Wie Österreichs Logistikexperten die Folgen der Corona-Krise sehen

Motorgueterschiff PETAR in Fahrt auf der Donau.
OESTERREICH, WIEN, 04.09.2011, Motorgueterschiff PETAR in Fahrt auf der Donau. | AUSTRIA, VIENNA, 04.09.2011, Motor barge PETAR navigating on the river Danube. | © Thomas Jantzen

Die Welt und damit die Weltwirtschaft einschließlich der Logistik sind durch ein nanomillimetergroßes Virus in eine Krise gestürzt, deren Dimensionen und Dauer sich noch nicht abschätzen lassen. Überall müssen die Aktivitäten zurückgefahren werden und das gilt auch für die Logistik, ob zu Straße, Bahn, Luft und erst recht – da 90 Prozent der Warentransporte weltweit auf den Meeren und Flüssen abgewickelt werden – für Schiffstransporte.

Auf die Logistik zur See kommen harte Prüfungen dazu, ob die milliardenschweren Not- und Hilfsprogramme, sowie die Durchhalteparolen Abhilfe bringen, bleibt noch abzuwarten.

Österreich ist Logistikstandort vor allem für Zentral-, Südost- und Osteuropa, für die übrige Welt ist es als Binnenland und seiner exportorientierten Wirtschaft auf funktionierende Logistik zur See und zu Flüssen und daher auch funktionierende Häfen angewiesen. Nachdem das Virusproblem in ganz Europa und global angekommen ist, zeigen sich nun die Nachteile der Globalisierung in Wirtschaftsdingen und da besonders die Abhängigkeit von China und anderen Staaten in Fernost, wohin Österreichs Exporte – und Importe von dort – praktisch nur auf dem Seeweg möglich sind.

Durch Einschränkungen bei Luft- und vor allem Seefracht wird es bei vielen Produktionen zu Rückgängen kommen. Ein Beispiel sind Antibiotika, die bisher zu fast 100 Prozent auf fernöstliche Staaten entfielen. Dies wird viele europäische Staaten und Unternehmen zum Nachdenken über die Globalisierung führen. Wegen sinkenden Bedarfes ist der Containerverkehr z.B.  mit China bereits im Rückgang begriffen, mangels Container auch im Rahmen der Transportketten.

Logistikreise hoffen nun, dass bei der Bevölkerung die Bedeutung der Logistik und der Güterverkehrsbranche auch von und zu den für Österreichs Wirtschaft wichtigsten Hafenstädten an der Adria (Koper, Triest, Rijeka) und an der Nordsee (Rotterdam, Antwerpen, Bremerhaven und Hamburg) besser erkannt wird. Denn ohne eine funktionierende Logistik geht überhaupt nichts mehr, auch die Grundversorgung der Bevölkerung wäre in Gefahr.

Chinas „imperialer“ Vorstoß mit seiner „Neuen Seidenstraße“ zu Land und zur See wird Vermutungen von Logistikexperten zufolge, einen gewaltigen Dämpfer erhalten, auch weil dem Reich der Mitte einfach das Geld dazu ausgehen könnte. Die bisher in das Projekt investierten Geld- und Kreditmengen waren in China von Kritik an Staatschef Xi Jinpings Lieblingsprojekt begleitet. Aber auch so dürfte es mit dem Höhenflug der chinesischen Wirtschaft vorbei sein. Im Falle Russlands dürfte das Land wegen seiner extrem rohstoffabhängigen Wirtschaft und auch Exportwirtschaft aufgrund des Preisverfalls bei Erdöl und anderen Rohstoffen hart getroffen werden. Allerdings lehrt ein Blick in die Geschichte uns: nach Pandemien erholt sich die Wirtschaft wieder, es kommt aber auch zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen.

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Harald Krachler
Gastautor bei VEUS-Shipping.com.