Scrubber sollen vermehrt Partikel auswaschen
In der maritimen Wirtschaft geht man davon aus, dass auch nach dem 1. Januar 2020 weiterhin Schweröl am Markt sein und bleiben wird. Das gilt selbst unter der Erkenntnis, dass 90 Prozent der Schiffe auf Marine Gas Oil oder Marine Diesel Oil umgestellt wurden und nur die restlichen 10 Prozent Scrubber eingebaut haben und daher weiter mit Schweröl fahren werden. Außerdem darf mit Schweröl gefahren werden, falls der Nachweis geführt werden kann, dass zum Zeitpunkt der Notwendigkeit zu bunkern, kein MGO oder MDO in ausreichender Menge zur Verfügung stand.
Diese Aussage hat natürlich einen Haken, denn selbst wenn die Motoren der betreffenden Schiffe mit beliebigen flüssigen Kraftstoffen gefahren werden können, zumindest beim Wechsel auf Destillate, müssen Tankanlage und Kraftstoffleitungen gereinigt werden, ganz abgesehen davon, dass bestimmte Komponenten einer Schwerölanlage dann nicht mehr benötigt werden. So einfach ist also der Wechsel zwischen den Kraftstoffarten nicht durchzuführen. Ein Hin und Her dürfte allein aus Zeit- und Kostengründen auszuschließen sein.
Auch bei der Saacke GmbH in Bremen ist man der Überzeugung, dass Schweröl als Schiffskraftstoff unverändert seine Berechtigung hat. Der Bereich Marine Systems des Unternehmens ist federführend an einem Projekt beteiligt, mit dem, grob gesagt, die Funktion von Scrubbern soweit verbessert werden soll, dass sie Teilaufgaben von Partikelfiltern und Oxidationskatalysatoren übernehmen können.
Die bislang am Markt befindlichen nassen Scrubber können nach Aussage von Saacke einen Massenanteil von etwa 80 Prozent der großen Partikel aus dem Abgas der Dieselmotoren auswaschen. Das sind Teilchen mit Abmessungen von 1 μm und größer, alle kleineren Teilchen gelangen ungehindert durch einen Scrubber ins Freie.
Das Projekt hat den sperrigen Namen „Optimierung der Scrubber-Abgaswäsche-Technologie zur Reduktion umweltschädlicher Schiffsemissionen“, kurz SAARUS. Dazu heißt es offiziell: „Das Verbundprojekt SAARUS hat es sich zum Ziel gesetzt, zusätzlich zu der von der IMO … ab diesem Jahr verschärften Vorgabe zur Reduktion der Schwefeldioxidemissionen auch die bisher noch nicht reglementierten Feinstaubemissionen um bis zu 90 % zu mindern.“ Das kann allerdings nur bei nassen Abgaswäschern funktionieren, die mit geschlossenem Kreislauf arbeiten. Beim Betrieb mit offenem Kreislauf gelangen unvermeidlich alle ausgewaschenen Schadstoffe mit den großen Mengen des Waschwassers ins Meer. Die durchlaufende Wassermenge ist derart groß, dass es keine Möglichkeit gibt, sie zu filtern.
In einem Zeitraum von drei Jahren wollen die beteiligten Unternehmen und Hochschulen nasse Abgaswäscher derart weiterentwickeln, dass sie nicht nur Partikel in der Größe bis nahe an den Nanobereich zurückhalten, sondern möglichst auch unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid auswaschen. Konkret geht es folglich auch um Kleinstpartikel in der Größe bis herunter zu 0,1 μm. Das betrifft die sogenannte Fraktion PM2,5 mit Partikelgrößen zwischen 0,1 und 2,5 μm.
Für die noch kleineren Teilchen, das sind die des Nanobereichs, darüber sind sich die Beteiligten im Klaren, müssen Partikelfilter auch den neuen Abgaswäschern nachgeschaltet werden, wenn es um die Frage gesundheitsschädlicher Emissionen geht.
Was vom Scrubber ausgewaschen wird, ist zwar aus dem Abgas heraus, aber noch im Waschwasser. Deshalb werden im Rahmen der Zielsetzung erhebliche Anforderungen an die Technik zur Aufbereitung des Waschwassers gestellt. Das Waschwasser muss von den ausgewaschenen Bestandteilen gereinigt werden, bevor es zurück in den Kreislauf geleitet wird. Das sind Aufgaben für die weiteren Unternehmen, die am Projekt beteiligt sind.
Erste Maßnahme ist der Aufbau eines auf die Feinstaubabsonderung optimierten Abgaswäschers von Saacke auf einem Prüfstand der Universität Rostock. Der Versuchsaufbau entspricht, wie es heißt, den späteren Betriebsbedingungen an Bord eines Schiffes. Zunächst soll eine umfassende Analyse von Abgas und Waschwasser die Wirksamkeit der von Saacke getroffenen Maßnahmen bestätigen. Später will man versuchen, unter Verwendung von konventionellen Kraftstoffen, also Schweröl, die Emissionen der Schiffsmotoren mit den neuen Scrubbern weiter zu senken.
Nach Abschluss des Projektes, also etwa ab Mitte 2022, will man mit einem Prototyp eine Art Felderprobung an Bord eines Schiffes durchführen. Die Frage dürfte hier wie in anderen Fällen sein, welche Reederei das Risiko mitträgt.
Hinsichtlich der Anwendung der dann neuartigen Abgaswäscher gibt man sich optimistisch und geht davon aus, dass das Interesse an derartigen Geräten zunehmen wird und hat dabei besonders die Kreuzfahrtreedereien im Blickfeld. Kreuzfahrtschiffe wie die AIDAluna (s.o. unser Bild), die 2014 das erste Schiff der Flotte von AIDA Cruises war, das mit Abgaswäschern nachgerüstet wurde, gehört zur Hauptzielgruppe für den Einbau der weiterentwickelten Abgaswäscher. Argumentiert wird unter anderem, ähnlich wie bei Luxusyachten, mit dem Aufwand für die Beseitigung des unvermeidlichen Schmutzes an Bord bei bestimmten Wetterlagen.
Das Projekt hat einen finanziellen Rahmen in Höhe von 4,9 Millionen Euro, davon trägt das Wirtschaftsministerium des Bundes 3,5 Millionen Euro.