Hamburg rüstet sich mit verbesserter Infrastruktur und Digitalisierung für die Zukunft

Seegüterumschlag in Hamburg.
Der Seegüterumschlag in Hamburg zeigt sich für das Jahr 2017 mit 136,5 Millionen Tonnen auf hohem Niveau stabil. Einen leichten Rückgang gab es beim Umschlag von containerisiertem Stückgut. Hier wurden 8,8 Millionen TEU umgeschlagen. © HHM/D.Hasenpusch

Das qualitativ hochwertige Angebot der Hamburger Hafenwirtschaft hat im vergangenen Geschäftsjahr zu einem stabilen Umschlagergebnis auf Vorjahresniveau geführt. Mit der bevorstehenden Fahrrinnenanpassung der Elbe werden Wachstumspotenziale gehoben. Durch Investitionen in die Infrastruktur gehört der Hamburger Hafen zu den modernsten Knotenpunkten auf den internationalen Seerouten. Gleichzeitig treiben die Unternehmen mit der Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen den Wandel im Hafen voran.

Der Hamburger Hafen ist Deutschlands größter Universalhafen und sichert mehr als 156.000 Arbeitsplätze in der Metropolregion Hamburg. Der Hafen ist zudem ein wichtiger Industriestandort und mit einer Bruttowertschöpfung von 21,8 Milliarden Euro von großer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft. Für das Jahr 2018 rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens, die auf eine zügige Umsetzung laufender und anstehender Infrastrukturmaßnahmen sowie auf verbesserte Rahmenbedingungen setzt, mit einer stabilen Entwicklung des Seegüterumschlags in Hamburg.
Der Seegüterumschlag in Hamburg, der die Segmente Stückgut und Massengut umfasst, zeigt sich für das Jahr 2017 mit 136,5 Millionen Tonnen auf hohem Niveau stabil. Einen leichten Rückgang gab es beim Umschlag von containerisiertem Stückgut. Hier wurden 8,8 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) umgeschlagen (-1,0 Prozent). Der Massengutumschlag erreichte mit 44,7 Millionen Tonnen ein Ergebnis auf Vorjahresniveau.

Massengutumschlag in Hamburg.
Der Massengutumschlag erreichte 2017 mit 44,7 Millionen Tonnen ein Ergebnis auf Vorjahresniveau. Das Segment Greifergut erzielte mit 23,5 Millionen Tonnen sogar ein Rekordergebnis. © HHM/M.Lindner

„Beim Containerumschlag stellen wir für das Jahr 2017 eine unterschiedliche Entwicklung fest. So blieb der Umschlag beladener Boxen mit 7,6 Millionen TEU unverändert, während beim Umschlag leerer Boxen ein Rückgang um 88.000 TEU auf 1,2 Millionen TEU zu verzeichnen ist. Vor dem Hintergrund der noch ausstehenden Fahrrinnenanpassung und der weiter geltenden Wirtschaftssanktionen im für Hamburg bedeutenden Russlandhandel ist das Umschlagergebnis im Containersegment erwartungsgemäß“, erläuterte Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V. Als einen Grund für den Rückgang beim Umschlag leerer Boxen führte Mattern die noch nicht realisierte Fahrrinnenanpassung der Elbe an. Nach Einschätzung von Hafen Hamburg Marketing nutzen Reeder auf ihren besonders großen Containerschiffen wegen der für Hamburg geltenden Restriktionen auf der Elbe und der engen Tidezeitfenster den vorhandenen Transportraum vorrangig für die Mitnahme beladener Boxen. Die Leercontainer würden zunehmend über andere nordeuropäische Häfen geroutet. Unter den großen Containerhäfen Nordeuropas weist Hamburg beim Containerumschlag mit 13,0 Prozent den niedrigsten Leercontaineranteil und mit 87,0 Prozent den höchsten Umschlaganteil für beladene Boxen auf. „Nach einer realisierten Fahrrinnenanpassung können wir in Hamburg deutlich mehr Container und Massengut umschlagen. Terminals und Hafenanlagen sind für Wachstum gut vorbereitet. Mehr Tiefgang auf der Elbe und eine Erleichterung im Begegnungsverkehr durch Einrichten der Begegnungsbox im Elbabschnitt vor Hamburg werden eine effizientere Ausnutzung der Laderaumkapazitäten ermöglichen und vereinfachen entscheidend die Begegnung besonders großer Schiffe“, ergänzte HHM Vorstandskollege Ingo Egloff.

Die Marketingorganisation des Hamburger Hafens wies auch darauf hin, dass die durchschnittliche Containerschiffsgröße weiter zunahm. Seit den ersten Anläufen im Jahr 2015 hat sich die Anzahl der Einheiten mit mehr als 18.000 TEU Stellplatzkapazität im Hafen verdreifacht. Im Jahr 2017 wurden in Hamburg allein 102 Anläufe von Großcontainerschiffen in dem Größensegment 18.000 bis 20.000+ TEU gezählt. Das ist ein Plus von 52,2 Prozent. Im März wird mit der „CMA CGM Antoine de Saint Exupery“, die über eine Stellplatzkapazität von 20.776 TEU verfügt, das bisher größte Containerschiff erstmals in Hamburg erwartet.

Greifergut erreicht mit 23,5 Millionen Tonnen Rekordergebnis
Das Umschlagsegment Massengut, das zu einem Drittel zum Gesamtergebnis des Hamburger Hafens beiträgt und sich in die Bereiche Greifergut, Sauggut und Flüssigladung gliedert, entwickelte sich beim Import und Export unterschiedlich. Auf der Importseite ist mit 33,1 Millionen Tonnen ein leichter Rückgang (-1,0 Prozent) zu verzeichnen. Der Export von Massengut erreichte 2017 mit 11,6 Millionen Tonnen (+1,1 Prozent) hingegen eine leichte Steigerung.

Beim Sauggut (Agribulk) fiel der Import mit 4,0 Millionen Tonnen (-5,6 Prozent) schwächer aus als im Vorjahr. Der Export entwickelte sich mit 3,4 Millionen Tonnen (-21,8 Prozent) ebenfalls rückläufig, was vor allem auf den Mengenrückgang bei Getreideexporten zurückzuführen ist. Mit insgesamt 9,5 Millionen Tonnen (-11,9 Prozent) entwickelte sich der Import von Flüssigladung, wie beispielsweise Mineralölprodukte, rückläufig. Der Export verzeichnete hingegen ein starkes Wachstum – um 17,7 Prozent auf 4,2 Millionen Tonnen.

Der Umschlag von konventionellem Stückgut, zu dem beispielsweise große Anlagenteile, Schwergut und Fahrzeuge zählen, die nicht im Container transportiert werden, fiel nach dem Ende der Betriebstätigkeit von Buss Hansa Terminals mit 1,4 Millionen Tonnen (-6,0 Prozent) erwartungsgemäß schwächer aus als im Vorjahr.

Hamburg auf dem Weg zum Hafen 4.0
Anlässlich der Hafen Hamburg Jahrespresskonferenz äußerte sich Frank Horch, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, sehr zuversichtlich zu den Entwicklungsaussichten für Deutschlands größten Universalhafen. „Wir haben viele Fragen zu klären, die die Zukunft betreffen. Wir müssen uns mit Industrie 4.0, mit Digitalisierung beschäftigen und wie das die Lieferketten verändert. Wir müssen den Hafen so entwickeln, dass er an der Spitze der Bewegung steht. Der Hamburger Hafen muss ein Hafen 4.0 werden. Wir werden die Infrastruktur ausbauen, die Fahrrinnenanpassung umsetzen und insgesamt für gute Rahmenbedingungen sorgen. Beim Ausbau des Hafens wird es darum gehen, auszuloten, wie wir Hamburg als breit aufgestellten Universalhafen auf wirtschaftlich nachhaltige Weise stärken und neue Impulse geben können. Wir sind bereit, neue Wege zu gehen – sowohl bei der Nutzung, bei der Art der Entwicklung und auch den Partnern, mit denen wir das umsetzen“, sagte Senator Horch. Aktuelles Beispiel ist der neue Kommunikationsstandard 5G, der im Hamburger Hafen getestet wird. „5G bietet eine Sicherheit, Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit, die es in mobilen Netzwerken vorher nicht gab. Der HPA eröffnet das völlig neue Anwendungsgebiete“, sagte Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority, die neben der Deutschen Telekom und dem Technologieunternehmen Nokia zu den federführenden Partnern des Hamburger Feldversuchs zählt. „Wir können mit dieser Zukunftstechnologie bereits jetzt Erfahrungen sammeln und den Standard mitgestalten. Davon profitiert nicht nur der Hafen, sondern die gesamte Stadt Hamburg.“

Alle Referenten unterstrichen die Bedeutung der anstehenden Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe. Aus Sicht der beiden HHM Vorstände Ingo Egloff und Axel Mattern sind sowohl die Hafenwirtschaft als auch die Verlader im In- und Ausland zuversichtlich, dass es 2018 mit der Erteilung des Baurechts für die Fahrrinnenanpassung endlich losgeht und Hamburg künftig wieder spürbar vom Wachstum profitieren kann. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Hafenprozesse und Infrastruktur ist Hamburg in Nordeuropa Vorreiter und biete nach Ansicht von Mattern und Egloff für die Steuerung weltweiter Transportketten alle Vorteile eines leistungsfähigen Hub-Ports.

Neuregelung der Einfuhrumsatzsteuer erwartet
Von der im Koalitionsvertrag vereinbarten Neuregelung bei der Einfuhrumsatzsteuer erwartet Egloff auch positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Importe über den Hamburger Hafen. Gegenüber den Niederlanden würde dann ein seit langem bestehender Nachteil entfallen und Importeure könnten künftig sofort die Vorsteuer abziehen. Bisher wird in Deutschland die Einfuhrumsatzsteuer sofort gezahlt und erst später mit der Umsatzsteuervoranmeldung verrechnet. „Wir haben uns seit langem gemeinsam mit den Verbänden der Seehafenverkehrswirtschaft und den Handelskammern für eine Anpassung bei der Einfuhrumsatzsteuerberechnung und damit ein Ende der Benachteiligung gegenüber den niederländischen Häfen eingesetzt und erwarten von einer neuen Regierung die schnelle Umsetzung“, sagte Egloff.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.