Neue Maßstäbe im Patrouillenbootbau bei CMN

Die OCEAN EAGLE während einer ihrer vielen Testfahrten.
Die OCEAN EAGLE während einer ihrer vielen Testfahrten. © Avotrimage

Mit einem spektakulären Wurf will die französische Werft Construction Mecanique de Normandie (CMN), mit Sitz in Cherbourg, nicht nur dem Recht auf hoher See Geltung verschaffen, sondern auch die Streitkräfte verschiedener Nationen für sich gewinnen. Das Unternehmen ist auf die Konstruktion, den Bau und die Systemintegration von Marineschiffen spezialisiert. Mit der auffälligen Neuentwicklung des Patroullienbootes OCEAN EAGLE 43 setzt das Unternehmen Maßstäbe im Schiffbau. Wie das Unternehmen mitteilte, soll durch ihre ungewöhnliche Bauform der OCEAN EAGLE 43 Trimaran zahlreiche Vorteile in sich vereinen.

Das fast 44 Meter lange Schiff, das bereits von der Marine von Mosambik geordert wurde, soll aufgrund seiner ausgeklügelten Konstruktion auch bei stürmischem Wetter zügig durch das Wasser gleiten. Das Ganze mit einer Spitzengeschwindigkeit von 30 Knoten (rund 55 km/h) und einer maximalen Reichweite von rund 5000 Seemeilen. Besonders hebt der Hersteller jedoch die Sparsamkeit des Schiffes hervor: Bei einer Geschwindigkeit von knapp 14 Knoten benötigt es für eine Distanz von rund 230 Seemeilen lediglich eine Tonne Kraftstoff. Laut CMN kommen vergleichbare Patrouillenboote mit der gleichen Menge Sprit bei dieser Geschwindigkeit gerade mal 45 Seemeilen weit.

Der Trimaran OCEAN EAGLE 43 wird durch vier 13-Liter-Motoren von Scania mit insgesamt 1.620 kW angetrieben. Das Profil dieses 43,60 Meter langen Schiffes, das der Seeraumüberwachung dient, ist auf Tempo ausgelegt: Es erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von über 30 Knoten. Vom Rumpf bis zum Steuerhaus ist dies ein Trimaran, von dem seine Hersteller behaupten, er gehöre einer neuen Generation von Patrouillenbooten an: elegant, leistungsstark, stabil, komfortabel – und außerdem wirtschaftlich: Es benötigt nur 13 Besatzungsmitglieder, anstatt der sonst üblichen 50. „Außerdem sind seine Betriebskosten fünf bis sieben Mal niedriger als die eines herkömmlichen Patrouillenboots, da es auf Kraftstoffeffizienz ausgelegt ist“, betont Erick Fougeray, der Projektleiter bei CMN, der für den Vertrag mit Mosambik verantwortlich war, dem ersten Land, das eine OCEAN EAGLE 43 erwarb.

„Am Anfang des Prozesses stand eine industrielle Überprüfung“, erläutert Stephane Kervevan, Industriemanager bei CMN. „Vor vier Jahren hatte die Werft eine Phase geringer Aktivitäten, doch schauen Sie, wo wir heute stehen.“ In seinen dunkelsten Jahren gelang es CMN schließlich, die erforderlichen Schritte in Richtung einer Erholung zu unternehmen: „Wir konzipierten alles von Grund auf neu: unsere Paradigmen, unseren industriellen Prozess, unsere Produkte und unseren Marktansatz“, so Kervevan. „Wir haben alles in Frage gestellt, und so entstand die etwas verrückte Idee, einen Trimaranrumpf zu verwenden. Wir machten uns darüber Gedanken, wie das Patrouillenboot der Zukunft aussehen könnte, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, in dem sich unsere Kunden befanden: schrumpfende Budgets bei gleichzeitiger Forderung nach einer höheren Präsenz auf See.“

Das Steuerhaus ist modern, klar und übersichtlich.OCEAN EAGLE noch in der Werft CMN: die schlanke Rumpfform verrät Schnelligkeit.Der Scania DI13 leistet 405 kW.Der Trimaran in der Bucht von Cherbourg.Je zwei Scania DI13 arbeiten auf eine Propellerwelle und beschleunigen das Schiff auf bis zu 30 kn.Die OCEAN EAGLE während einer ihrer vielen Testfahrten. © Avotrimage

2012 hatte man zwar eine Vorstellung von der OCEAN EAGLE, aber noch nicht viel zu Papier gebracht. „Einige Knackpunkte machten uns zu schaffen“, erinnert sich Yves Rouille, der die Abteilung Schiffstechnik leitet. „Wie sollten wir sicherstellen, dass Größe und Linienführung der Schwimmkörper für genügend Stabilisierungsvolumen sorgten, ohne dass das Schiff zu steif oder die Navigation schwierig wurde? Welche Bogenform sollten wir wählen: breit oder eng? Und sollten wir das Boot die Wellen durchpflügen lassen?“ Um auf all diese Fragen Antworten zu finden, wandte sich die Werft an denTrimaranspezialisten Nigel Irens, der sich als Schiffstechniker in der Welt der Rennyachten einen Namen gemacht hatte. „Er hatte sich eingehend mit dem Thema motorisierte Trimarane befasst und einen Plan für einen 40-Meter-Rumpf in der Schublade – und wir wollten ein 43,60-Meter-Schiff entwickeln“, so Rouille. „So begann die Zusammenarbeit – ein Prozess, der ein Jahr Entwurfsarbeit, Fragestellungen und Untersuchungen erforderte, bis wir das Gleichgewicht zwischen Rumpfvolumen und Masse fanden. Das war nicht einfach! Als wir sahen, wie klein der Motorraum ausfallen würde, der zugänglich sein musste, erkannten wir sofort, dass wir eine große Herausforderung zu bewältigen hatten“, ergänzt Dominique Turgis, Manager für Antriebstechnik bei CMN. Das ist der zweite Geniestreich der OCEAN EAGLE 43: „Der Antrieb wurde für eine Spitzengeschwindigkeit von 30 Knoten ausgelegt und sollte dabei kraftstoffsparend sein. Anfangs dachten wir daran, zwei große 8oo-kW-Motoren einzubauen. Schließlich kamen wir auf die Idee, vier kleine 400-kW-Motoren, verteilt auf zwei Antriebswellen, zu verwenden. Plötzlich war alles möglich. Es war einfacher und wirtschaftlicher die Schalldämpfer zu verlagern und das kam der Art und Weise zugute, wie ein Patrouillenboot genutzt wird.“

Die Marschgeschwindigkeit des Schiffs liegt zwischen 12 und 15 Knoten. Die potenzielle Spitzengeschwindigkeit von 25 bis 30 Knoten wird erreicht, wenn es sich einem verdächtigen Schiff nähert oder einen Rettungseinsatz durchführt. Das Konstruktionsbüro von CMN, das mit kleinen Motoren nicht vertraut war, stellte einige Nachforschungen an. „Die kompakte Baugröße der Scania Motoren war für unsere Zwecke geeignet“, erklärt Turgis. „Außerdem wussten wir, dass identische Motorblöcke für Lotsenboote verwendet wurden, deren Betrieb sich nicht wesentlich von dem eines Patrouillenboots unterscheidet. Das war beruhigend.“Durch die Entscheidung für vier 405-kW-Motoren des Typs DI 13 von Scania sah das Konstruktionsbüro auch den Anfang einer wirtschaftlichen Lösung. „Ein serienmäßig hergestellter Motor war mit geringeren Anschaffungskosten verbunden als größere mechanische Systeme“, sagt ThierryRegnault, R&D Manager bei CMN. „Außerdem sind die Wartungskosten attraktiv, die Ersatzteile preisgünstiger und man kann auf das internationale Netzwerk von Scania zurückgreifen.“ Im Verlauf mehrerer Meetings mit Scania-Frankreich wurde die Bedeutung des Projekts bestätigt: „An den Drehmoment- und Leistungskurven des 13-Liter-Motors erkannten wir, dass das wirklich interessant war“, so Turgis.

Nicht eine, sondern gleich drei OCEAN EAGLE 43 wurden nun in der CMN Werft gebaut. Sie sind Bestandteil eines Vertrags mit Mosambik. Dieser umfasst eine Fischereiflotte mit drei Trawlern und 21 Langleinenfischern, die von einer Fischereizonen-Überwachungsflotte, bestehend aus den drei Trimaranen und drei HSI 32 Abfangbooten, unterstützt wird. „Wir mussten die Schiffe in einem Zeitraum von zwei Jahren bauen“, erklärt Fougeray. „Um diese Lieferfristen einzuhalten, mussten wir unseren gesamten industriellen Prozess überdenken.“
„Vier Jahre lang stand das ganze Unternehmen im Zeichen von Forschung und Entwicklung“, betont Regnault. Die Auswirkungen des Prozesses, den CMN als „Revolution“ bezeichnet, sind nun spürbar. Der Industriemanager von CMN ist ziemlich stolz auf den Weg, den seine Teams eingeschlagen haben: „Einen Trimaran aus Composite-Material als Patrouillenboot vorzuschlagen, war wirklich kühn. Wenn man solche Neuerungen einführt, muss man hinnehmen, dass man sich an ideologischen Bremsen reibt, und man darf die Bedeutung seines Projekts nicht aus den Augen verlieren.“

Beitrag: Scania/PP

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.