Von der BIMINI SUPERFAST zur CRUISE OLBIA

Die BIMINI SUPERFAST 2014 an dem für sie neugebauten Pier auf der Insel Bimini.
Die BIMINI SUPERFAST 2014 an dem für sie neugebauten Pier auf der Insel Bimini. © World Resorts Bimini

Zweieinhalb Jahre lang verkehrte die ehemalige Mittelmeerfähre SUPERFAST VI auf einer ungewöhnlichen Route in Nordamerika: zwischen Miami und der Insel Bimini. Im Januar 2016 kam jedoch das überraschende Ende für die Fährlinie. Was war geschehen?

Die Doppelinsel Bimini, etwa auf halbem Wege zwischen Florida und den Bahamas gelegen, stand bislang nicht auf den Landkarten der großen Kreuzfahrtreedereien. Große Kreuzfahrtschiffe können hier nicht anlegen, und eine touristische Infrastruktur gibt es auch kaum. Nur Ernest Hemingway verschaffte der Insel einige Bekanntheit;
seine Aufenthalte auf Bimini zwischen 1935 und 1939 verarbeitete er literarisch in dem 1970 posthum erschienenen Roman „Inseln im Strom“. Bimini gehört mit seinen etwa 2.000 Einwohnern zu den Bahamas und gilt hauptsächlich als Tauch- und Angelparadies.
Im Jahr 2012 übernahm jedoch die malaysische Genting Group das dortige Bimini Bay Resort und kündigte an, den Erholungs- und Kasinokomplex auf der Nordinsel auszubauen. Umbenannt in „Resorts World Bimini“, stand zunächst der Ausbau der vorhandenen Zollabfertigungsanlagen auf dem Programm sowie die Einrichtung einer Fährlinie zwischen Florida und Bimini, mit deren Hilfe die Gäste des Resorts schnell und komfortabel auf die Insel und wieder zurück gebracht werden sollten.
Zu diesem Zweck erwarb Genting von der griechischen Attica Group (Superfast/Blue Star Ferries) die 2001 gebaute Mittelmeerfähre SUPERFAST VI (1.595 Passagiere, 842 Betten, 32.728 BRZ), die bis dahin zwischen Ancona und Patras in der Adria eingesetzt gewesen war. Nachdem Genting den Start der in BIMINI SUPERFAST umbenannten Fähre zunächst für Juni 2013 angekündigt hatte, dauerte es am Ende noch bis zum 20. Juli, ehe die BIMINI SUPERFAST dann tatsächlich zum ersten Mal mit zahlenden Gästen in Richtung Bimini ablegen konnte.
Doch das Projekt stand von vornherein unter keinem guten Stern. Die Überfahrtszeit auf der 50 Seemeilen langen Strecke hatte die Reederei anfangs mit „just over two hours“ angegeben, tatsächlich waren es jedoch meistens zweieinhalb bis drei Stunden, da die bis zu 28,9 Knoten schnelle Fähre lediglich mit einer Geschwindigkeit von „nur“ 23 Knoten eingesetzt wurde und die Gewässer zwischen Florida und den Bahamas vor allem im Winter auch ziemlich stürmisch sein können. Zudem stand zu Beginn des Fährbetriebs nach Bimini dort noch nicht mal ein Anleger zur Verfügung, d. h. die Passagiere mussten bei ihrer Ankunft und vor der Rückreise zwischen dem Schiff und der Insel tendern, was weitere kostbare Zeit kostete. Da jedoch der Fahrplan der BIMINI SUPERFAST so getaktet war, dass das Schiff pro Tag gleich zwei Rundreisen durchführen musste, blieb den Passagieren de facto kaum Gelegenheit, die Insel zu erkunden oder das Kasino zu besuchen. (Die „Day Explorer Cruise“ begann mit der Abfahrt in Miami um 09:00 Uhr morgens und endete mit der Rückkehr des Schiffes um 17:00 Uhr. Die „Night Party Cruise“ sah eine Abfahrt der Fähre in Florida um 21:00 Uhr und die Rückkehr um 05:00 Uhr morgens vor.) Und schließlich kamen neben der euphemistisch als 30minütige „harbor cruise“ beworbenen Tenderprozedur jedes Mal auch noch Zollformalitäten auf Bimini hinzu, so dass die ursprünglich avisierten vier Stunden Aufenthalt oftmals auf kaum mehr als eine bis anderthalb zusammenschmolzen. Last but not least durfte die BIMINI SUPERFAST dann auch noch bei ihrer Ankunft in Miami regelmäßig vor der Hafeneinfahrt warten, um zuerst die Armada auslaufender Kreuzfahrtschiffe passieren zu lassen. Eine clevere Planung sieht anders aus.

Aus dem erhofften „Highway to Bimini“ wurde also nichts, und damit auch nichts aus der angepeilten Vervierfachung der Touristenzahlen (2012: 70.000) auf Bimini, sobald die Fähre ihren Betrieb aufgenommen hatte. Die roten Zahlen, welche die BIMINI SUPERFAST stattdessen schrieb, waren also kein Wunder, und bald schon fuhr die Fähre nicht mehr täglich, sondern nur noch an drei Tagen in der Woche (Fr, Sa, So) zu der Erholungsinsel. Dass auf Bimini kaum ausreichend Zeit für das Glücksspiel zur Verfügung stand, kompensierten die Betreiber damit, dass das Gambling-Angebot an Bord der Fähre selber ausgeweitet wurde.
Die Wende sollte sowieso der langersehnte Pier auf Bimini bringen, der im September 2014 eingeweiht wurde und der das zeitaufwändige Tendern überflüssig machte. Endlich war nun tatsächlich ein Inselaufenthalt von 3 – 4 Stunden möglich. Darüber hinaus fiel die Einweihung des Anlegers zusammen mit dem Start der zweiten Ausbauphase des Resorts World Bimini, welche die Vergrößerung des Yacht- und des Flughafens sowie die Erweiterung des bestehenden Hotel- und Restaurantbetriebs vorsah. Der Fahrplan der BIMINI SUPERFAST wurde nun auch wieder intensiviert und das Schiff ab Oktober unter der Woche (Di, Mi und Do) auf Tagestouren zwischen Fort Lauderdale (Port Everglades) und Bimini eingesetzt, um das Einzugsgebiet für die Fährlinie zu vergrößern.
Von Erfolg gekrönt war jedoch auch diese Maßnahme nicht. Stattdessen verabschiedeten sich die Fährbetreiber wenig später komplett vom Konzept der Tagestouren und führten im November 2014 2-Nächte Kreuzfahrten ein, die So, Di und Do in Miami starteten. (Nur noch am Samstag konnte man fortan noch ohne Übernachtung an einem Tag hin und zurück fahren. Die Reisen ab Fort Lauderdale wurden wieder aus dem Programm genommen.) Übernachten konnte man während der Liegezeit in Bimini entweder an Bord des Schiffes oder aber in der Hotelanlage auf der Insel. An Angeboten, die Fahrt mit der BIMINI SUPERFAST mit einem mehr oder weniger langen Hotel- und Kasinoaufenthalt zu kombinieren, mangelte es also nicht, und doch brachte auch dies nicht die erhoffte Steigerung der Passagierzahlen. Daher strich man im Januar 2015 auch die letzte Tagesfahrt zugunsten einer wöchentlichen 3-Nächte-Mini-Kreuzfahrt; Abfahrten ab Miami fanden nun So, Mi und Fr statt, und aus der ehemaligen Fähre war nun endgültig ein Mini-Kreuzfahrtschiff geworden.
Allein: Es half alles nichts. Im Januar 2016 verkündete Resorts World Bimini, dass die BIMINI SUPERFAST am 10. Januar zum letzten Mal zwischen Miami und Bimini verkehren werde. Künftig würden die Gäste des Resorts stattdessen ausschließlich mit dem Flugzeug auf die Insel befördert werden; Cape Air starte zweimal täglich in Miami und Silver Airways einmal pro Tag in Fort Lauderdale, wobei zusätzlich ja auch noch das Privatflugzeug von Resorts World Bimini selber eingesetzt werde. Die Flugdauer von nur 30 Minuten ermögliche es den Gästen, noch mehr Zeit als bisher auf der Insel zu verbringen, hieß es. Und dass man mit 500 Fluggästen täglich und rechne und daher zuversichtlich sei, dass dies der „effizientere Weg“ für eine Verbindung zwischen Florida und der kleinen Urlaubsinsel sei.
Was eine erstaunliche Einsicht war nach der Investition von nicht weniger als 100 Mio. US-$ in den Ausbau des Terminals H in Miami, in den Erwerb der nicht eben kleinen SUPERFAST VI und in den Bau eines unter ökologischen Gesichtspunkten höchst fragwürdigen Piers in Bimini, der nun erst einmal verwaist ist.
Gefreut hat das Abenteuer BIMINI SUPERFAST nur einen: die italienischen Grimaldi Lines. Die nämlich erwarben die ehemalige SUPERFAST VI am 04. März für ihren neuen Fährdienst zwischen Livorno und Olbia. Umbenannt in CRUISE OLBIA darf das Schiff seit April wieder das sein, was es schon zu Superfast-Zeiten gewesen ist, und das höchst erfolgreich: eine schnelle und komfortable Mittelmeerfähre.
www.rwbimini.com

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Kai Ortel
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Kreuz- und Fährschifffahrt.