NPorts zieht Bilanz für die Sturmflutsaison 2017/18
Die ersten warmen Frühlingstage haben das Ende des Winters eingeläutet. Gleiches gilt auch für die Sturmflutsaison, eine erhöhte Gefahr besteht jeweils vom 15. Oktober bis 15. April. Als Sturmflut wird ein durch starken Wind verursachtes Ansteigen des Wassers in Küstengebieten bezeichnet, bei dem die Wasserstände mindestens bis auf +1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW) ansteigen. Arbeiten an den Deichen sind während dieser Zeit untersagt. Nun können die niedersächsischen Seehäfen in Brake, Cuxhaven, Emden, Norden und in den Inselversorgungshäfen sowie in Wilhelmshaven wieder damit beginnen. Der richtige Zeitpunkt für Niedersachsen Ports (NPorts), um eine Bilanz der vergangenen Sturmflutsaison zu ziehen. „Unsere Häfen haben nur wenige Schäden durch Sturmfluten zu melden und diese halten sich im kleinen Rahmen“, erklärte Holger Banik, Geschäftsführer von Niedersachsen Ports. Hingegen kam es während der Sturmfluten vor allem in den Häfen mit hohem Touristenanteil zu gefährlichen Situationen. „Es sind immer wieder Schaulustige im Hafen unterwegs, die dadurch sich und Dritte gefährden. Im Falle einer Sturmflut sollte der Hafen nur vom Sturmflut-Sicherungsteam betreten werden“, appellierte Banik.
„Weitaus größere Auswirkungen als die Sturmfluten hatten 2017 die reinen Sturmschäden und Havarien auf die Häfen“, teilte Banik weiter mit. So ist beispielweise während des Orkans Xavier am 5. Oktober 2017 ein 1400 Tonnen schwerer Kohlelöschkran an der Niedersachsenbrücke in Wilhelmshaven umgestürzt. Im Seehafen Brake fuhr im September 2017 der Massengutfrachter „Mount Hope“ in eine Pier. Bei dieser Havarie wurde der Anleger auf einer Länge von 80 bis 100 Metern vollständig zerstört.
Brake
Der Seehafen Brake meldet für die vergangene Sturmflutsaison 15 Sturmfluten. „Dabei hatten wir weniger Probleme mit den Sturmfluten, sondern vielmehr mit außergewöhnlichen Windereignissen zum Beispiel durch den Sturm Xavier oder durch das Windereignis am 17. März 2018“, erläuterte Karsten Müller, Leiter des Technischen Service von NPorts in Brake. So verursachte der Orkan Xavier das Aufschwimmen von Holzrosten an der Baustelle des Großschiffsliegeplatzes. Diese wurden schnellstmöglich vom Braker Bauhof ersetzt. Bei dem Sturm im März dieses Jahres wurden Dachteile am Schiffsbelader abgedeckt, diese werden zeitnah instand gesetzt. Durch die rechtzeitige Sturmsicherung konnten Schäden an den Krananlagen verhindert werden. Seit Anfang 2017 wird zur Sturmflutsicherung in der Niederlassung das digitale Notfall-Alarmierungssystem „RapidReach“ eingesetzt.
Cuxhaven
Ab September 2017 bis Ende März 2018 wurden für den NPorts-Standort Cuxhaven elf Sturmfluten gemeldet, bei denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NPorts aktiv werden mussten. Die meisten Sturmfluten waren nur leicht und ohne besondere Vorkommnisse. Auffällig war die Sturmflut am 13. September. Hier kam es neben einem Sturmfluteinsatz gleichzeitig auch zu schweren Sturmschäden an Land, zum Beispiel stürzten Bäume um und Dächer wurden abgedeckt. „Erwähnenswert ist vor allem die Stärke der Windböen und deren plötzliches Auftreten sowie der ungewöhnlich frühe Termin. Die Bäume standen noch voller Laub“, sagte Jürgen Höpcke, Leiter des Technischen Service in Cuxhaven. Am 29. Oktober ereignete sich eine Sturmflut mit einem Höchstwasserstand von +2,47 m. Außergewöhnlich war dabei der starke Wellengang, der zu Überflutungen im Polder des Fährhafens und damit zu einem sehr hohen Sachschaden an den dort abgestellten Fahrzeugen führte. Außerdem riss sich in der Nacht ein Arbeitsschiff im Fährhafen los und kenterte anschließend. Die NPorts-Beschäftigten unterstützten bei der Sicherung und Bergung. Beim digitalen Notfall-Alarmierungssystem ist Cuxhaven Vorreiter. Seit über zwanzig Jahren wird RapidReach dort schon verwendet und führt zu einer sicheren Alarmierung sowie einer Entlastung des Einsatzleiters.
Emden
Insgesamt 16 Sturmfluten gab es am Standort Emden. Davon fielen 14 in die niedrigste Kategorie, eine in die mittlere und eine in die Kategorie schwere Sturmflut mit einem Wasserstand von +2,39 m. Laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gilt für Sturmfluten an der deutschen Nordseeküste, in Emden, Bremen und Hamburg ab einem Erreichen von 1,5 bis 2,5 m über dem Mittleren Hochwasser (MHW) die Kategorie Sturmflut; von 2,5 bis 3,5 m über dem MHW die schwere Sturmflut und bei über 3,5 m die sehr schwere Sturmflut. Die Sturmfluten verursachten in Emden unter anderem Schäden am Deichvorland (auf Höhe der Strandlust/ Knock). Im Böschungsbereich kam es auf mehreren 100 m² zu Ausspülungen. Diese werden im Frühjahr 2018 ausgebessert. Außerdem wurde durch die Sturmfluten sehr viel Müll, Treibgut und Teek im Hafengebiet und an der Knock angespült. Die Mitarbeiter des Technischen Service haben das Material zeitnah nach den jeweiligen Sturmfluten gesammelt und entsprechend entsorgt. Ferner werden je nach Verschmutzungsgrad die Kaiflächen nach einer Sturmflut gereinigt. Der Einsatz von RapidReach läuft in Emden gut und entlastet das Personal. „Das System bietet die Vorteile, dass die lange Telefonliste nicht mehr manuell abgearbeitet und dokumentiert werden muss. Jetzt ist es so, dass im Sturmflutfall das System RapidReach entsprechend ausgelöst wird und die Telefonate sowie die nachvollziehbare Dokumentation vom System übernommen werden. Das ist eine enorme Entlastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hafenbetriebszentrale“, betonte der Abteilungsleiter des Technischen Service in Emden, Holger Kramer.
Norden
Der erste kräftige Herbststurm fand in Norden am 13. September 2017 statt, sorgte aber nicht für Überflutungen. Der Höchststand des Wassers wurde um 16.45 Uhr mit 1,27 m gemessen. Während der Sturmflutsaison 2017/18 gab es im Hafen zwei offizielle Einsätze. Am 6. Oktober 2017 wurde die erste Sturmflut mit 1,5 m gemeldet. Tatsächlich erreichte der Wasserstand aber nur 1,30 m. Die zweite Sturmflut am 29. Oktober erreichte einen Wasserstand von 2,01 m. „Bei diesem Einsatz hatten wir hervorragende Unterstützung durch den THW Ortsverband Norden. Vier Fahrzeuge und acht Kameraden sperrten für uns die Zufahrten zum Hafen“, beschrieb Jans Meyer, stellvertretender Hafenkapitän in Norden die Situation vor Ort. Dadurch konnten sich die NPorts-Beschäftigten auf ihre Aufgaben zur Sicherung des Hafens konzentrieren und es gelangten keine Schaulustigen in den Bereich. Dennoch mussten drei Fahrzeuge aus dem Überflutungsbereich abgeschleppt werden. In der gesamten Sturmflutsaison gab es keine Schäden an den NPorts-Anlagen. Die Nutzung von RapidReach ist am Standort Norden in dieser Saison erst angelaufen.
Wilhelmshaven
„Wie bereits in der Sturmflutsaison 2016/17 hat es auch in der vergangenen Saison keine besonders schweren Sturmfluten in Wilhelmshaven und Hooksiel gegeben“, erläuterte Karl-Heinz Eilts aus dem Port Office. Bei Wasserständen, die um 1 bis 1,5 m erhöht sind, werden die Kaianlagen nicht überflutet. Am 29. Oktober 2017 gab es mit 2 bis 2,5 m über normalem Hochwasser die höchste Sturmflut der Saison. Zu Sachschäden durch Überflutungen kam es am 14. September und am 05. Oktober an der Baustelle zur Pfahlsanierung der Niedersachsenbrücke. Am Helgolandkai mussten vorsorglich zwei Autos aus gefährdeten Bereichen abgeschleppt werden. Besonders hart wurde Wilhelmshaven durch den Orkan Xavier am 05. Oktober 2017 getroffen als der Kohlelöschkran und Leercontainer durch den Wind umstürzten.
Die Basis für eine funktionierende Sturmflutsicherung sind gut geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zeit und Raum für Übungen sind zwingend erforderlich. Auch eine regelmäßige Kontrolle der Ausrüstung und Ausstattung für den Einsatz muss durchgeführt werden.