Offener Brief an die IMO-Mitgliedstaaten zur Unterstützung verbindlicher Begrenzung der Schiffsgeschwindigkeit zur Verringerung der Schiffsemissionen
110 weltweit ansässige Reedereien warnen vor einer Abkehr von Slow Steaming.
Die effektive Bekämpfung des Klimawandels ist möglicherweise die größte Herausforderung unserer Zeit. Im Jahr 2015 einigten sich die Regierungen der Welt in Paris darauf (Paris MoU), dass der globale Temperaturanstieg auf deutlich unter 2ºC begrenzt werden muss, während gleichzeitig 1,5ºC im Vergleich zum vorindustriellen Niveau angestrebt werden. Ein kürzlich erschienener „IPCC-Sonderbericht 1,5º“ empfiehlt auch „strikte Emissionsreduzierungen“, um diese Temperaturziele zu erreichen.
Als Reaktion auf diese globale Herausforderung haben sich die Mitgliedstaaten der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) im April 2018 auf eine erste Treibhausstrategie für die internationale Schifffahrt geeinigt. In dieser Strategie wird gefordert, dass die Schiffsemissionen so schnell wie möglich begrenzt werden müssen, dass die Kohlenstoffintensität der Schifffahrt bis 2030 um mindestens 40 % und die Gesamtemissionen bis 2050 um mindestens 50 % gegenüber 2008 reduziert werden, wobei eine vollständige Dekarbonisierung angestrebt wird. Dazu müssen neue operative Maßnahmen sowohl für die bestehende Flotte als auch für neue Schiffe durchgeführt und bis 2023 sofortige Reduzierungen erreicht werden.
Seit der Einigung vom April 2018 wurden mehrere Maßnahmen vorgeschlagen, darunter auch eine Geschwindigkeitsregelung für alle Schiffe. Die jüngste Geschichte zeigt, dass die Verringerung der Schiffsgeschwindigkeit der globalen Flotte nach dem Wirtschaftscrash 2008 zu einer drastischen Verringerung der Treibhausgasemissionen führte. Dies spricht für die praktische Wirksamkeit einer Geschwindigkeitsregelung zur Erreichung von Reduktionszielen. Neuere Studien deuten aber auch darauf hin, dass die Schiffe mit der Erholung der globalen Nachfrage wieder an Fahrt gewinnen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, werden alle Treibhausgasgewinne aus dem langsamen Fahrbetrieb der letzten Jahre verschwinden.
Die Unterzeichner, dieses Schreibens betonen gemeinsam, dass die Schifffahrt dringend ihren angemessenen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten muss. Als ersten Schritt unterstützen die Reeder nachdrücklich die IMO bei der Umsetzung einer verbindlichen Regelung der globalen Schiffsgeschwindigkeiten, die nach Schiffstypen und Größenklassen differenziert sind. Die Reedereien präferieren eine maximale jährliche Durchschnittsgeschwindigkeiten für Containerschiffe und maximale absolute Geschwindigkeiten für die übrigen Schiffstypen festzulegen, die den Anforderungen an die Mindestgeschwindigkeit Rechnung tragen. Eine solche Verordnung sollte so bald wie möglich umgesetzt werden, und die Verpflichtung zur Einhaltung sollte sowohl für Reeder als auch für Betreiber, einschließlich Charterer, gelten.
Die Reeder rufen alle Parteien während der bevorstehenden MEPC74 auf, diesen Schritt zu unterstützen.