Das extreme Wetterjahr 2018 hat sich auch in der Bilanz der niedersächsischen Häfen niedergeschlagen. Im Vergleich zu 2017 sank der Umschlag um 6,6 Prozent auf 50 Millionen Tonnen die über die Pieranlagen gingen. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) bezeichnete am Montag in Oldenburg die Umstände als “ungünstig”. Durch das feuchtkalte Frühjahr ging der Baustoffumschlag zurück. Wegen der langen Hitze im Sommer wurde über die niedersächsischen Häfen zwar mehr Futtermittel angelandet. Die Raffinerien an der Nordseeküste importierten aber weniger Rohöl und mussten wegen des niedrigen Wasserstands auf dem Rhein ihre Lieferungen drosseln. Nach den Worten von Althusmann sind Niedersachsens Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Wilhelmshaven und Stade aber auf einem guten Entwicklungsweg. So seien am Containerterminal in Wilhelmshaven 18 Prozent mehr Container umgeschlagen worden als 2017.
„Wir bereiten uns auf den Brexit vor“, sagte Althusmann, „Wir hoffen, Verzögerungen bei der Zollabwicklung möglichst kurz halten zu können, falls Großbritannien tatsächlich Zollausland werde“. Vor allem die Häfen Emden und Cuxhaven haben wegen der Autoexporte viel Verkehr mit Großbritannien. Eine Belastung für deutsche Autoausfuhren wären auch Sanktionen der US-Regierung.
Nach dem zweistelligen Vorjahreswachstum im seeseitigen Stückgut, konnte dieses im abgelaufenen Jahr um weitere 9,7 % auf insgesamt 14,06 Millionen Tonnen gesteigert werden (12,82 Millionen Tonnen in 2017). Maßgeblich verantwortlich hierfür zeichnen sich der, um 18,3 % auf 655.790 TEU (554.449 TEU in 2017), stetig steigende Containerumschlag in Wilhelmshaven, das Handling diverser Komponenten für die Windenergie-Industrie über Cuxhaven sowie eine beachtliche Entwicklung des Forstprodukteumschlags (Holz und Zellulose) in Brake. Der Bereich Neufahrzeuge ist mit 1,78 Millionen Stück (1,92 Millionen Stück in 2017), trotz leichtem Rückgang, weiterhin ein Erfolgsgarant für Niedersachsens Hafenwirtschaft.
Ein Defizit, im Vergleich zum Vorjahr, wird im Umschlag von flüssigen und trockenen Massengütern verzeichnet. Nach noch gut 40 Millionen Tonnen in 2017, waren dies 2018 36 Millionen Tonnen. Die Haupteinflüsse sind hier eine vorübergehende Revision, sowie Tiefgangs bedingte Produktionsdrosselung (Sommerdürre) an mehreren, durch die niedersächsischen Häfen versorgte, Raffinerien. Der ungewöhnlich nasse Jahresanfang und plötzliche Wintereinbruch im März wirkten sich zusätzlich, zu den reduzierten Bauprojekten in der Region, umschlagsmindernd auf den Baustoff-Sektor aus. Die Verluste konnten leider nicht vollends durch das stark gestiegene Volumen an importiertem Futtergetreide und Speiseölen über Standorte wie Brake oder Oldenburg kompensiert werden.
„Ein Rekordergebnis wie in 2017 zu toppen ist immer eine große Herausforderung. Seitens der Akteure in den niedersächsischen Seehäfen hat man sich der großen Aufgabe angenommen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn auch alle äußerlichen Umstände mitspielen. Dies war in 2018 leider nicht der Fall. Ein meteorologisch gesehen ungewöhnliches Jahr erwies sich, mit all seinen Auswirkungen auf die verschiedensten Industrien, letztendlich als großes Hindernis für nahezu alle Beteiligten in unseren Seehäfen. Hiervon war primär der Umschlag trockener und flüssiger Massengüter negativ beeinflusst. Stand heute ist, selbst mit erneutem zweistelligem Wachstum, ein Containerterminal Wilhelmshaven noch nicht in der Lage solche – nicht zu beeinflussenden Umstände – alleine zu kompensieren. Unter Berücksichtigung der Entwicklung in den letzten Jahren, langfristig gesehen sicherlich schon. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass wir in Niedersachsen durch breite Diversifikation auch in solchen Geschäftsjahren unsere Position in der Nordrange behaupten können.“ sagte Timo Schön, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH. Die Prognosen für 2019 sind, wie man aus diversen Gesprächen mit den Unternehmen der Universalhafengruppe Niedersachsen entnehmen kann, durchaus positiv. Die erfolgreiche Positionierung in Nischenmärkten und die Stärkung von Massenmärkten wird weiter dynamisch ausgebaut.