LNG Bunkerboot nimmt Betrieb auf

Neubau MV LNG LONDON während ihrer ersten Einsätze
Neubau MV LNG LONDON während ihrer ersten Einsätze

Angesichts der Einführung der Schwefelobergrenze der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation von 0,5 % bis 2020 besteht ein zunehmendes Interesse der internationalen Schifffahrtsgemeinschaft, Erdgas als Schiffskraftstoff zu nutzen.

Die Internationale Energieagentur schätzt, dass die Nutzung von Erdgas als Brennstoff für Schiffe bis Ende 2022 um bis zu 14% zunehmen könnte.

Während man sich in Deutschland noch heftig streitet, welcher Hafen den Zuschlag für einen LNG-Terminal erhalten soll, sind unsere nördlichen und westlichen Nachbarn wesentlich pragmatischer und machen.

In Norwegen sind LNG-Bunkerstationen keine Frage – man hat sie.

Und in den Niederlanden werden LNG-Bunkerboote in Dienst gestellt – man macht es.

Einzig in Köln wird das Niederländische Unternehmen pitpoint im 2. Halbjahr 2019 einen LNG-Terminal für die Binnenschifffahrt eröffnen – man eröffnet ihn.

Laut DNV GL gibt es zurzeit 154 Schiffe die Erdgas als Kraftstoff einsetzen und weitere 146 Schiffe die im April 2019 in den Auftragsbüchern stehen.

Europas erstes als LNG-Bunkerboot gebautes Binnenschiff hat seine ersten bebunkerungen bei den Containerschiffen MV POLAR und MV NORD in Rotterdam NL durchgeführt.

Die LNG LONDON (die sich im Besitz von LNG Shipping befindet – einer Kooperation zwischen Victrol und Sogestran) ist langfristig an Shell verchartert. Sie wird von Shell vor allem für LNG-Bunkerungen in den Häfen von Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen eingesetzt.

„Die Inbetriebnahme von LNG LONDON beweist unsere Fähigkeit und unser Engagement für eine sichere und zuverlässige LNG-Versorgung, die dazu beiträgt, den wachsenden Bedarf an sauber verbrennendem Kraftstoff zu decken“, sagte Tahir Faruqui, General Manager, Shell Global Downstream LNG. „Wir freuen uns, drei LNG-Bunkerboote in unserer Flotte zu haben, und freuen uns darauf, dass weitere in Zukunft hinzukommen.“

Gisèle Buelens, CEO von Victrol, sagte: „2017 beauftragte Shell uns mit dem Bau eines LNG-Bunkerbootes. Als Pioniere bei Bunkerbooten haben wir ein völlig neues Schiff entwickelt, das den neuesten Sicherheits- und Betriebsanforderungen entspricht. Wir freuen uns, dass sie ihre ersten LNG-Versorgungen abgeschlossen hat und dass in den kommenden Jahren noch viele weitere LNG-Bebunkerungen stattfinden werden.“

Pascal Girardet, CEO von Sogestran, sagte: „Wir sind sehr stolz auf die LNG LONDON, das erste Binnenschiff für LNG-Bunkerungen in Europa. Die Binnenkapazität bietet klare logistische Vorteile für die Endverbraucher, die dazu beitragen werden, das Wachstum von LNG als sauberen Schiffskraftstoff voranzutreiben.“

Die LNG LONDON wird im Gate Terminal in Rotterdam mit LNG beladen. Ein innovatives Transfersystem ermöglicht die Übergabe von LNG an Seeschiffe, Binnenschiffe und Terminals an Land, während eine den EU-Regeln angepasste Bauhöhe es dem Schiff ermöglicht, über Binnenwasserstraßen nach Antwerpen und Amsterdam zu fahren, wo es bei Bedarf auch be- bzw entladen werden kann.

Im Vergleich zu herkömmlichen Schiffskraftstoffen reduziert Erdgas deutlich NOx und reduziert die gesamten Treibhausgasemissionen um bis zu 21%, so eine „well-to-wake“-Emissionsstudie von Thinkstep.

Well-to-wake

Als Kraftstoff für den Schiffsantrieb und die Stromerzeugung an Bord hat sich Erdgas bei den NOx- und SOx-Emissionen bewährt. Angesichts der Wirkungsgrade von Magergasmotoren und der Tatsache, dass der Hauptbestandteil von Erdgas, Methan, die einfachste Kombination von Kohlenstoff und Wasserstoff in der Kohlenwasserstoffreihe ist, sind die Erwartungen auch an die niedrigen Treibhausgasemissionen hoch. Die Klassifikationsgesellschaft DNV-GL und Shell Global Solutions haben diesen Aspekt auf einer „well-to-wake“-Basis untersucht. Dieser Bericht enthält die neuesten Studien über die Umweltverträglichkeit von Erdgas als Schiffskraftstoff. Es verwendet einen etablierten Ansatz zur Bewertung der Lebenszyklusanalyse (LCA) von Kraftstoffen, die als „Well-to-Wheel“ für landgestützte Sektoren und „Well-to-Wake“ (WtW) für Schiffe bekannt sind.

Das Schiff

LNG LONDONs Hauptdaten sind: 110 Meter lang und 15 Meter breit, mit einer Ladekapazität von 3.000 Kubikmetern LNG, gelagert in 4 separaten Vakuumtanks, die zu ihrem Schutz mit einem Top-Deck abgedeckt sind.

Das Antriebssystem besteht aus zwei konventionellen Dieselmotoren von Caterpillar vom Typ 3508, die ihre erzeugte Leistung, jeweils 790 kW, an zwei Azipods (Hersteller Veth) liefern. Durch insgesamt drei Querstrahler ist das Schiff sehr wendig.

Anmerkung der Redaktion:

Interessanterweise nutzt das Bunkerboot für den Betrieb seiner beiden Hauptantriebsmotoren Dieselkraftstoff nach der gültigen Europanorm EN 590. Entsprechend der Norm enthält der Kraftstoff nur 10 ppm Schwefel, kann also als nahezu schwefelfrei bezeichnet werden. Ein erheblich besseres emissionsverhalten würden die Motoren aufweisen wenn sie mit dem transportierten Erdgas betrieben worden wären.

Die LNG LONDON wurde auf der Hull Turne Serverin Roemenie Shipyard gebaut und die Teamco Shipyard, NL, hat die Endausrüstung übernommen.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.