Europas modernste Annahmeeinrichtung für Schiffsabwasser in Betrieb
Am Kieler Ostseekai wurde am 14. Juni Europas modernste Annahmeeinrichtung für Schiffsabwasser in Betrieb genommen. Im Rahmen der Einweihungsfeier öffneten Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, Baudezernentin Doris Grondke und der Abteilungsleiter für Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz im Umweltministerium des Landes Schleswig-Holstein Dietmar Wienholdt gemeinsam mit dem Kieler Hafenchef Dr. Dirk Claus und TUI Cruises-Kapitän Kjell Holm symbolisch die Schieber der neuen Annahmeeinrichtung.
Die gut 1,8 Mio. Euro teure Anlage hat Modellcharakter und verzehnfacht die bisherige Annahmekapazität für Schiffsabwasser auf bis zu 300 m³ je Stunde. Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer der SEEHAFEN KIEL GmbH & Co. KG: „Wir investieren in eine saubere Ostsee. Mit der Kapazitätserweiterung leistet Kiel einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Meeres und erfüllt damit bereits heute erst im Jahr 2021 in Kraft tretende Anforderungen.“ Die ersten beiden Kreuzfahrtschiffe, die die neue Annahmeeinrichtung nutzten, waren die MEIN SCHIFF 3 und die MEIN SCHIFF 6. Auf Beschluss der Ostseeanrainerstaaten müssen Kreuzfahrtschiffe ihre Abwässer ab dem Jahr 2021 – Neubauten bereits ab 2019 – vollständig in den Häfen abgeben bzw. unter Einhaltung bestimmter Grenzwerte an Bord klären.
Die neue Annahmeeinrichtung für Abwasser entstand am Ostseekai in einem Zeitraum von sechs Monaten. Parallel zu den Schiffsliegeplätzen wurden mehrere hundert Meter druckfeste Leitungen mit einem Durchmesser von 225 mm und acht Anschlusspunkten verlegt. Die Leitungen münden nördlich des Terminalgebäudes in bis zu 75 m³ fassende Speicherbehälter, die mit Analyse- und Behandlungstechnik ausgestattet sind. Mittels Druckluft- und Ozoneinspeisung wird das Wasser in großen Feinsteinzeugrohren belüftet. Bedarfsweise kann zudem eine Regulierung des pH-Wertes durch Zuführung von Natronlauge erfolgen. Dirk Claus: „Wir haben im letzten Jahr zusammen mit Firma Unitechnics intensiv getestet, wie wir das beste Bearbeitungsverfahren herausfinden und damit einen neuen Standard geschaffen.“ Die Druckrohrleitungen sind komplett geschlossen und in der Anlage sorgen Filter und Adsorber für eine Eliminierung von Schwefelwasserstoffen. Die gereinigte Abluft wird über einen Schornstein abgeführt. Das behandelte Abwasser wird anschließend in neu verlegte Druckrohrleitungen gepumpt, die unter dem Prinzengarten und dem Jensendamm zum kommunalen Übergabepunkt führen. Die Schiffsabwässer werden von dort dem städtischen Klärwerk in Bülk zugeführt und gereinigt.
Bisher geben bereits Schiffe der Reedereien AIDA Cruises, Phoenix Seereisen und TUI Cruises regelmäßig Abwasser in Kiel an Land; im vergangenen Jahr zusammen gut 10.500 m³. Am Ostseekai wird nunmehr den mengenmäßigen Anforderungen der Kreuzfahrtreedereien zur Annahme von bis zu 200 m³ je Stunde vollständig entsprochen. Dirk Claus: „Mit der neuen Anlage nehmen wir eine Vorreiterrolle ein. Kaum ein anderer Hafen kann bisher derartig große Abwassermengen annehmen.“ Der PORT OF KIEL erwartet, dass künftig nahezu alle am Ostseekai liegenden Kreuzfahrtschiffe Abwasser abgeben werden.