Gute Fangergebnisse der Fischerei täuschen nicht über erhebliche Sicherheitsprobleme hinweg

Fischkutter in Fahrt.
Fischkutter in Fahrt. © P. Pospiech

Gemischte Perspektiven für 2018

Der Deutsche Fischerei-Verband zieht eine positive Bilanz für das abgelaufene Jahr 2017 für die Nord- und teilweise auch für die Ostsee. Die Gesamtfänge lagen bei rund 99.000 Tonnen und ergaben einen Erlös von ca. 144 Millionen Euro. Die endgültige Auswertung ist zwar noch nicht abgeschlossen, trotzdem gehen Branchenkenner davon aus, dass das Vorjahresergebnis übertroffen werden wird.

Für die Fischerei im Nordost-Atlantik, zu dem auch die Nordsee und die Ostsee zählen, zahlt sich die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände in den letzten Jahren aus. Es gab keine Absatzprobleme. Der europäische Binnenmarkt zeigte sich ebenso aufnahmefähig wie der Weltmarkt. Die Erzeugerpreise blieben stabil bis steigend und die Treibstoffkosten lagen bislang auf niedrigem Niveau, so dass die Kostenseite bei den Betrieben stabil geblieben ist.

Global betrachtet ist die deutsche Nord- und Ostseefischerei nicht von großer Bedeutung. Die weltweiten Fangerträge liegen bei rund 100 Millionen Tonnen. Allein Russland erwartet ein neues Rekordergebnis von über 4,5 Millionen Tonnen. In der EU sind Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Holland und Dänemark die wichtigsten Fischereinationen.

Im Jahr 2018 erwartet die deutsche Flotte außerdem die Indienststellung einiger Neubauten, die im Bereich Energieeffizienz, Sozialstandards für die Mannschaften und Qualität der Erzeugnisse weitere Fortschritte bringen.

Ein großer Unsicherheitsfaktor für die Hochseefischerei ist der Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der EU. Dadurch droht der Verlust von wichtigen Fanggebieten für die Herings- und Makrelenfischerei. Aber auch andere Teile der Kutterfischerei nutzen britische Gewässer und wären betroffen. Fanggebietsverluste drohen auch durch Gebietssperrungen durch Natura 2000. Damit wird die hart erarbeitete, wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Fischerei wieder gefährdet.

Erhebliche Sicherheitsprobleme erkannt

Auf Veranlassung der BSU wird der Kutter CONDOR gehoben.
Auf Veranlassung der BSU wird der Kutter CONDOR gehoben. © Bernd Wüstneck/dpa

Der Untergang des Fischkutters CONDOR am 6. Februar 2016 vor Fehmarn offenbarte erhebliche Sicherheitsprobleme in der Fischerei: …leider nicht zum ersten Mal“, wie der Leiter des AK (Arbeitskreises) Sicherheit auf See und an Bord im Ständigen Fachausschuss (StFA) des DNV (Deutscher Nautischer Verein), Thomas Crerar, während ihrer letzten Sitzung in 2017 berichteten.

Crerar zitierte den Untersuchungsbericht zum Seeunfall CONDOR der Bundestelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in dem er klar sagte „…dass fahrlässiges Verhalten der Kutterbesatzung zu dem Unglück geführt hat“.

Das Netz wird eingeholt.
Offensichtlich üblich in der Fischerei: Bei Arbeiten an Deck werden keine Schwimmwesten getragen. © P.Pospiech

Nicht die bauliche Stabilität, sondern die Beeinträchtigung der Stabilität durch Fehlverhalten sei die Ursache für den Unfall, so Crerar. Die CONDOR hatte östlich von Fehmarn einen außergewöhnlich guten Fang gehabt und die Besatzung hatte die gefüllten Fischkisten danach nicht, wie es üblich gewesen wäre, im Fischraum unter, sondern an Deck gestaut. Den letzten Hiev hatten sie überdies im Netz belassen und außenbords leicht aufgehievt. Als der Kutter für die Heimreise eine Kursänderung vollführte, war dieser gekentert und die beiden Fischer ohne angelegte Rettungsmittel in der kalten Ostsee ertrunken. Crerar: „Ein solches Verhalten bedarf keiner neuen Regelung, die gibt es bereits. Wichtig ist hier Ausbildung und Aufklärung, damit dieses Thema bei den Fischern präsenter wird”.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.