzmosaik im Atrium des Schiffes, das den Liner in einer imposanten Bugansicht zeigt.
Haupteinschiffungshafen der QUEEN ELIZABETH ist Southampton, 2017 hat die Cunard Line aber auch Reisen ab Rotterdam und Hamburg in ihrem Programm. Der Tagespreis an Bord der QUEEN ELIZABETH liegt zwischen ca. 150 und 225 € in einer Innen- bzw. zwischen 175 und 250 € in einer Außenkabine.
www.portofkiel.com
www.cunard.de

Technische Daten MS QUEEN ELIZABETH
Bauwerft : Fincantieri, Marghera (Italien), 2010
Reederei : Cunard Line, Southampton
Flagge : Bermuda
Heimathafen : Hamilton
IMO-Nummer : 9477438
Rufzeichen : ZCEF2
Länge : 294,00 m
Breite : 32,25 m
Tiefgang : 7,80 m
Tonnage : 90.901 BRZ
Leistung : 64.000 kW
Antrieb : dieselelektrisch
Geschwindigkeit : 21,7 Knoten
Passagiere : 2.092 (2.172)
Kabinen : 1.046
Besatzung : 996

Beitragsbild: Kai Ortel

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Kai Ortel
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Kreuz- und Fährschifffahrt.