Es ist schon einige Zeit her – aber aus aktuellem Anlass haben wir uns an eine Berichterstattung vom 14. November 2016, anlässlich der Länderkonferenz Rhein in Düsseldorf („Der Rhein – die europäische Wasserstraße“) erinnert, die es Wert ist sie nochmals hervorzuholen und zu kommentieren.
Worum geht es?
„Der Rhein – die europäische Wasserstraße“ war das Leitmotiv der dritten Rheinanliegerkonferenz, während der Politiker und selbsternannte Experten aus der Hafen- und Logistikbranche in den Düsseldorfer Rheinterrassen über die Zukunft des Rheinkorridors für die Transport- und Logistikketten diskutierten.
Hochkarätig waren die Podien besetzt. Vor rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutierten die Verkehrsminister aus vier Bundesländern: für das Gastgeberland NRW Michael Groschek, aus Hessen Tarek Al-Wazir, aus Rheinland-Pfalz Volker Wissing und aus Baden-Württemberg Winfried Hermann. Für die Bundesregierung war der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, nach Düsseldorf gekommen, von der Europäischen Kommission nahm der sog. Senior Expert Dimitrios Theologitis teil und die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) vertrat deren Generalsekretär Bruno Georges.
Im Rennen um alternative Kraftstoffe für die Binnenschifffahrt setzt die EU-Generaldirektion Mobilität und Verkehr (DG Move) auf Liquified Natural Gas (LNG). Das erklärte Senior Expert Dimitrios Theologitis, bei der DG Move zuständig für Häfen und Binnenschifffahrt.
„Wir können nicht auf alle Pferde setzen. Unser LNG-Masterplan ist ein sehr erfolgreiches Projekt, das uns gezeigt hat: Man muss noch vieles tun, um nur einen Treibstoff voran zu bringen“, so Theologitis.
„Natürlich haben wir nichts dagegen, wenn andere auf GTL oder Methan setzen. Unsere Regularien sind normalerweise technologieneutral. Aber unsere Förderungen können wir nicht in die Breite streuen. Wir brauchen einen Fokus. Und der liegt im Moment auf LNG.“
Wie bitte? Ich lese wohl nicht richtig: LNG ist etwas anderes als Methan?
Und das erklärt ein „Senior Expert“ der EU-Generaldirektion Mobilität und Verkehr während der v.g. Länderkonferenz Rhein den anwesenden Teilnehmern und Vertretern der Presse. Und keiner der Anwesenden macht den Mund auf und widerspricht dem Senior Expert? Na klar: Es ist leider so, dass die breite Öffentlichkeit, inklusive der „Experten“ aus der Schifffahrtsbranche, bei der „Methan-Thematik“ kaum wissen, worüber sie reden!
Was kann die Öffentlichkeit von so einer Einrichtung (DG MOVE) erwarten wenn wesentliche hochrangige Vertreter solchen Unsinn erzählen?
Exkurs alternative Kraftstoffe
Aufgrund hoher spezifischer Energie(speicher)dichte in Bezug auf Volumen und Gewicht dominieren Kohlenwasserstoffe (Alkane, früher Parafine genannt) den Energiemarkt für die Mobilität. Viele unterschiedliche Namen wie Methan, LNG, CNG, Ethan, LPG, Propan, Butan, Autogas, Benzin, Super, Petroleum, Kerosin, Diesel, GTL, Heizöl, leichtes Gasöl, MDO, Schweröl u.v.a.m suggerieren grundverschiedene Kraftstoffe.
Sie täuschen jedoch darüber hinweg, dass sie alle Geschwister ein- und derselben Familie der Kohlenwasserstoffe (Alkane, Alkene) sind.
Da fällt beispielsweise auf, dass angesichts der babylonischen Sprachverwirrung vielen Anwendern, so auch ganz offensichtlich dem Senior Expert Dimitrios Theologitis, ebenfalls nicht klar ist, dass Methan (Erdgas), LNG (Liquefied Natural Gas = Verflüssigtes Erdgas) und CNG (Compressed Natural Gas = Komprimiertes Erdgas) in der Tat chemisch exakt denselben Stoff bezeichnen: Methan – also CH4.
Die Bevölkerung hat ein Anrecht darauf sachlich korrekt informiert zu werden. Doch dazu gehört es, dass wirkliche Experten, also „Sachkundige“, informieren.