Der erste Anbieter eines maritimen Gasbrennstoffsystems auf Flüssigwasserstoffbasis
MAN Cryo, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von MAN Energy Solutions, hat in Norwegen in enger Zusammenarbeit mit Fjord1 und Multi Maritime ein maritimes Gasbrennstoffsystem für verflüssigten Wasserstoff entwickelt.
Das von Multi Maritime für Fjord1 entwickelte Wasserstoffkonzept für Schiffsantriebe wurde einschließlich des voll integrierten „MAN Cryo-Wasserstoff-Brenngassystems“ von der DNV-GL Klassifikationsgesellschaft mit der Klasse „AIP“ vorläufig genehmigt. Es handelt sich weltweit um die erste Genehmigung für ein derartiges Antriebskonzept im Schifffahrtsbereich.
Dr. Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions führte dazu aus: „Der Erhalt dieser Zulassung ist aus einer Reihe von Gründen eine wichtige Entwicklung. Als Lösung für Schiffe, die auf relativ kurzen Seerouten wie beispielsweise Fähren eingesetzt werden, ist diese Technik eine Weltneuheit. Sie zeigt die Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens, mit der wir wirklich innovative Lösungen liefern. Darüber hinaus ist Wasserstoff ein sauberer Kraftstoff, dessen Profil perfekt zum allgemeinen Wunsch der Branche nach einer umweltfreundlicheren Technik passt. Die Möglichkeiten dieser Technik sind vielfältig und spannend.“
MAN Cryo entwickelte das maritime Brennstoffgassystem auf Flüssigwasserstoffbasis im eigenen Haus am Hauptsitz in Göteborg in enger Zusammenarbeit mit dem Reeder Fjord1 und dem Schiffsdesigner Multi Maritime in Norwegen. Louise Andersson, Leiterin MAN Cryo, erklärte: „Diese grundsätzliche Genehmigung stärkt die Bestrebungen von MAN Energy Solutions umweltfreundlichere Schifffahrtslösungen weiter voranzutreiben.“ Sie fügte hinzu: „Unsere Strategie ist es, gemeinsam mit unseren Kunden aktiv an der Entwicklung und Förderung von sauberen Antriebslösungen für Schiffe zu arbeiten. Mit der Kompetenz und Energie von MAN Cryo können wir diese Strategie hervorragend umsetzen.“
Gasbrennstoffsystem für verflüssigten Wasserstoff
Das System verfügt über ein skalierbares Design, das eine einfache Anpassung an verschiedene Schiffstypen, Größen und Bedingungen ermöglicht. Das Design eignet sich sowohl für Über- als auch für Unterdeckanwendungen und bietet Schiffsentwicklern die Flexibilität, ihre Konstruktionen in Bezug auf Effizienz, Fracht- oder Passagierkapazität zu optimieren.
Laut MAN Cryo besitzt das Unternehmen langjährige Erfahrung mit kryogenen Gasen sowie Lagerungs- und Verteilungslösungen. Die umfangreichen Erfahrungen, die das Unternehmen im Laufe der Jahre auch mit zahlreichen Wasserstoffanlagen an Land und mit maritimen LNG-Brenngassystemen sammeln konnte, wurden bei der Konzeption des neuen Systems erfolgreich umgesetzt.
Verflüssigter Wasserstoff hat eine Temperatur von -253 °C. Er ist damit eines der kältesten kryogenen Gase und belastet extrem die Systemkomponenten und Materialien, die ihm ausgesetzt werden. Eine weitere Herausforderung bei der Konstruktion war die Explosionsgefahr, die von Wasserstoff ausgeht. Das Engineering-Team von MAN Cryo hat deshalb Sicherheitsaspekten höchste Priorität eingeräumt.
Bei der Verflüssigung wird Wasserstoff auf acht Hundertstel seines Volumens im gasförmigen Zustand reduziert. Dies ermöglicht anschließend eine wesentlich effizientere Verteilung. Da Wasserstoff bei der Verbrennung kein CO2 freisetzt, kann er eine wichtige Rolle beim Übergang zu sauberen, kohlenstoffarmen Energiesystemen spielen. Flüssiger Wasserstoff kann in Brennstoffzellen eingesetzt werden und beispielsweise Batterien für elektrische Antriebe laden. MAN Cryo sieht für Wasserstoffanwendungen weltweit eine vielversprechende Zukunft. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, damit bis 2050 im maritimen Bereich fossile Emissionen vollständig vermeiden zu können. Insbesondere Norwegen entwickelt derzeit mehrere vielversprechende Wasserstoffanwendungen.
Die Maritime Energiewende
Gerade die Schifffahrt steht vor großen Herausforderungen im Hinblick auf die Nutzung umweltfreundlicher Brennstoffquellen. Deshalb setzt sich MAN ES seit geraumer Zeit für die so genannte „Maritime Energiewende“ ein und sieht darin einen vielversprechenden Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt. Die „Maritime Energiewende“ leitet sich aus dem deutschen Begriff „Energiewende“ ab. Sie beschreibt den Maßnahmenkatalog, mit dem MAN ES zur Emissionsminderung und zur Etablierung von Erdgas als bevorzugtem Kraftstoff in der weltweiten Schifffahrt beitragen will. Mit der Maritimen Energiewende als Oberbegriff können alle Aktivitäten von MAN ES zur Unterstützung einer klimaneutralen Schifffahrtsbranche zusammengefasst werden. Die im Jahr 2016 nach der COP 21 gestartete Initiative findet inzwischen breite Unterstützung in der Schifffahrt und in der deutschen Politik.