Port of Kiel startet Bau erster Landstromanlage

Nach der Premiere am Norwegenkai sollen weitere Standorte im Hafen folgen

In Zukunft werden die Abgasemissionen der Schiffe während der Hafenliegezeiten sowohl durch Landstrom als auch durch die Versorgung der Kreuzfahrtschiffe mit Methan reduziert. Eine erste Erdgas-Versorgung sei für das Frühjahr 2019 geplant, wenn die AIDAprima in Kiel stationiert sei.

Start fĂĽr den Bau der ersten Landstromanlage im Kieler Handelshafen: Im Rahmen einer Feierstunde setzten der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz, Kiels OberbĂĽrgermeister Dr. Ulf Kämpfer, Hafendirektor Dr. Dirk Claus und Color Line GmbH-GeschäftsfĂĽhrer Dirk Hundertmark gemeinsam mit Lars NĂĽrnberger, Leiter der Siemens-Niederlassung Kiel, den ersten Spatenstich am Norwegenkai. Ab dem FrĂĽhjahr 2019 können groĂźe Kreuzfahrtfähren dann während der Hafenliegezeit in Kiel vollständig mit Landstrom versorgt werden. Minister Buchholz: „Wir fördern dieses richtungsweisende Projekt und setzen uns zudem auf Bundesebene dafĂĽr ein, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.“ Zudem will sich OberbĂĽrgermeister Kämpfer fĂĽr konkurrenzfähige Landstrompreise einsetzen: “Ich kämpfe fĂĽr eine Reduzierung der EEG-Umlage”, sagte er. Die Landstromanlage fĂĽr den Norwegenkai ist Teil der BLUE PORT-Konzeption, die bereits weitere Anlagen dieser Art in Kiel vorsieht. Dirk Claus: „Nach dem Norwegenkai wird bis zum Jahr 2020 auch der Schwedenkai und das Kreuzfahrtterminal am Ostseekai landstromfähig sein. Wir wollen kĂĽnftig die Hälfte aller Schiffsanläufe in Kiel mit Landstrom versorgen.“

Schleswig-Holstein will Landstrom von EEG-Umlage befreien lassen

Konkret geht es dem Land darum, Landstrom von der sogenannten EEG-Umlage zu befreien, mit der in Deutschland der Ausbau der Erneuerbaren Energien (EEG) finanziert wird. Der Aufschlag beträgt derzeit 6,79 Cent pro Kilowattstunde und würde die Nutzung von Landstrom für die Reedereien unattraktiv machen. Darauf wies Dirk Hundertmark hin: In Norwegen nahm die Reederei bereits 2011 die erste Hafensteckdose in Betrieb, mittlerweile sind sämtliche Häfen des Landes mit Landstromanlagen ausgerüstet. Dank des Stromanteils aus Wasserkraft – viermal so hoch wie im übrigen Europa – liegt der Preis für die Kilowattstunde in Norwegen bei nur 10 Cent. In Deutschland sind es nahezu 30 Cent. Davon macht allein die EEG-Umlage – mit der die Erneuerbare Energie gefördert wird – nahezu sieben Cent aus.

Bauherr der Landstromanlage am Norwegenkai, die von der Siemens AG errichtet wird, ist der PORT OF KIEL. Die Investitionssumme beläuft sich auf 1,3 Mio. Euro. Zum ersten Spatenstich übergab Minister Buchholz einen Förderbescheid des Landes an den Kieler Oberbürgermeister. Ulf Kämpfer: „Mit der Landstromanlage senken wir den Ausstoß von Stickoxiden und Feinstäuben im Hafen. Zudem wird weniger Kohlendioxid ausgestoßen und so dem Klimaschutz Rechnung getragen.“ Die Schiffe der norwegischen Color Line, die „Color Fantasy“ und die „Color Magic“, verbinden Kiel täglich mit Oslo. Der jährliche Strombedarf während der Hafenliegezeit beträgt rund 4 Mio. Kilowattstunden. Dirk Hundertmark: „Unsere Schiffe sind für den Strombezug von Land ausgerüstet und liegen bereits seit 2011 in Oslo und seit 2017 in allen vier norwegischen Häfen an der Hafensteckdose. Mit Kiel stellt nunmehr ein weiterer Hafen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung, um unsere Strategie zum Schutz der Umwelt weiter voranzutreiben und zu unterstützen.“

Die Landstromanlage fĂĽr den Kieler Norwegenkai hat eine maximale Anschlussleistung von 4,5 Megawatt (MW) bei einer elektrischen Spannung von 10 Kilovolt (KV) und einer Netzfrequenz von 50 Hertz (Hz).

Die niedrige Anschlussleistung hat ihre GrĂĽnde – benötigen doch Kreuzfahrtschiffe in der Regel bis zu 12 MW mit einer Spannung von 11 KV und einer Netzfrequenz von 60 Hz. Dazu erklärt Lars NĂĽrnberger, Niederlassungsleiter der Siemens AG in Kiel: „Die Anlage am Norwegenkai ist ausschlieĂźlich auf die BedĂĽrfnisse der Color Line-Schiffe abgestimmt, die Schiffe fahren mit der europäischen Frequenz von 50 Hz und nicht mit 60 Hz. Daher ist das Umspannen am Norwegenkai nicht erforderlich und damit ist die Landstromanlage technische weniger aufwendig. Wenn wir im zweiten Schritt auch das Kreuzfahrtterminal am Ostseekai sowie den Schwedenkai mit Landstrom ausrĂĽsten, werden die Anschlussleistungen entsprechend angepasst“.

Wer liefert den Strom fĂĽr Color Line?

Die Beantwortung konnte seitens Port of Kiel nicht geliefert werden „Wir gehen davon aus, dass die Reederei den Strom von „grünen“ Anbietern erhält. Port of Kiel ist nicht der Lieferant des Landstroms“, so ein Sprecher der Hafengesellschaft.

Wie funktioniert PLUG?

Landanschluß bei Color Line. ©PortofKiel
Landanschluß bei Color Line. ©PortofKiel

Die Herzstücke der Anlage sind die Übergabestation Land zu Schiff (PLUG) des Herstellers NG3 sowie die luftisolierte metallgekapselte Mittelspannungsschaltanlage. Die PLUG-Übergabestation ist mit einer speicherprogrammierten Steuerung (PLC) ausgestattet, die mit der Schaltanlage in der Landstation kommuniziert. Vollautomatisch werden alle notwendigen Schaltvorgänge ausgeführt, die vom Schiff über die Schnittstelle übermittelt wurden. Bevor die Stromübergabe von Land an das Schiff erfolgt, prüft das System die korrekten Stecker- und Kabelverbindungen. Ist dies erfolgt, wird die Landstromverbindung zugeschaltet. Das Schiff synchronisiert sich mit der Landstromanlage, die die Bordversorgung übernimmt.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen fĂĽr Antriebsmaschinen.