„Wer die Welt kennt, beherrscht sie“ – Ein Satz, der von immerwährender Aktualität ist und zu Beginn der Kartografie eine noch viel größere Bedeutung hatte als heute.
Dabei geht es nicht nur um geografisches Wissen, sondern auch um gesellschaftliche und religiöse Entwicklungen.
In dieser einzigartigen Sammlung werden historische Karten von Ptolemäus über eine Vergleichskarte von Bergen und Flüssen der Welt, eine Ansicht der Welt aus der Sicht japanischer Buddhisten bis zu Strategiekarten des Zweiten Weltkriegs liebevoll zusammengeführt und kommentiert.
Die Welt ist so, wie du sie siehst. Das trifft genau auf die persönliche Wahrnehmung zu. Es gilt aber ebenso für unsere Vorstellung von der Erde und von dem, was wir für gegeben erachten und bedeutsam halten. Diese Vorstellung – und ihr Wandel – hat ein getreues Abbild: im Atlas „Ansichten der Welt“: So heißt ein Bildband von Kevin J. Brown aus dem Delius Klasing Verlag, der in vieler Hinsicht einzigartig ist. Das gilt für die exquisite Ausstattung und trifft auch auf die exzellenten Reproduktionen des Bildmaterials zu. Dies ist nicht zuletzt wahr bezüglich des Grundgedankens: mittels historischer und (aus europäischer Sicht) exotischer Karten, Reisen durch die Zeit zu inszenieren. Vom Geburtsjahr der Kartografie bis zur Gegenwart bietet der Band ein faszinierendes Zeugnis für den Wandel unseres Weltbilds.
Neun Kapitel auf gut zweihundert Seiten mit mehr als neunzig vortrefflichen Abbildungen. Das ist die Zauberformel für diese Weltreise in farbiger Gestalt. Den Anfang macht der römische Kartograf Agrippa, dem es um Exaktheit ging, ganz anders als seinen Nachfolgern des Mittelalters mit ihrem religiös inspirierten Blick auf die Welt samt Himmel und Hölle. Mit der Renaissance setzt dann die wissenschaftliche Kartografie ein, wo (siehe Kapitel 2) die humanistischen Niederländer Vorreiter waren.
Das Zeitalter der Aufklärung wird dominiert von den Franzosen, bevor die Ideologie Einzug hält mit der Kartografie des Kolonialismus.
Dann ein radikaler Perspektivwechsel. Nun nämlich geht es um die ostasiatische Sicht der Welt, die unsere Sehgewohnheiten verblüfft. Seefahrende Entdecker und Abenteurer haben Entscheidendes zur Vervollkommnung der Kartografie beigetragen. Damit beschäftigen sich die folgenden Abschnitte. Und immer wieder sind es politische Interessen, die das Weltbild verändern und oftmals verzerren. „Was Deutschland will“, heißt denn auch ein vielsagender Abschnitt. Den Abschluss bilden besondere Welten: solche, die es gab oder die es gar nicht gibt. Ein lehrreiches, sehr ästhetisches Buch voller Kuriositäten und erhellender Kenntnisse.
Autor: Kevin J.Brown
„Ansichten der Welt“
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Delius Klasing;
Auflage: 1. Auflage 2017 (16. Oktober 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783667110848
ISBN-13: 978-3667110848
ASIN: 3667110847
EUR: 49,90