Durchbruch des Erdgas-Kraftstoffs noch nicht in Sicht
Anlässlich des vierjährigen Bestehens der Maritimen LNG Plattform – die nationale LNG Initiative – wurde eine Zwischenbilanz gezogen.
Die Schifffahrt, so die einhellige Auffassung, hat in puncto Umweltfreundlichkeit im Vergleich zu anderen Transportmitteln einen erheblichen Nachholbedarf. Vordringlichstes Ziel der nächsten Jahre ist eine Schifffahrt, die zum einen auf offener See ohne Schweröl fährt und die zum anderen in den Hafenstädten nicht weiter zu den Hauptemittenten von Feinstaub und Stickoxiden gehört. Der Einsatz von Erdgas als alternativer Kraftstoff bietet hier die besten Chancen und die Entscheidung der Politik, durch Schaffung von Rahmenbedingungen die maritime Wirtschaft beim Weg in eine relativ saubere Schifffahrt zu unterstützen, ist richtig, insbesondere im Interesse der Gesundheit der Menschen in den Küstenregionen.
Thorsten Lehmann, Vorsitzender der Maritimen LNG Plattform und Managing Director MAN Hamburg, erklärte während der Pressekonferenz: “Mit dem Förderprogramm für die Schifffahrt sowie mit der jüngsten Haushaltsplanung, die einen Fokus auf die Förderung einer sauberen Landstromversorgung mit Erdgas legt, hat die Politik wichtige Akzente gesetzt. Der Markt reagiert: Immer mehr Schiffe, sowohl in der Kreuzfahrtindustrie aber auch zunehmend in der Containerbranche, werden mit Erdgas als sauberem Kraftstoff betrieben. Ohne Erdgas als den richtungsweisenden Schritt zu alternativen Kraftstoffen in größerem Umfang ist die Maritime Energiewende nicht zu bewerkstelligen.“
Anmerkung der Redaktion: Wir haben die versendete Pressemitteilung der Maritimen LNG Plattform in wesentlichen Punkten korrigiert. Leider wird auch hier immer noch von LNG als Kraftstoff für die Verbrennungsmotoren berichtet – was nachweislich falsch ist. LNG, verflüssigtes Erdgas, ist nur eine Lagerungsform – aber nicht der Kraftstoff der dem Verbrennungsmotor zugeführt wird – das ist nämlich Gas in seiner reinsten Form! Insofern ist es eine Notwendigkeit den im Sprachgebrauch unsinnigen Begriff „LNG als Kraftstoff für den Motor“ schnellstens zu vergessen.
Dr. Rowil Ponta, Geschäftsführender Gesellschafter von Nordic Hamburg, appelliert an die Beteiligten auf dem Weg zu einer sauberen Schifffahrt durchzuhalten: „Ein Risiko besteht darin, dass das Thema Erdgas von den Beteiligten und der Politik nicht lange genug durchgehalten wird und zu früh auf Themen wie Wasserstoff oder Elektrizität gesetzt wird, die aber noch lange nicht marktreif sind für die Schifffahrt. Am Ende müssen wir dann mit weiteren 20 Jahren Giftmüllverbrennung (HFO = Schweröl) auf See leben, weil die notwendige kritische Masse für Erdgas nicht erreicht wird.“
Dr. Hans Gätjens, Vice President Marine und Regional Chief Executive von Bureau Veritas, warnt davor, den Einsatz von Erdgas ausschließlich unter dem Aspekt der CO2-Reduzierung zu betrachten: „Bei Abgasen von Schiffsmotoren müssen die Gesamtemissionen betrachtet werden: Hinsichtlich CO2, NOx, SOx und Partikelemissionen ist der Erdgasmotor die zurzeit beste Lösung. Die ambitionierten Klimaziele der Schifffahrt (50 % CO2-Reduktion bis 2050) kann nur mit einem Maßnahmenmix erreicht werden. Eine wichtige Rolle wird dabei spielen, dass langfristig Erdgas CO2– neutral mit Hilfe der sogenannten Power to Gas-Technik oder aus Biomasse hergestellt werden kann. Wasserstoff ist absehbar für die nächsten 20 Jahre keine Alternative für die Schifffahrt, und zwar aufgrund von Sicherheitsbedenken, Verfügbarkeit und zu hohen Kosten.“
Georg Ehrmann, Geschäftsführer der Maritimen LNG Plattform, zieht abschließend eine Bilanz des Pressegesprächs: „Im laufenden Vergabeverfahren für eine Bundesförderung sind für knapp 30 mit Erdgas betriebene Schiffe Anträge gestellt worden. Das zeigt deutlich, dass die maritime Branche, die nach wie vor mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ihren Beitrag für eine sauberere Schifffahrt leisten will. Auf Basis von Bedenkenträgerei wird die Schifffahrt nicht sauberer. Jetzt gilt es zu handeln und weiter voranzuschreiten – für eine bessere Luftqualität und für die Gesundheit der Menschen.“