InvaSave schützt Hamburger Ökosystem

Die InvaSave 300, montiert auf einer Barge
Die InvaSave 300, montiert auf einer Barge, auf dem Wege zu einem Einsatz

Hamburg ist Vorreiter in Sachen Umweltschutz

Jongen GmbH, der deutsche Spezialist für Altöl-, Abwasser- und Abfallentsorgung von Seeschiffen im Hamburger Hafen, hat eine mobile Ballastwasseraufbereitungsanlage vom niederländischen Schiffbaukonzern DAMEN Group übernommen. Das Unternehmen kann nun IMO-zertifizierte Ballastwasseraufbereitungsdienste, gemäß D2-Standard, für Schifffahrtsunternehmen anbieten, die die neuesten Ballastwasserrichtlinien einhalten müssen, die am 8. September 2019 in Kraft getreten sind. Das in 2015 gegründete Hamburger Unternehmen hat sich zwischenzeitlich als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb weit über die Grenzen Hamburgs einen Namen gemacht.

Zu den Dienstleistungen des Unternehmens gehören die Reinigung von Lagertanks und Maschinenräumen der Schiffe sowie das Havariemanagement und die Reinigung von Ölunfällen. Die Erweiterung des Jongen-Produktportfolios um die Damen InvaSave-Anlage spiegelt die Expansion in die Ballastwasseraufbereitung wider. Für die Hamburger Umweltbehörde ist Jongen bereits seit 2016 ein geschätzter Partner bei der Bekämpfung von Ölunfällen im Hafen.

Hamburger Umweltbehörde schützt Ökosystem

Von vielen Seeschiffen geht eine Gefahr für das Hamburger Ökosystem aus. Doch nicht nur der Hamburger Hafen – auch die gesamte Welt leidet vermehrt unter fremden Organismen.

Die InvaSave 300, montiert auf einer Barge
Die InvaSave 300, montiert auf einem Ponton, auf dem Wege zu einem Einsatz

Seit dem 1. November 2019 ist deshalb eine mobile Ballastwasser-Reinigungsanlage in Hamburg in Betrieb – die erste in einem europäischen Hafen. Schirmherr der Testphase ist die Behörde für Umwelt und Energie in Hamburg, betrieben wird die Anlage vom Hamburger Entsorgungsspezialisten Jongen GmbH. Das Projekt findet in Kooperation mit der holländischen Firma DAMEN Green Solution statt; der Testzeitraum ist zunächst auf drei Monate angelegt.

Julia Dettmer, Geschäftsführung Jongen, sagte nach der Lieferung des InvaSave-Systems von DAMEN: “ Die InvaSave 300 ist die Antwort Hamburgs auf die neue Regelung des IMO-BWM-Übereinkommens zur Verhinderung der Übertragung von schädlichen Wasserorganismen“.

Zehn Millionen Tonnen Ballastwasser…

Rund zehn Millionen Tonnen Ballastwasser werden jährlich weltweit per Schiff quer über den Globus transportiert. Es wird zwingend zur Stabilisierung der Schiffe benötigt – bringt aber andererseits die Biodiversität der internationalen Gewässer größtenteils ins Ungleichgewicht. Denn bei der Übernahme von Ballastwasser gelangt nicht nur Wasser in die Tanks der Schiffe, sondern auch eine Vielzahl von unerwünschten „blinden Passagieren“: Cholera-Bakterien aus Singapur, Algen aus Shenzhen oder Krebse vom Golf von Mexiko. Millionen Organismen gehen in den Ballasttanks ungewollt auf Reisen – und werden schließlich in einem fremden Hafen wieder ausgepumpt. In den fremden Gewässern können sie großen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden anrichten: etwa, wenn sie vorhandene Arten verdrängen oder sich ungebremst vermehren.

Um dieses Problem zu lösen, hat die Internationale Maritime Organisation (IMO) 2004 die Ballastwasserkonvention verabschiedet. Ihr Ziel: mit gezielter Behandlung des Ballastwassers die lebenden Organismen unschädlich zu machen.

Unterschiedliche Behandlungen für jeden Zweck

120 UV-Lampen sorgen für eine sichere Ballastwasserreinigung
120 UV-Lampen sorgen für eine sichere Ballastwasserreinigung

Derzeit sind drei verschiedene Optionen zur Behandlung von Ballastwasser weit verbreitet: Man nutzt die Elektrolyse, chemische Zusätze oder ultraviolettes (UV-) Licht um Organismen vor dem Ablassen des Wassers unschädlich zu machen. DAMEN Green Solution, ein Tochterunternehmen der DAMEN Shipyard Group, hat sich für die Wasseraufbereitung über intensives UV-Licht, eine umweltfreundliche Behandlungsmethode, entschieden.

Die UV-Desinfektion ist bei Wellenlängen von 200 bis 300 Nanometern wirksam. Die abgegebene UVC-Strahlung wirkt stark bakterizid. Sie wird von der DNA absorbiert, zerstört deren Struktur und inaktiviert lebende Zellen. Mikroorganismen, wie Viren, Bakterien, Hefen und Pilze, werden mit UV-Strahlung in Sekunden unschädlich gemacht. Bei ausreichend hoher Bestrahlungsstärke ist die UV-Desinfektion eine zuverlässige und umweltfreundliche Methode, da die Zugabe von Chemikalien nicht notwendig ist. Darüber hinaus können Mikroorganismen keine Resistenz gegen UV-Strahlen entwickeln.

Benjamin Roeder, Jongen GmbH, erklärt die Funktion der Ballastwasserbehandlungsanlage
Benjamin Roeder, Jongen GmbH, erklärt anhand des InvaSave- Bedientableau die Funktion der Ballastwasserbehandlungsanlage

Schiffe, die keine eigene Aufbereitungsanlage an Bord haben, und nicht 200 Seemeilen vor der Küste ihr Ballastwasser gewechselt haben, sind verpflichtet, einen Nachweis über den fachgerechten Tausch vorzuweisen. Die von der Jongen GmbH eingesetzte Anlage InvaSave 300 ist mobil auf einem Ponton befestigt, was ihren Einsatz besonders flexibel macht – 300 Kubikmeter Wasser können durch sie pro Stunde von Keimen und Kleinstmeerestieren befreit werden. Nach erfolgreicher Bearbeitung des Ballastwassers erhält das Schiff das vorgeschriebene Zertifikat. Ebenso kann die Anlage aufbereitetes Wasser dem Schiff übergeben. Die Behörde für Umwelt und Energie hat bei der Auswahl der Anlage besonderen Wert auf eine schonende Behandlung mittels UV-Licht gelegt, sodass die Gewässer keiner Belastung ausgesetzt werden.

Reduzierung von Ausfallzeiten

300 m3/h gereinigtes Ballastwasser werden in den Hafen gepumpt
300 m3/h gereinigtes Ballastwasser werden in den Hafen gepumpt

Das InvaSave 300 IMO-zertifizierte System ist eine externe Ballastwasserbehandlungseinheit, die in einem einzigen Durchgang mittels mechanischer Filtration und ultravioletter Strahlung invasive Organismen aus Ballastwasser entfernt und beseitigt, während es aus eingehenden Schiffen gemäß IMO-D2-Standard abgeleitet wird. Es kann auch Ballastwasser gleicher Qualität für ausgehende Schiffe bereitstellen. Das gesamte System wird in einem einzigen, 45 Fuß Highcube Container geliefert und ist somit voll mobil; ideal für das Abstellen auf einem Binnenschiff, Arbeitsboot oder Trailer für eine einfache Bewegung in einem Hafen oder einer Werft.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.