MAGELLAN, COLUMBUS & Co.

Die MARCO POLO, hier in Bergen, besticht auch 50 Jahre nach ihrer Indienststellung noch durch ihre klassischen Linien.
Die MARCO POLO, hier in Bergen, besticht auch 50 Jahre nach ihrer Indienststellung noch durch ihre klassischen Linien. © Kai Ortel

Mit der COLUMBUS erhält die britische Kreuzfahrtreederei Cruise and Maritime Voyages (CMV) 2017 ein neues Flaggschiff. Durch seinen Namen fügt sich das Schiff schon einmal nahtlos ein in die Flotte, die nach berühmten Entdeckern bekannt ist; ausgelastet werden sollen die Schiffe in Zukunft durch eine noch stärkere Zusammenarbeit mit der deutschen Partnerorganisation Transocean Kreuzfahrten.

Die Verbindung zwischen Transocean und CMV geht, wenn man so will, bis auf das Jahr 1996 zurück, als die damaligen „Cruise and Maritime Services“ als Agent für Transocean Tours auf dem britischen Markt tätig wurden. Transocean vermarktete damals neben der ASTOR auch die MARCO POLO, die man 2008 von der griechischen Global Maritime Group gechartert hatte. Allerdings musste Transocean Tours im September 2009 Insolvenz anmelden und die Charter der MARCO POLO vorzeitig beenden. Um dem Schiff jedoch eine sichere Weiterbeschäftigung zu garantieren, stieg die Global Maritime Group kurze Zeit später als Hauptanteilseignerin bei Cruise and Maritime ein, welche die MARCO POLO ab 2010 zusammen mit der OCEAN COUNTESS unter dem neuen Veranstalternamen „Cruise and Maritime Voyages“ vermarkteten. Der englische Kreuzfahrt-Newcomer hatte damit schnell Erfolg und ersetzte die OCEAN COUNTESS in den Jahren 2013 und 2014 durch die DISCOVERY. 2015 wiederum trat die AZORES an die Stelle der DISCOVERY, während CMV darüber hinaus im März desselben Jahres mit der MAGELLAN sogar noch ein viertes Schiff in Dienst stellte.
In Deutschland dagegen entwickelte sich das Geschäft nicht annähernd so gut. Zwar wurde Transocean Tours 2010 mit Hilfe der Fondgesellschaft Premicon AG als „Transocean Kreuzfahrten“ neugegründet, doch mit nur einem Hochseeschiff (der ASTOR) konnte das Unternehmen langfristig nicht am Markt bestehen. Für die Winter 2013/14, 2014/15 und 2015/16 vercharterte Premicon die ASTOR daher an keinen anderen als CMV, da der neue Transocean-Eigentümer schnell erkannt hatte, dass sich das Schiff in der Nebensaison mit deutschen Gästen allein nicht auslasten ließ. Versuche der Premicon AG, auf dem deutschen Markt einen strategischen Partner zu finden, scheiterten unterdessen jedoch, so dass das Unternehmen stattdessen an CMV herantrat. Im Januar 2014 übernahm Cruise and Maritime Voyages nicht nur die Veranstaltertätigkeit für Transocean Kreuzfahrten von der Premicon AG, sondern von derselben Firma auch gleich die Charter der ASTOR. (Am 15. Dezember 2014 kaufte die Global Maritime Group die ASTOR sogar von Premicon.) Transocean Kreuzfahrten wurde damit genauso wie CMV ein Teil der Global Maritime Group, wobei eine Randnotiz in der damaligen Pressemeldung besonders aufhorchen ließ: „Selected future sailings will be designated for international support.“ Zukünftig sollten die deutschen (Transocean-)Schiffe verstärkt auch auf dem britischen Markt und die britischen (CMV-)Schiffe auch auf dem deutschen Markt buchbar sein. Ob das gut gehen konnte?
Der Start jedenfalls war ein Erfolg. Zwar stammte auf der sechswöchigen Reise der MAGELLAN von Amsterdam nach Brasilien und zurück, die das Schiff vom
06. Januar bis 17. Februar 2016 durchgeführt hat, der Großteil der Passagiere aus Großbritannien. Doch das bedeutet nicht, dass sich die ca. 30 deutschsprachigen Transocean-Passagiere (ca. 2,4%) an Bord nicht auch wohl gefühlt hätten. Im Gegenteil: Es gab auf dieser Reise deutschsprachiges Personal an Bord und auch eine Hostess, die sich um die Belange der Kreuzfahrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kümmerte. Mit der kommenden Weltreise der MAGELLAN, die vom 06. Januar bis 06. Mai 2017 stattfindet, will man genauso verfahren und auf Seiten von Transocean Kreuzfahrten den Anteil deutschsprachiger Passagiere an Bord sogar noch auf ca. 300 Gäste (ca. 24%) erhöhen. Auch will Transocean Kreuzfahrten auf dieser Reise bei den Landausflügen ab einer Teilnehmerzahl von 30 Gästen deutschsprachige Guides engagieren.


Während der Sommersaison 2016 bleiben die Schiffe jedoch vorerst noch hübsch getrennt: Cruise and Maritime Voyages hat die MAGELLAN und die MARCO POLO im Angebot und Transocean Kreuzfahrten die ASTOR. (Die mittlerweile in ASTORIA umbenannte ehemalige AZORES verkehrt zwischen Mai und Oktober 2016 in Sub-Charter für den französischen Veranstalter Rivages du Monde.) 2017 jedoch könnte sich all dies schon wieder ändern, denn am 07. März 2016 hat Cruise and Maritime Voyages den Kauf eines neues Schiffes bekanntgegeben: So soll die ehemalige PACIFIC PEARL von P&O Cruises Australia nach einem Werftaufenthalt in Singapur im Mai 2017 als neues Flaggschiff COLUMBUS zur CMV-Flotte hinzustoßen. Für den 09. Juni 2017 ist die erste Reise des Schiffes als COLUMBUS geplant, und schon in der von Cruise and Maritime Voyages und Transocean Kreuzfahrten gemeinsam herausgegebenen Pressemeldung zum Kauf des Schiffes heißt es: „Um auch international zu agieren, bietet Transocean in Kooperation mit CMV die 121-tägige Weltreise der MAGELLAN in 2017 an und wird auch diverse Reisen mit der COLUMBUS ins Programm aufnehmen.“ Von vier bis fünf Abfahrten des neuen Schiffes, die Transcoean Kreuzfahrten vertreiben will, war zunächst die Rede.
Doch auch wenn die britische Reederei beteuert, dass die Flotte im nächsten Jahr aus fünf Hochsee-Kreuzfahrtschiffen bestehen werde, dürfte es für das derzeitige Flaggschiff der Reederei, die betagte MARCO POLO, eng werden. Vielleicht kehrt sie aber auch nur ein weiteres Mal zu Transocean Kreuzfahrten zurück? Auf dem deutschen Markt ist das Schiff schließlich bestens bekannt – nicht nur durch die zwei Jahre, die es von 2008 bis 2009 unter Transocean-Flagge gefahren ist, sondern auch durch sein „Vorleben“ als sowjetische ALEKSANDR PUSHKIN (1979 – 1985).
Eines ist jedoch sicher: Die Möglichkeit, Kreuzfahrtschiffe gemeinsam sowohl auf dem britischen als auch auf dem deutschen Markt anzubieten, haben in dieser Form nicht viele Reedereien. Es wird interessant sein zu beobachten, ob das Konzept langfristig aufgeht und die beiden Veranstalter tatsächlich davon profitieren, dass Auslastungsschwierigkeiten bei der einen durch verstärkte Verkaufsbemühungen bei der anderen Reederei ausgeglichen werden können.
www.cruiseandmaritime.com
www.transocean.de

Beitragsfoto: Kai Ortel

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Kai Ortel
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Kreuz- und Fährschifffahrt.