Entwicklung der DDSG seit 1945
Die nunmehr 188 Jahre alte Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG), seit 1991 organisatorisch in Unternehmen für Frachtverkehr und Personenschifffahrt unterteilt, hat im Verlauf ihrer Existenz Höhen und Tiefen erlebt, letzteres besonders durch die beiden Weltkriege, ist aber seit 1955 wieder eine der bedeutendsten Schifffahrtsunternehmen auf Europas zweitlängstem Strom. Vor dem Ersten Weltkrieg war sie zu einer der bedeutendsten Binnenreedereien der Welt aufgestiegen.
Nachdem der Erfinder des Dampfschiffes, Robert Fulton 1807 erstmals eine erfolgreiche Dampferfahrt auf dem Hudson-River von New York nach Albany absolviert hatte und 1818 ein erstes Seedampfschiff den Atlantik überquert hatte, dachte man auch in Österreich daran, die Donau stromaufwärts ohne Anwendung von menschlicher und Pferdekraft mit Hilfe von Maschinen zu befahren. Nachdem bei ersten Versuchen die Maschinen versagten, gab es 1818 nach technischen Verbesserungen erfolgreiche Probefahrten in der Gegend von Wien und im ungarischen Donauabschnitt 1823 wurde eine erste echte DDS-Aktiengesellschaft ins Leben gerufen, aber bald wieder aufgelöst.
Erst der 1829 unter englischer Federführung gegründeten Gesellschaft, unter deren Aktionären bedeutende Advokaten, Bankiers, Großhändler und auch Angehörige des Herrscherhauses waren, war Erfolg beschieden. Im September 1830 unternahm das nach dem Kaiser benannte Dampfschiff FRANZ I. eine Probefahrt von Wien nach Pest (diese Stadt wurde erst 1872 mit Buda und Obuda zur Stadt „Budapest“ vereinigt, Anm.) Anfang 1831 wurde der Schiffsverkehr nach Semlin (heute Zemun, ein Stadtteil von Belgrad) aufgenommen. Der „größte Ungar“ des 19. Jhdts., Istvan Szechenyi, verfügte als Kommissar für Fragen der Schifffahrt seit 1833 die Beseitigung von natürlichen Hindernissen bzw. Verbesserungen von Schifffahrtsrinnen auf der Donau, was sehr zum Aufschwung der Donauschifffahrt auf ungarischem Gebiet beitrug.
1834 nahm die DDSG auch die Schifffahrt auf See auf, eine erste Dampferlinie, die erste im Mittelmeerbereich überhaupt, wurde zwischen Triest und Konstantinopel eingerichtet. Gleichzeitig gelang einem Donauschiff die Passage des Eisernen Tores, so dass eine direkte Schiffsverbindung zwischen Wien und Galati, dem Schwarzen Meer und Konstantinopel hergestellt werden konnte. .Erst nach Gründung des Österreichischen Lloyd konzentrierte sich die DDSG voll auf den weiteren Ausbau der Donauschifffahrt. Eine weitblickende Unternehmensführung (z.B. Erwerb eigener Kohlengruben im Bereich von Fünfkirchen (heute Pecs in Ungarn)) ließ die DDSG binnen weniger Jahrzehnte zu einer der größten Binnenreedereien der Welt aufsteigen, auch wenn finanzielle und andere Krisen nicht ausblieben. Vor dem Ersten Weltkrieg verfügte die DDSG über 142 Dampfer und 860 Schlepper mit 470.000 t Tragfähigkeit.
Der Erste Weltkrieg und dessen Folgen brachte für die DDSG einen schweren Rückschlag. Auf Grund der Bestimmungen der Pariser Vororteverträge musste fast die Hälfte des Fuhrparkes an die Siegermächte bzw. die Nachfolgestaaten der Donaumonarchie abgegeben werden. Der politischen Entwicklung im Donauraum nach 1918 konnte sich die DDSG nur sehr schwer anpassen. Kaum gab es einige positive Entwicklungen, erfolgte 1938 der Anschluss Österreichs an Deutschland und die Übernahme der DDSG durch die damalige deutsche Regierung.
Während des 1939 ausgebrochenen Zweiten Weltkrieges erlitt die DDSG empfindliche Verluste – 14 Dampfschiffe, 17 Motor-Zugschiffe, 245 Frachtschiffe und 75 Tankboote, wozu noch der Verlust des gesamten Auslandsvermögens, der Kohlebergwerke von Fünfkirchen, der Schiffswerften in Korneuburg und Obuda, von Haus- und Grundbesitz, sowie der Stationseinrichtungen im In- und Ausland kamen – insgesamt rund 85 Prozent des Gesamtvermögens.
Während der alliierten Besatzungszeit in Österreich bis 1955 war die DDSG als Deutsches Eigentum unter sowjetischer Verwaltung (einer der sog. USIA- Betriebe, ein von österreichischen Instanzen nicht kontrollierbares Wirtschaftsimperium). Nach dem Staatsvertrag 1955 kam die DDSG nach Zahlung einer Ablöse wieder in österreichischen Besitz und zwar als staatliches Unternehmen. Die gesamte Schifffahrt war von 1945 bis 1947 stillgelegt, dann folgte ein mühsamer Wiederaufbau durch einsatzbereites Personal und die damalige Unternehmensleitung. Die Verstaatlichung sicherte das vorhandene bewegliche und unbewegliche Eigentum.
1949 wurde als erster Nachkriegsbau das von der Schiffswerft Linz gebaute Zugschiff OSTARRICHI in Dienst gestellt, 1954 ein Schulschiff für Schiffsjungen, ebenfalls in Linz gebaut. Nach dem Staatsvertrag hatte die DDSG wieder die Möglichkeit, die gesamte Donau bis zur Mündung zu befahren. Noch in den 50iger Jahren wurden ältere Dampfschiffe aus dem Verkehr gezogen und durch neue ersetzt, wobei drei für den Lokalverkehr und Rundfahrten bestimmte „Donaubusse“ den Anfang machten. 1961 nahm die DDSG die Schulschifffahrt auf, 1966 wurde das damals modernste Personenschiff, die nach dem 1957 verstorbenen Bundespräsidenten benannte THEODOR KÖRNER in Dienst gestellt. Die ersten 70iger Jahre standen im Zeichen der Modernisierung der ganzen Flotte. 1979 wurde in Wien der Grundstein für ein neues Schifffahrtszentrum gelegt, wohin die DDSG-Hauptverwaltung 1980 übersiedelte.
1991 wurde ein Koalitionsabkommen der beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP zur Privatisierung der DDSG geschlossen, die im gleichen Jahr in die Unternehmen DDSG Cargo GmbH für den Frachtverkehr und DDSG Donaureisen GmbH für die Personenschifffahrt geteilt wurde. Erstere wurde 1994 an die deutsche Stinnes AG verkauft, von der sie 1997 die deutsche Unternehmensgruppe Gerhard Meier erwarb. Die DDSG Cargo verfügte 2003 über eine Flotte mit einer Gesamttragfähigkeit von 230.000 t. Die DDSG Donaureisen stellte 1995 die Personenschifffahrt ein, im gleichen Jahr wurde vom Österreichischen Verkehrsbüro und dem Wiener Hafen die DDSG –Blue Danube Schiffahrt GmbH gegründet, die seither mit 5 Schiffen und 5 Tragflügelbooten u.a. Ausflugsstrecken in Wien, in das Weltkulturerbe Wachau, sowie nach Preßburg (Bratislava) und Budapest befährt.
Die jüngsten Neuerungen waren wie folgt: Indienststellung des ersten Twin City Liners zwischen Wien und Preßburg 2006, Erweiterung der Flotte durch die MS SCHLÖGEN 2007. Indienststellung des zweiten Twin CityLiners für Fahrten nach Preßburg 2009, Neubau der Schiffstation Wien/City am Donaukanal 2010, eines Schifffahrts- und Werbezentrums in Krems 2011, umfassende Renovierung und Neuausstattung des Flaggschiffes MS ADMIRAL TEGETTHOFF 2012, Renovierung und Neuausstattung der auf Rundfahrten in Oberösterreich eingesetzten MS SCHLÖGEN 2014, sowie Umbau der ehemaligen MS PRINZ EUGEN und ihre Umbenennung in MS DÜRNSTEIN 2016.
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