”Green Cruising” bei AIDA Cruises

Maschinenraum-Modul.
Das Maschinenraum-Modul für das weltweit erste LNG-Kreuzfahrtschiff verlässt Rostock. © AIDA Cruises Foto: Ove Arscholl

Größtes AIDA-Kreuzfahrtschiff soll umweltfreundlich fahren.

337 Meter lang, 42 Meter breit, 8,60 Meter Tiefgang, 183.900 BRZ, vier Hauptantriebsmotoren die zusammen 62 MW auf zwei PODs übertragen sollen: Das sind die voraussichtlichen Hauptabmessungen der derzeit bei der Papenburger Meyer-Werft zu bauenden AIDAnova, dem zurzeit größten AIDA Cruises Neubau der im Herbst 2018 in Dienst gestellt werden soll.

Mit der Kiellegung der AIDAnova gab die Carnival Corporation gleichzeitg den Startschuss für den Bau von insgesamt sieben Kreuzfahrtschiffen, die nach Aussagen von AIDA Cruises ”…sowohl im Hafen als auch auf See…” mit dem derzeit umweltfreundlichsten Kraftstoff Erdgas betrieben werden können. Die sieben Neubauten sollen mit der Meyer-Werften Gruppe an den Standorten Papenburg und im finnischen Turku für die Marken Carnival Cruise Line, P&O Cruises, Costa Crociere und AIDA gebaut und zwischen 2018 und 2022 abgeliefert werden. Die Papenburger haben damit den zurzeit höchsten Auftragsbestand an Kreuzfahrtschiffen die mit Erdgas betrieben werden.

Das Schiff

Anordnung von Motoren und LNG-Tanks auf der AIDAnova.
Anordnung von Motoren und LNG-Tanks auf der AIDAnova. © Meyer-Werft

AIDAnova bildet den Anfang dieser Serie. Sie ist, so AIDA, dann das größte in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff mit Platz für über 6.000 Passagiere in 2.600 Kabinen (genaue Angaben zu Passagier- und Crewzahlen waren bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt), in 20 verschiedenen Kabinenvarianten, verteilt auf 20 Decks. AIDA Cruises wird mit dem Konzept ”Green Cruising” als weltweit erste Kreuzfahrtreederei ihre neue Helios-Klasse zu ”…100 Prozent mit Erdgas betreiben..” können. Grundvoraussetzung hierfür sind Wechselmotoren (DF-Motoren) die mit Erdgas betrieben werden.

Zeppelin Power Systems hat für die AIDAnova eine Komplettlösung mit Caterpillar / MaK DF-Motoren geliefert. Sie beinhaltet:
* vier 16 Zylinder MaK DF-Motoren der Baureihe M46DF (in V-Bauweise, je 15.440 kW bei 514/min)
* zwei Notdiesel-Aggregate des Typs CAT 3516 C-HD (je 2.095 kW bei 1.800/min)
* die gesamte LNG-Aufbereitungsanlage

Die MaK-Motoren mit einer Gesamtleistung von 61.760 kW pro Schiff wiegen pro Motor über 200 Tonnen. Der M46DF erfüllt die IMO III-Abgasemissionsvorschriften im Gasbetrieb.
”Durch die niedrigen Schadstoffemissionen in Verbindung mit hoher Effizienz und Zuverlässigkeit ist er der ideale Antriebsmotor für den Betrieb innerhalb und außerhalb von Umweltschutzgebieten und Gewässern mit Schweröleinschränkungen”, sagt Roman Plagge, Factory Manager Caterpillar Motoren Rostock GmbH.

Emissionen der Zweistoff-Motoren

Das höhere Verhältnis von Wasserstoff zu Kohlenstoff von 4:1 von Methan (Erdgas), im Vergleich zu 2:1 von Benzin, Diesel und Kerosin (mit C6 – 20 Kohlenwasserstoffketten), verursacht einen um 15 Prozent höheren Brennwert pro Gewichtseinheit und 25 – 30 Prozent geringere CO2-Emissionen. Die Verbrennung von Methan ist sauberer – es wird weniger CO2 und mehr H2O produziert. Dieser Effekt reduziert die NOx-Emissionen um über 85 Prozent. Die MaK M46DF Motoren arbeiten im Gasbetrieb im Ottoverfahren, d.h. sie benötigen zur sicheren Zündung des Gas-Luft-Gemisches eine ”Fremdzündung” in Form einer, lt. Angaben Cat MaK, Pilot-Einspritzung mit MDO. Diese Menge Zündöl wird mit etwa 1 Prozent (bezogen auf die Nennleistung) angegeben. Deswegen erhält die AIDAnova nach Angaben einen zusätzlichen MDO-Vorrat (im Doppelboden) mit einem Inhalt von 2000 Kubikmeter.

Verfügbarkeit von verflüssigtem Erdgas (LNG)

Eine weitere Voraussetzung ist die Verfügbarkeit von verflüssigtem Erdgas (LNG) im jeweiligen Hafen. Bereits heute schon können AIDAprima und AIDAperla, aufgrund ihrer Zweistoff-Motoren, als weltweit erste Kreuzfahrtschiffe während der gesamten Hafenliegezeiten in Hamburg, Rotterdam, Le havre, Southampton und Zeebrügge, mit Erdgas betrieben werden. Doch die LNG-Verfügbarkeit ist flächendeckend leider nocht nicht gewährleistet. Auf Nachfrage erklärt Hansjörg Kunze, Vice President Communication & Sustainability AIDA Cruises: ”Wir werden überall dort wo es keine LNG-Bunkerstationen gibt, entweder mit Bargen oder Tank-LKW’s für eine sichere Betankung sorgen. Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir daran die Technik auch in weiteren Häfen in Europa verfügbar zu machen”.

Das LNG-Tankkonzept

Schiffbauhalle der Neptun-Werft.
In der Schiffbauhalle der Neptun-Werft liegt das LNG-Tank-Modul, rechts daneben wird an den LNG-Tanks gearbeitet. © Pospiech

3.550 m3 verflüssigtes Erdgas (Methan) sorgen in drei Tanks für eine sichere Gasversorgung der Antriebsmotoren. Die Tanks, eine Eigenentwicklung und –bau der Neptun-Werft, befinden sich in einem 120 Meter langen, 42 Meter breiten und vier Decks hohen Rumpfmodul. Zwei der Tanks haben jeweils eine Länge von knapp 35 Metern, einen Durchmesser von ca. 8 Metern sowie ein Fassungsvolumen von 1.500 Kubikmetern. Ein weiterer Tank verfügt über eine Länge von 28 Metern, einem Durchmesser von ca. 5 Metern und einem Fassungsvolumen von 550 Kubikmetern. Das gesamte Fassungsvolumen der drei LNG-Tanks beläuft sich somit auf 3.550 Kubikmeter.

Ein weiteres, ebenfalls auf der Neptun-Werft gebautes Modul, beinhaltet die vier Zweistoff-Motoren die, ebenfalls in Rostock, beim Motorenhersteller Caterpillar gefertigt wurden. Die Abmessung dieser sogenannten Floating Engine Room Unit (FERU) betragen 120 Meter lang, 42 Meter breit und drei Decks hoch.
Nach Fertigstellung der Module werden sie auf dem Seeweg nach Papenburg zur Meyer-Werft verschleppt.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.