Wendig. Flink. Stark. Bugsier

Die tĂĽrkische Werft Bogazici Denizcilik Sanayi ve Ticaret in Istanbul baute die BUGSIER 11. Pfahlzug 85,5 t.
Die türkische Werft Bogazici Denizcilik Sanayi ve Ticaret in Istanbul baute die BUGSIER 11. Pfahlzug 85,5 t. © Manfred Bull

Seit nunmehr 150 Jahren prägen die starken Schlepper der Bugsier-, Reederei- und Bergungs-Gesellschaft das Geschehen in vielen deutschen Seehäfen. Vor allem in Hamburg und Bremerhaven ist das Unternehmen mit seinen Schleppern und vielen weiteren Wasserfahrzeugen nicht aus dem Hafenbild wegzudenken.

1866 als „Vereinigte Bugsir-Dampfschiff-Gesellschaft“ gegründet, gehört das Unternehmen seit 1926 der Familie Schuchmann. Aktuell sind 30 Schlepper im Einsatz. Die Leistungsspitze markiert der Hochsee-Bergungsschlepper NORDIC mit 201 t Pfahlzug, den die Bugsier gemeinsam mit ihren Partnern, der „Arbeitsgemeinschaft Küstenschutz“, bei der Peene-Werft in Wolgast als bisher weltweit einzigen Notschlepper mit außenluftunabhängiger Schutzluftversorgung bauen lassen und seit 2011 für zunächst 10 Jahre an das Bundesverkehrsministerium verchartert hat. Durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Cuxhaven wird der Notschlepper im Rahmen des „Sicherheitskonzept Deutsche Küste“ im staatlichen Auftrag eingesetzt und hat seine Bereitschaftsposition auf See vor der ostfriesischen Küste.

Heute betreibt das Unternehmen das Geschäft der Seeschiffsassistenz auf Elbe, Weser, Jade und in den Seehäfen Mecklenburg-Vorpommerns, Schwergutarbeiten mit Kränen und Pontons, Festmacherei und die Bereederung von staatlichen Schadstoffunfall-Bekämpfungsschiffen, die Gestellung von Notschleppern in Nord- und Ostsee sowie Dienstleistungen aller Art für die Offshore-Öl-, -Gas- und -Wind-Industrie.

Im Jubiläumsjahr 2016 bestand die Reederei 150 Jahre. Geführt wird das Unternehmen in nunmehr vierter Generation von Jan-Wilhelm Schuchmann (Hamburg) und seinem Cousin Hajo Schuchmann (Bremerhaven).

Schlepperflotte wird kontinuierlich modernisiert

Sven Schröder, Business Development Manager der Bugsier, resümiert: „Uns war und ist klar dass wir, wenn wir weiterhin mit unseren Tätigkeiten im Bereich der Seeschiffsassistenz im Geschäft bleiben wollen, den aktuellen technischen Stand anbieten müssen. Deshalb hatten wir uns in 2012 zur Auftragsvergabe von zwei Schlepperneubauten, BUGSIER 7 und BUGSIER 8, entschlossen, die bei der Fassmer-Werft in Berne gebaut wurden. Und in unserem Jubiläumsjahr 2016 konnten wir zwei weitere Neubauten, darunter den ASD-Hafenschlepper BUGSIER 22, in Dienst stellen. Mit dem Einsatz dieser drei Neubauten für Assistenzdienste im Hafen können wir unsere kombinierten Seeschlepper für anfallende Seeverschleppungen oder Offshore-Dienste erheblich besser einsetzen. Zusätzlich wurden zur Lieferung in 2016 und 2017 zwei weitere, vielseitig einsetzbare Kombischlepper in Auftrag gegeben. Diese beiden Neubauten sind speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen bei Offshore-Arbeiten zugeschnitten. Mit den Schleppern BUGSIER 11 und BUGSIER 12 verfügen wir ab 2017 über zwölf solcher moderner Universalschlepper, die für vielseitige Aufgaben eingesetzt werden können“.

BUGSIER 22

Der Hafenschlepper BUGSIER 22 ist vom Typ „Damen ASD 2411“ und der erste Neubau von Damen Shipyards Sharjah (VAE) für die Bugsier-Reederei. Er ist 24,47 Meter lang, 11,33 Meter breit und erreicht einen Maximaltiefgang von 5,35 Metern. Das mit einer BRZ von 270 vermessene Fahrzeug wird durch zwei jeweils 2100 Kilowatt bei 1600/min leistende Caterpillar-Diesel vom Typ 3516C TA HD über zwei Rolls-Royce-Ruderpropeller, die als Festpropeller ausgeführt wurden (Typ US 255), in Kort-Düsen angetrieben. Der Pfahlzug beträgt 71 Tonnen, die Geschwindigkeit 13 Knoten.

Dieser state-of-the-art ASD-Hafenschlepper (ASD = Azimuth Stern Drive) mit Ruderpropeller-Antrieb unter dem Achterschiff wurde für An- und Ablegemanöver großer und mittelgroßer Container- und Frachtschiffe sowie für Eskortdienste konzipiert.

Das Schiff wurde 2016 mit dem SAL-Frachtschiff MS ANETTE nach Rotterdam gebracht. Anfang April folgte die ĂśberfĂĽhrung zur Damen Maaskant Shipyard, Stellendam. Hier erfolgten letzte Restarbeiten bevor der Schlepper an seinen Auftraggeber ĂĽbergeben wurde.

BUGSIER 11 und 12

BUGSIER 11 und BUGSIER 12 wurden von dem Naval Architect Office Cintranaval-Defcar in Bilbao entworfen und auf der türkischen Werft Bogazici Denizcilik Sanayi ve Ticaret in Istanbul gebaut. Aus Istanbul wird, nach BUGSIER 11, im Februar 2017 noch die baugleiche BUGSIER 12 folgen. Beide Schlepper wurden bzw. werden auf eigenem Kiel überführt. Die drei Neuzugänge werden, wie bisher alle anderen Einheiten der Bugsier-Reederei, ausschließlich unter deutscher Flagge betrieben.

Die 32 Meter langen, 12,50 Meter breiten und bis zu sechs Meter tiefgehenden 499-BRZ-Schlepper, klassifiziert von DNV GL, werden durch zwei ABC-Diesel des Typs 12 DZC 1000-168-A mit einer Gesamtleistung von 5000 Kilowatt über zwei Schottel-Ruderpropeller, die als Verstellpropeller ausgelegt wurden, angetrieben. Ihr Pfahlzug liegt bei 85,5 Tonnen, die Geschwindigkeit bei 14 Knoten. Die Bordstromversorgung wird mit Volvo Penta-Aggregaten sichergestellt. Die beiden Einheiten sind nicht nur für die Seeschiffsassistenz in Hamburg vorgesehen, sondern sollen auch für anspruchsvolle Offshore-, Bergungs- und Feuerlöscheinsätze auf See genutzt werden. Sie sind mit FiFi-1-Feuerlöschsystemen und zwei Kraaijeveld-Doppeltrommel-Winden jeweils vorn und achtern ausgestattet, dazu mit einem 250-Kilowatt-Bugstrahler. Das offene Heck ermöglicht auch die Ausführung von Ankerziehaufgaben. Die Besatzung ist in zwei geräumigen Einzel- und vier Doppelkammern, jeweils mit eigenen Nasszellen, untergebracht.

Ein guter Zeitpunkt für Sven Schröder, ein wenig Werbung für die Arbeit an Bord zu machen: „Das ist ein aufregender Beruf, der trotzdem viel Ausgleich ermöglicht.“ Vierzehn Tage und Nächte am Stück ist die Besatzung eines BUGSIER-Schleppers ununterbrochen an Bord. Ihr Schiff liegt in Bereitschaft, rund um die Uhr. Während dieser Zeit leben die Männer in einer Wohngemeinschaft an Bord – zwar mitten in der Stadt, aber dennoch isoliert. Danach geht’s 14 Tage in den „Freitörn“.

Schlepperfahren ist anders

“Schlepperfahren ist grundsätzlich etwas anderes als „normale“ Seefahrt“, erläutert Schröder. „In der Seefahrt lernt jeder angehende Nautiker, sein Schiff auf Abstand zu anderen Schiffen zu halten. Doch mit einem Schlepper muss man möglichst nah an den anderen ran, bis auf ein paar Meter.“ Deshalb reicht das „Befähigungszeugnis zum nautischen Wachoffizier“ nicht aus, die Schleppreedereien fordern von ihren zukünftigen Kapitänen Erfahrung im Führen eines Schleppers. Kapitäne, die jederzeit ein Seeschiff führen dürf(t)en, fahren daher bei der BUGSIER zunächst als Steuermann auf einem Schlepper, unter Aufsicht eines erfahrenen Kapitäns. „Der Schlepperkapitän verrät ihnen dann alle Tricks“, erläutert der 28-jährige Konstantin Pohsin, Kapitän auf BUGSIER 22, der 2004 als Schiffsmechaniker-Azubi bei der Traditionsreederei angefangen und nach dem Nautik-Studium – wie alle BUGSIER-Kapitäne – ein umfangreiches, von der Reederei selbst entwickeltes Weiterbildungsprogramm einschließlich Schlepptraining im Schiffssimulator absolviert hat.

Und Schröder fügt hinzu: „Schlepperfahren ist „Teamwork“ der Besatzung auf ihrem Schlepper, gemeinsam mit Lotsen und Besatzung des assistierten Schiffes.“

Beitragsfoto BUGSIER 11: © Manfred Bull

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen fĂĽr Antriebsmaschinen.