Stromerzeugung während der Hafenliegezeit an Bord war gestern – heute gibt es Landstromversorgung in Cuxhaven.
Im Zuge des Projekts „Östliche Erweiterung der Offshore Basis Cuxhaven – Umbau Liegeplatz 9.3“ wurde auch ein Landstromanschluss für Frachtschiffe installiert. Dieser Landstromanschluss dient dazu, die Geräusch-, Stickoxid- und Partikelemissionen des Schiffes während der Liegezeit im Hafen zu reduzieren. Bei der Nutzung des Landstromanschlusses können die zur Stromerzeugung an Bord genutzten Elektroaggregate abgeschaltet werden. Die Anlage kann eine maximale elektrische Leistung von ca. 630 Kilowatt – vergleichsweise dem Energiebedarf einer kleinen Ortschaft mit 100 Haushalten – zum Schiff übertragen und reicht damit für den Energiebedarf eines mittelgroßen Frachtschiffes aus.
Gute Partnerschaft
Die „große Schwester“ (EWE Netz) versorgt bereits seit 2016 in Hamburg-Altona Kreuzfahrtschiffe mit Energie. Seit Ende Mai 2018 steht am Elbstrom ein weiterer Landstromanschluss für Schiffe bereit. Die Anlage wurde direkt an der Kaikante im Offshore-Hafen in Cuxhaven installiert.
Cuxhaven ist der erste Hafen von Niedersachsen Ports, der diese Technik für die Frachtschifffahrt anbietet. Während der Liegezeit im Hafen müssen Schiffe weiterhin funktionsfähig sein. Sie benötigen dazu etwa so viel Strom wie 100 Haushalte. Werden die Schiffe mit Strom aus dem öffentlichen Netz versorgt, entfällt die bordeigene Energieerzeugung mit Diesel oder Schweröl.
„Die niedersächsischen Seehäfen, und insbesondere Cuxhaven, bestätigen mit der heutigen Inbetriebnahme der Landstromanlage ihre herausragende Position. Neben den innovativen Turbinen aus dem Offshore Industrie Zentrum bietet Cuxhaven jetzt auch die Möglichkeit, die Transportschiffe mit Energie von Land aus zu versorgen“, betont der Niedersächsische Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Dr. Bernd Althusmann bei der Inbetriebnahme der Anlage in Cuxhaven.
Das Land Niedersachsen investiert über seine Hafengesellschaft Niedersachsen Ports weitere rund 1,5 Millionen Euro in die Hafeninfrastruktur in Cuxhaven.
EWE NETZ hatte von Niedersachsen Ports den Auftrag erhalten, den Anschluss an das öffentliche 20kV-Stromnetz zu bauen. Siemens hat die Schlüsselkomponenten der Siharbor Landstromversorgung geliefert. Insgesamt besteht die Anlage aus einer Station mit zwei Transformatoren und einem Konverter, der den Wechselstrom aus dem öffentlichen Netz (400V/50Hz) in Schiffsstrom (440V/60 Hz) umwandelt. Mit acht Metern Höhe weithin sichtbar ist zudem die Kabelzuführung gebaut worden, bei der über ein Rollensystem die armdicken Stromkabel sicher auf das Schiff geführt werden. Siemens hat erstmals einen Niederspannungsumrichter mit einer Leistung von 630 kW bei einem Landstromanschluss eingesetzt. Der Frequenzumrichter in Verbindung mit der Steuerungssoftware gleicht die Frequenz des örtlichen Verteilnetzes an die des Bordnetzes an.
Das Kabelzuführungssystem:
gleicht einen Höhenunterschied (= Tiefgang des Schiffes plus Tidenhub) von ca. 11,5 m aus. Das mittlere Hochwasser steht ca. 5,0 m unter der Kaimauer, der Tidenhub beträgt im Mittel 3,0 m. Die Anlage ist damit an ihrer Position auch vor Sturmfluten geschützt
Als Schiffsversorgung sind drei Kabel vorgesehen, die manuell an Bord gesteckt werden müssen. Zusätzlich wurde ein Motorkabel, zwei Steuerkabel in Kupfer und ein LWL Steuerkabel (LWL-Kabel=Lichtwellenkabel) zwischen Übergabestation und Kabelzuführungssystem verlegt. Die Fernbedienung des Gesamtsystems erfolgt am Kabelzuführungssystem. Die Anlage ist so konzipiert, dass die Bedienung durch das Schiffspersonal erfolgen kann