Von Livorno nach Tanger mit Hindernissen

Die FLORENCIA eröffnete 2015 die Verbindung Savona – Barcelona.
Die FLORENCIA eröffnete 2015 die Verbindung Savona – Barcelona. © Grimaldi Lines

Das Netzwerk an Fährlinien der Grimaldi Group im Mittelmeer ist fast unüberschaubar geworden, so rapide ist die italienische Reederei in den letzten Monaten und Jahren expandiert. 2016 stand eine Route ganz besonders im Focus – die Verbindung von Italien nach Spanien und weiter nach Marokko.

Bereits 2010 hatte Grimaldi eine einmal wöchentlich bediente Fährlinie zwischen Livorno, Valencia und Tanger eröffnet. Zum Einsatz kam die IKARUS PALACE, eine 27 Knoten schnelle ehemalige Adria-Fähre mit einer Kapazität für 1.500 Passagiere (200 Kabinen, 180 Flugzeugsessel), 110 Autos und Fracht auf zusammen 2.130 Lademetern. In Valencia bestand eine Umlademöglichkeit („Transshipment“) auf die Frachtfähren der Reederei nach Cagliari und Salerno, so dass afrikanische Kunden ihre Fracht via Valencia auch nach Sardinien und/oder Süditalien befördern konnten. Grimaldi bewarb den Dienst als „Motorway of the Sea“, der dazu beitragen sollte, die verstopften europäischen Autobahnen zu entlasten.

Die Linie hatte Erfolg, nahm bereits kurz nach ihrer Eröffnung auch den Hafen von Barcelona als Alternative zu Valencia auf und wurde 2012 ergänzt durch die reine Frachtfährverbindung Savona – Barcelona. In dem spanischen Hafen eröffnete Grimaldi darüber hinaus im Juli 2013 das neue „Grimaldi Terminal Barcelona“, einen Hafenbereich mit eigenem Abfertigungsgebäude und eigenen Aufstellflächen – ein klares Zeichen dafür, welch dominante Stellung Barcelona da inzwischen im Hause Grimaldi innehatte. Immerhin bediente man von hier aus seit 2004 auch schon die täglich verkehrende Auto- und Passagierfährlinie nach Civitavecchia. Sogar die Linie Savona – Barcelona wurde im Mai 2015 aufgewertet und auch für Passagiere und Autos freigegeben. Zum Einsatz kam hier die FLORENCIA, eine 2004 gebaute Kombifähre mit einer Kapazität für 1.000 Passagiere, 170 Autos und Fracht auf 2.250 Lademetern.

Die IKARUS PALACE im April 2016 im Hafen von Barcelona.
Die IKARUS PALACE im April 2016 im Hafen von Barcelona. © Kai Ortel

Auf der Strecke ab Livorno verkehrte zu diesem Zeitpunkt weiterhin die IKARUS PALACE, doch das sollte sich bald ändern. Grimaldi schickte sich an, 2016 den Rivalen Moby Lines im heiß umkämpften Fährmarkt zwischen dem italienischen Festland und Sardinien herauszufordern, und dazu brauchte man plötzlich die Marokko-Fähre. Am 01.06.2016 (zunächst bis zum 30.09.) nahm sie als CRUISE SMERALDA und nun unter italienischer statt unter griechischer Flagge den Fährdienst für Grimaldi zwischen Livorno und Olbia auf; ihr zur Seite standen (auch auf einer Verbindung zwischen Civitavecchia und Olbia) die Einheiten ZEUS PALACE und CRUISE OLBIA.

Den Platz der ehemaligen IKARUS PALACE auf der Linie Livorno – Barcelona – Tanger sollte dagegen zu diesem Zeitpunkt eigentlich die von Atlantic Blue Seaways gecharterte CARIBBEAN GALAXY einnehmen, doch dazu kam es nicht. Das Schiff verfügte trotz eines gerade beendeten Werftaufenthaltes in der Türkei nicht über gültige Sicherheitszertifikate – ein Umstand, auf den Grimaldi ausgerechnet auf seiner Facebook-Seite wortreich hinwies und den man als „Täuschung“ und „Betrug“ auffasste. (Die CARIBBEAN GALAXY liegt seitdem übrigens weiter unbeschäftigt in Perama auf.) Ein passendes eigenes Schiff für die Route hatte man im Hause Grimaldi jedoch so schnell nicht zur Hand, so dass die Verbindung Livorno – Barcelona – Tanger kurz vor Beginn der Sommersaison vorübergehend eingestellt werden musste.

Die Ostseefähre FINNEAGLE war für Grimaldi Lines nur aushilfsweise im Einsatz.
Die Ostseefähre FINNEAGLE war für Grimaldi Lines nur aushilfsweise im Einsatz. © Kai Ortel

Da inzwischen auch die Linie Savona – Barcelona nach nur sechs Monaten wieder zur reinen Frachtfährverbindung reduziert worden war, nachdem man die FLORENCIA Anfang 2016 an die neue Tochtergesellschaft TTT Lines (Neapel – Catania) verchartert hatte, musste am Ende nicht eine Grimaldi-, sondern eine Finnlines-Fähre die Lücke füllen. Während der hinsichtlich des Frachtaufkommens weniger stark frequentierten Sommersaison konnte Grimaldi die FINNEAGLE (600 Passagiere, 2.500 Lademeter) aus der Ostsee abziehen. Diese verkehrte jedoch vom 15.07. bis zum 30.09. nur zwischen Barcelona und Tanger (zweimal wöchentlich). Wer zwecks Umgehung der südeuropäischen Autobahnen mit dem Schiff von Italien nach Spanien fahren wollte, wurde auf eine der täglichen Abfahrten auf der Linie Civitavecchia – Barcelona umgebucht und musste in Barcelona umsteigen, wenn es von Italien weiter nach Marokko oder umgekehrt gehen sollte.

Doch auch bei dieser Zwischenlösung blieb es nicht, schließlich wurde die FINNEAGLE im Herbst wieder auf ihrer angestammten Linie zwischen Kapellskär und Naantali gebraucht. Zum Glück für die Marokko-Route wurde im Hause Grimaldi etwa zur selben Zeit der Sommerfährverkehr zwischen Livorno bzw. Civitavecchia wieder reduziert, so dass mit der inzwischen in CRUISE SMERALDA umbenannten IKARUS PALACE das ursprünglich dort eingesetzte Schiff wieder in den Dreiecksverkehr zurückkehren konnte. Fast. Denn seit dem 07.10.2016 hat die CRUISE SMERALDA nicht mehr Livorno als Ausgangs- und Zielhafen, sondern – ebenso wie die Grimaldi-Frachtfähren – Savona. Tanger wird dabei einmal wöchentlich angelaufen.

Die CRUISE SMERALDA ex IKARUS PALACE im neuen Grimaldi-Farbkleid.
Die CRUISE SMERALDA ex IKARUS PALACE im neuen Grimaldi-Farbkleid. © Grimaldi Lines

Doch auch dieser Fahrplan dürfte sich schon bald wieder ändern. Denn schon im Frühjahr/Sommer 2017 wird die CRUISE SMERALDA mit ihrer hohen Passagierkapazität wieder im Verkehr nach Sardinien benötigt. Welches Schiff dann auf der Linie Savona – Barcelona – Tanger zum Einsatz kommt? Que sera, wie der Italiener sagt.

www.grimaldi-lines.com

 

 

Beitragsfoto: FLORENCIA © Grimaldi Lines

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Kai Ortel
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Kreuz- und Fährschifffahrt.