HK-Leiter hat NORDIC und ihr Boarding-Team im Fokus

Monsees versucht Havarie der Glory Amsterdam ins rechte Licht zu rücken

Gemeinsam mit der IHK hat der Nautische Verein zu Emden zu einem weiteren Vortrag über die nicht verhinderte Strandung des Massengutschiffs GLORY AMSTERDAM den Leiter des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees, am 18. September 2018 in den Klub zum guten Endzweck, Mitglieder und Gäste, eingeladen.

Um es vorweg zu nehmen: Neues ist bei dem Vortrag nicht herausgekommen
(Die Präsentation wurde in weiten Teilen bereits in früheren Vorträgen gezeigt!)

Leiter Havariekommando Hans-Werner Monsees. © Havariekommando

Wie üblich hat sich der HK-Leiter auf das ihm angenehme Feld des Boarding-Teams begeben. Detailliert hatte er die Zuhörer mit der Organisation des Havariekommandos gelangweilt – man konnte es an den Gesichtsausdrücken der Zuhörer sehen, bevor er auf den zeitlichen Ablauf des Verdriftens des Havaristen einging. Und wie schon bei seinen bereits durchgeführten Vorträgen bzw Erklärungen in Untersuchungsausschüssen oder anderen Nautischen Vereinen hatte er auch diesmal seine Rolle als Koordinator zur möglichen Verhinderung der Schiffsstrandung nicht ins Spiel gebracht – sondern hat sehr intensiv die Rolle der Boarding-Teams und nicht zu vergessen, die Rolle des Notschleppers NORDIC, beschrieben.

„Zukünftig werden wir ein Boarding-Team im Falle eines maritimen Schadensereignisses an Land, vermutlich auf Helgoland, stationieren. Damit werden wir das schwierige Aufwinschen bei schlechten Wetterbedingungen, wie im Fall der GLORY AMSTERDAM, vermeiden“, erklärte Monsees, und weiter: „Die Winschfläche auf der NORDIC ist viel zu klein. Bei dem Orkan der zu der Zeit herrschte wäre es unverantwortlich gewesen dass an Bord der NORDIC befindliche Boarding-Team aufzunehmen. Die zukünftigen Neubauten der WSV erhalten eine Winschfläche auf dem Vorschiff – vergleichbar mit denen auf den Versorgern“.
Und: „Wer immer etwas anderes sagt, hat von dem ganzen Geschehen keine Ahnung!“

Mit anderen Worten: Hätte die NORDIC eine Winschfläche nach Vorstellung des HK-Leiters gehabt, wäre die Strandung der GLORY AMSTERDAM nicht geschehen!

Glaubt der HK-Leiter tatsächlich, dass bei solchen widrigen Wetterbedingungen ein Boarding-Team auf dem Vorschiff, das ja, wie von Monsees ausgeführt, besonders stark stampft, aufgewischt werden kann?

Aber: Ist denn der Einsatz eines Boarding-Teams überhaupt notwendig gewesen?

Um 09:23 Uhr hat das HK von seinem Selbsteintrittsrecht Gebraucht gemacht. Wäre es zu diesem Zeitpunkt nicht wesentlich vorteilhafter und schneller als Erstmaßnahme gewesen einen Mitarbeiter des HK, bzw einen Nautiker des Mehrzweckschiffes MELLUM (dieser ist ein Beschäftigter der WSV = Schifffahrtspolizist) als On-Scene Coordinator per Helikopter auf dem Havaristen abzusetzen um die tatsächliche Lage an Bord zu erkunden, die Kommunikation zu verbessern und die notwendigen Hilfsmaßnahmen zu erläutern?
Wertvolle Zeit aufgrund Fehlentscheidungen gingen verloren, was letztendlich dazu führte, dass die GLORY AMSTERDAM um 18.45 Uhr vor Langeoog strandete.

Dazu gab es bezeichnenderweise wieder mal keine Erklärung, obwohl dem HK-Leiter die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der FDP-Fraktion vom 01.06.2018 mit Sicherheit bekannt sein dürfte:

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion FDP betreffend „Weitere Fragen zur Havarie der GLORY AMSTERDAM“ – (Drucksache 19/228):

Zum Zeitpunkt der Havarie der GLORY AMSTERDAM verfügte das Havariekommando über drei Diplom-Nautiker mit langjähriger Erfahrung als OSC bei Übungen und Echteinsätzen. Davon waren am 29.10.2017 (Tag der Strandung) zwei Mitarbeiter in der Rufbereitschaft und zeitgerecht im Havariestab anwesend.

Und wie schon früher verwies Monsees, wann immer es für ihn als notwendig erschien, auf die noch laufenden Untersuchungen des BSU (Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung) hin. Auf die Frage‚ wann werden wir denn den Untersuchungsbericht einsehen können‘ antwortete Monsees, mit Verweis auf den kürzlich freigegebenen Bericht zum Unfall der PURPLE BEACH von vor 3 Jahren: „Das BSU ist verpflichtet innerhalb eines Jahres (!) einen Bericht vorzulegen –  wenn sie das nicht schaffen muss ein Zwischenbericht bekannt gemacht werden“.

Für den HK-Leiter war es während des Vortrags wichtiger sich über die „..vielen unsachlichen Pressemeldungen der Medien“ zu mokieren, die sich über „…meine Uniform mit dem vielen Lametta lustig machen. Auf diese, unsere Dienstkleidung, hatten wir keinen Einfluss“, versicherte Monsees.

Stolz erklärte der HK-Leiter dass zwischenzeitlich mehrere Reedereien ihre Schiffe zwecks Übungen angeboten haben! Wann werden die Übungen durchgeführt? Bei Schönwetter oder auch bei Schlechtwetter wie im Falle der GLORY AMSTERDAM?

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.