Offshore-Windpark „Amrumbank West“ offiziell in Betrieb genommen

MPI Discovery.
MPI Discovery. © Christian Eckardt

Der Offshore-Windpark Amrumbank West von dem Energieversorger E.ON wurde am 4. Februar offiziell in Hamburg in Betrieb genommen. Bei einer Veranstaltung im Hafenmuseum Hamburg hat Johannes Teyssen, CEO von E.ON gemeinsam mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz, dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Minister für Wirtschaft und Energie, Uwe Beckmeyer, sowie Helgolands Bürgermeister Jörg Singer und Projektleiter Dominik Schwegmann symbolisch die Stromerzeugung auf See gestartet. Unter dem Motto „Energie und Klimaschutz für zukünftige Generationen“ wurden die Ehrengäste bei der Inbetriebnahme von Kindern einer Hamburger Grundschule unterstützt.
Der Offshore-Windpark „Amrumbank West“ liegt 35 km nördlich von Helgoland und etwa 37 km westlich der nordfriesischen Insel Amrum auf einer Fläche von rund 32 km² bei Wassertiefen von 20–25 m. Die Basisstation für den Betrieb des Windparks wurde auf Helgoland errichtet. Mit einer installierten Leistung in Höhe von 302 MW kann der Windpark etwa 300.000 Haushalte mit Erneuerbarer Energie versorgen und dabei mehr als 740.000 t Kohlendioxid vermeiden. Die Investitionskosten für den Windpark lagen bei 1 Milliarde €.
Installiert wurden hier 80 Windkraftanlagen von Siemens vom Typ SWT-3.6-120 und mit einer Leistung von jeweils 3,6 MW, die auf Monopiles-Gründungsfundamenten stehen. Der Rotordurchmesser beträgt 120 m, wobei die Länge eines Rotorblattes 58,5 m beträgt. Ab 2014 wurden die bis zu 300 t schweren Monopiles, die von der niederländischen SIF-Group produziert wurden, nicht nur mit so genannten Offshore-Errichterschiffen wie der MPI DISCOVERY in das Baufeld von Cuxhaven aus transportiert sondern auch mit einer alternativen Transporttechnik. So lies das niederländische Unternehmen Ballast Nedam Offshore die Gründungsrohre in das Baufeld schwimmend schleppen. Um die Monoliles im Wasser transportieren zu können, mussten diese zunächst luftdicht mit Deckeln verschlossen werden. Anschließend wurden die Gründungsrohre mit Hilfe eines Hafenkrans von der Pier ins Wasser gesetzt und mit einem Schlepper zur Windfarm gebracht, wo sie dann mit einem Spezialschiff aufgerichtet wurden. Dazu kam dort einer der leistungsfähigsten Schwimmkrane der Welt zum Einsatz, die SVANEN. „Mit diesen beiden Techniken sind wir noch flexibler geworden und können Baupausen oder Verzögerungen leichter aufholen“, begründete seinerzeit Peter Voigt, Logistik-Package Manager des Projekts Amrumbank von E.ON das neue Verfahren.
Cuxport spielte bei dem Aufbau von „Amrumbank West“ eine tragende Rolle bei der logistischen Unterstützung, erfolgte von der Elbmündung der Umschlag der 80 Monopiles sowie der dazugehörigen Transition Pieces, den so genannten Zwischenstücken, auf dem Gelände des Hafenlogistikers. Mit Hilfe des Errichterschiffes MPI ADVENTURE, ein baugleiches Schwesterschiff der MPI DISCOVERY der britischen Gesellschaft MPI Offshore Ltd. erfolgte ab Janur 2015 die Installation der ersten Turbinen, die im dänischen Nordseehafen Esbjerg übernommen wurden. Die beiden Errichterschiffe sind fast 140 m lang und über 40 m breit, verfügen über sechs 72 m lange Hubbeine die sich während des Umschlags oder des Aufbaus auf hoher See 60 m in Richtung Meeresboden ausfahren lassen. Die im Jahr 2011 von der chinesischen COSCO (Nantong) Shipyard gelieferten Errichterschiffe verfügen über einen 1.000 t tragenden Offshore-Bordkran, der Bauteile bis in 100 m Höhe heben kann.

  • Amrumbank-3, MPI Adventure beim Setzen der Flügel.
    Amrumbank-3, MPI Adventure beim Setzen der Flügel. © EON

Der Offshore-Windpark wurde von dem für das Gebiet zuständigen Übertragungsnetzbetreiber TenneT Offshore GmbH über die Offshore-Konverterplattform HelWin beta mittels Kabelanbindung mit einer Distanz von insgesamt rund 138 km an das deutsche 400 kV Übertragungsnetz angeschlossen. Zunächst wird dabei der von den 80 Windenergieanlagen im Park erzeugte Drehstrom über die nahezu 100 km lange Innerparkverkabelung zum parkeigenen Umspannwerk transportiert, wo er von 33 kV auf 155 kV hochtransformiert wird. Von dort aus fließt der Strom über zwei 8 km lange Hochspannungsseekabel zur Konverterplattform HelWin beta, wo er von 155 kV Drehstrom weiter hoch transformiert und anschließend in Gleichstrom der Spannungsebene +/-320 kV umgewandelt wird. Anschließend fließt er per Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) zunächst über ein 85 km langes Seekabel und nach dessen Anlandung in Büsum weitere 45 km über eine Landleitung zum Netzverknüpfungspunkt Büttel nordwestlich von Hamburg. Dort wird der Gleichstrom vor seiner weiteren Übertragung und Verteilung wieder in Drehstrom umgewandelt.
Johannes Teyssen bezeichnete den Windpark Amrumbank West als „Technik vom Feinsten“ und warb bei der feierlichen Inbetriebnahme in Hamburg für den weiteren Ausbau der Offshore-Technologie. „Jede Energie hat ihre Zeit. Und die Zeit für einen kräftigen Ausbau der Offshore-Windenergie ist definitiv gekommen. Offshore wird gebraucht, wenn wir die Ziele der Energiewende erreichen wollen.“ Teyssen kündigte an, dass sich E.ON weiter in diesem Geschäftsfeld engagieren wird. Dabei werde das Unternehmen einen besonderen Fokus darauf legen, die Kosten für Erneuerbare Energien zu senken.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz erklärte: „Amrumbank West ist ein weiterer Leuchtturm des Windenergie-Ausbaus auf See. Ihm müssen weitere folgen, damit das energiewirtschaftliche und industriepolitische Potenzial der Offshore-Windenergie nicht ungenutzt bleibt. Hamburg und die norddeutschen Länder setzen sich dafür ein, dass die Erweiterung der Netzinfrastruktur und der Bau von Windparks weiter vorangetrieben werden. Sauberer Strom wird in ganz Deutschland benötigt und der Ökostrom der Nordsee gibt der Energiewende den nötigen Rückhalt.“
Staatssekretär Uwe Beckmeyer verwies auf die wirtschaftlichen Vorteile: „Verlässlichkeit und ein kontinuierlicher Ausbau sind die Eckpfeiler für eine erfolgreiche Entwicklung der Offshore-Windenergie. Mit dem Windpark „Amrumbank West“ leistet E.ON hier einen wichtigen Beitrag. Das Projekt knüpft an bisherige Erfahrungen im Offshore-Bereich an und beweist, dass das norddeutsche Cluster viele Wettbewerbsvorteile bietet: die räumliche Nähe der am Projekt beteiligten Firmen, die Arbeit im Netzwerk und die Kooperation über längere Zeiträume hinweg. Das bietet ein großes Lernpotenzial und schafft Wertschöpfung und Beschäftigung an der Küste und weit darüber hinaus.“

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Christian Eckardt
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schifffahrt und Offshoretechnik.