Wer mit sogenannter „erneuerbarer“ Energie heizt, Auto fährt oder seinen Strombedarf deckt, der gilt als umweltfreundlich und fortschrittlich. Jedoch: Erneuerbare Energie gibt es nicht!
Schon vor mehr als zehn Jahren ist der Kollege Struckmeyer diesem Thema kompetent und konsequent nachgegangen. Leider hat sich bis heute, wir schreiben das Jahr 2019, bezüglich der Wortwahl nichts, ich betone absolut nichts, geändert. Noch immer schreiben Boulevard- und selbst die Fachpresse über „erneuerbare“ Energie.
Warum ist das so? Es sind unsere Kolleginnen und Kollegen im weitesten Sinne, die aufgrund ihres Hochmut oder Gleichgültigkeit Millionen Bürger vom Gros jener Informationen abschneiden, die sie wahrlich brauchen, um ein aufgeklärter Souverän zu sein. Nicht nur verständlich, sondern auch korrekt und elegant zu schreiben, besteht heute mehr Anlass als je zuvor. Die Aufgabe des Journalismus heißt also: eine immer kompliziertere Welt noch weit verständlicher darzustellen, als das früher nötig war. Diese Aufgabe ist noch nicht gelöst!
Doch kommen wir zurück zur Wortschöpfung „erneuerbare“ Energie. Die deutsche Sprache ist sehr präzise, leider wird sie zu häufig verstümmelt, bzw., wenn es um englische Begriffe geht, sehr schlampig übersetzt. Die englisch sprechenden Weltbürger sind, wenn es um Beschreibungen geht, wesentlich präziser. So wird aus erneuerbarer Energie „sustainable energy“, was übersetzt werden kann mit umweltverträglicher Energie.
Und so sollte nicht von erneuerbarer Energie sondern von umweltverträglicher oder umweltschonender Energie gesprochen und geschrieben werden, da Energie nicht veralten und somit nicht erneuert werden kann!
Warum also ist der Begriff „Erneuerbare Energie“ falsch? Das hat mehrere Gründe:
- Energie kann physikalisch gesehen nicht verbraucht, erneuert oder erzeugt werden. Energie wird immer nur umgewandelt – beispielsweise Kohle in Strom, der Strom dann per Glühbirne in 5% Licht und 95% Wärme. Aber die Menge an Energie bleibt die gleiche, das physikalische Gesetz hierzu heißt „Energieerhaltungssatz“.
- Die meisten Formen der „Erneuerbaren“ Energie basieren auf Effekten, die von der Sonne ausgehen. Und das ist eine Menge: Allein der Teil der Sonnenenergie, der auf die Erde trifft, beträgt etwa das 10.000fache des Energiebedarfs der gesamten Erde. Aber die Sonne eignet sich eher schlecht als Kronzeugin für eine „erneuerbare“ Energiezufuhr: Erstens ist auch ihre Energie begrenzt, und zweitens basiert der Energielieferant Sonne auf der Kernfusion – und damit auf der Energie, die entsteht, wenn zwei Atomkerne miteinander verschmelzen.
- Die „fossilen Brennstoffe“ – Erdöl und Erdgas – sind erneuerbar.
Vor allem aus den Punkten 2. und 3. lässt sich das Hauptproblem des Begriffs „Erneuerbare Energie“ ablesen: Es fehlt die Zeit. Die Energie der Sonne ist für die jetzige und mindestens die nächsten 1.000 Generationen tatsächlich nicht endlich. Aber die meisten Astronomen schätzen die Lebensdauer der Sonne auf etwa fünf Milliarden Jahre, was die Sonnenenergie genau betrachtet endlich macht. Und endlich ist nicht unendlich, deshalb muss die Zeit mit in die Betrachtung der Begriffe einbezogen werden. Tut man das, stößt man auf die nächste Überraschung: In wesentlich kürzerer Zeit als die restliche Lebensspanne der Sonne bilden sich auf der Erde wieder Erdöl und Erdgas, was „nur“ ein paar hundert Millionen Jahre dauert.
Für alle anderen Formen der jetzt als „Erneuerbare Energie“ bezeichneten „Gewinnung“ eignete sich besser der Begriff der „Umweltverträglichkeit“. Denn das ist der Vorteil der Sonnenkraft: Sie wird jetzt und für die nächsten Milliarden Jahre nicht schneller verbraucht als neu gefördert. Die fossilen Brennstoffe dagegen werden wesentlich schneller verbraucht als sie wieder entstehen.
Die sogenannten erneuerbaren Energien zapfen Prozesse der Sonne an, die sich durch unser Zutun oder ihrer Nutzung nicht schneller verbrauchen. Die Kernfusion auf der Sonne läuft nicht schneller oder langsamer, gleichgültig ob wir Solarzellen aufstellen oder nicht. Letztlich gehört auch die Nutzung der Windenergie hierzu, da die Wärme der Sonne schließlich für die Wettervorgänge entscheidend ist.
Ein anderes Beispiel ist die Strom- oder Wärmeerzeugung aus Biomasse. Das Verbrennen von Holz verursacht CO2. Aber nur genauso viel, wie der Baum vorher der Atmosphäre an CO2 entnommen hat.
Es gibt zwei Energieträger unter den „umweltverträglichen“, die nicht auf der Kraft der Sonne basieren: Erdwärme und Gezeiten. Die erste beruht auf der hohen Temperatur des Erdinneren (die ebenfalls endlich ist), die andere auf der Anziehungskraft von Sonne und Mond. Die Kraft der Gezeiten wird beispielsweise in einer besonderen Form von Wasserkraftwerken genutzt.