Hovertravel Ltd erhält neuentwickelte Hovercraft 12000TD
Zukünftig, noch in diesem Sommer, werden zwei neue Schnellfahrzeuge die Fährverbindung über den Solent, im Südwesten Großbritanniens von Portsmouth zur Isle of Wight, für das Betreiberunternehmen Hovertravel Ltd. übernehmen.
Die neuen Hovercrafts des Typs 12000TD werden die zwei mehr als 30-Jahre alten Fahrzeuge des Typs AP-188 ersetzen die täglich mehr als 70 Überquerungen des Solent absolvierten. Die AP-188 beinhalten noch vier Dieselmotoren: zwei für das „Hubgebläse“ und zwei für den Vortrieb, während die neuen 12000TD nur noch über zwei leistungsstarke Dieselmotoren verfügen, die für den Vortrieb sowie das Schweben des Hovercrafts zuständig sind.
Exkurs Hovercraft:
Es waren die beiden britischen Ingenieure Edwin Gifford und Don Robertson die in 1976 das Unternehmen Griffon Hovercraft gründeten. Diese Unternehmensgründung ging zurück auf die Zusammenarbeit Giffords mit dem Erfinder der Luftkissenfahrzeuge Christopher Cockerell, der das Ziel hatte eine schnelle Fährverbindung an den britischen Küsten zu ermöglichen. Bereits ein Jahr nach der Firmengründung lieferte Griffon Hovercrafts das weltweit erste Luftkissenfahrzeug mit Benzinmotor aus, welches erheblich effizienter betrieben werden konnte als die vorherigen Varianten mit Gasturbinen. 1983 kam der erste Hovercraft mit Dieselmotor zum Einsatz – eine weitere Verbesserung mit noch weiter gesteigerter Wirtschaftlichkeit. Boten doch diese Motoren eine deutliche höhere Zuverlässigkeit in Bezug auf Schäden durch das Meeressalzwasser. Heute zählt das Unternehmen Griffon Hoverwork Ltd mit Sitz in Southampton zu den weltgrößten Herstellern von Luftkissenfahrzeugen. Für die Hovercrafts gibt es aktuell zahlreiche Anwendungsgebiete, vom Grenzschutz über die Küstenwache bis hin zur Katastrophenhilfe. Darüber hinaus werden sie auch für Fährverkehre genutzt – wie dem zwischen Portsmouth und der Isle of Wight.
Hovercrafts sind amphibische Fahrzeuge, sie fahren auf nahezu jedem Untergrund. Ihr Rumpf ist mit einer Schürze aus Verbundstoffen versehen. Durch ein Gebläse wird der Luftdruck unterhalb des Fahrzeugs aufgebaut, wodurch ein permanentes Luftkissen im umkleideten Bereich entsteht. Auf diesem schwebt das Fahrzeug berührungslos etwa 1,5 m über dem Untergrund. Der Vortrieb erfolgt über Propeller am Heck, die Steuerung über Ruder hinter den Propellern.
In diesem Zusammenhang sind die Hovercraft-Führer keine Kapitäne sondern Piloten, die allerdings bei der Britischen Marine & Coastguard Agency geführt werden.
Der Antrieb
Die beiden neuen Luftkissenfahrzeuge verfügen über je zwei Propeller und Gebläse, die im Zusammenspiel für die Fortbewegung sorgen. Es sind die ersten beiden Luftkissenboote der neuen 12000TD-Serie von Griffon-Hoverwork. Nach Aussagen des Unternehmens verbinden sie Tradition und Erfahrung mit den fortschrittlichsten Technologien, die heute im Hovercraft-Bau eingesetzt werden. Mit einer Länge von 22 m und einer Breite von 10 m nehmen die Fahrzeuge fast die Fläche eines Tennisplatzes ein, ihre Höhe beträgt 7 m. Sie können bis zu 88 Personen, inklusive Crew, befördern.
In den Hovercrafts arbeiten je zwei Zwölfzylinder MAN-Dieselmotoren in V-Konfiguration, Typ D2862 LE 124. Sie übertragen ihre Leistung von je 793 kW (1079 PS) bei 1.800/min über Zahnriemen an die Propellerwellen und die E-Motoren zum Antrieb der „Hubgebläse“. Jeder Motor treibt jeweils ein Radialgebläse (das „Hubgebläse“) und einen Propeller an. Die Kühlung der Motoren erfolgt über Lüfter und Radiatoren. Die Drehzahl der Propeller wird über die Drehzahl der Motoren geregelt. Die Fahrzeuge verfügen über Verstellpropeller. Damit lässt sich die Steigung stufenlos von Nullschub in Richtung Voraus oder Zurück verstellen. Zur besseren Manövrierbarkeit versorgen an den Motoren angebaute leistungsstarke Generatoren die Querstrahler mit elektrischer Energie. Im Gegensatz zu Querstrahlern bei Schiffen sind diese bei den Hovern auf dem Dach der Fahrzeuge installiert. Die Motoren sind in den Fahrzeugen der 12000TD-Serie so tief wie möglich eingebaut um einen optimalen Lastenschwerpunkt zu erzielen. Gleichzeitig werden Propeller mit dem größtmöglichen Durchmesser verwendet – ihre Drehzahl ist langsamer als kleinere Pendants und sind somit leiser, erklärt das Unternehmen.
Die neuen Hovercrafts sind auf hohe Geschwindigkeit, verbunden mit Komfort für die Passagiere, ausgelegt. Die durchschnittliche Überquerung des Solent beträgt etwa 7 min bei einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 50 kn.