Effekthaschereien beherrschen die mediale Bühne
„Der Diesel ist fit für die Zukunft“ heißt es bei Mercedes-Benz in einer Pressemitteilung vom 12. Juni 2019. Am selben Tag lässt uns die Redaktion der Tagesschau in der 20.00-Uhr-Ausgabe wissen: „… der Verbrennungsmotor verschwindet“. Wie passt das zusammen?
Nun, bei Daimler bezieht sich die Aussage ausschließlich auf den gegenwärtigen Entwicklungsstand der für Personenwagen bestimmten Dieselmotoren. Doch die Frage ist, welche Zukunft ist gemeint? Und das ergibt sich erst aus dem folgenden Text. Gemeint ist, dass die betreffenden Dieselmotoren des Unternehmens „mindestens [der] EURO 6d-TEMP-Norm“ entsprechen.
Doch dem durchschnittlichen Leser suggeriert die Dachzeile des Pressetextes etwas ganz anderes: Der Dieselmotor nicht nur dieser Fahrzeuge sei fit für eine weitere Zukunft. Und genau das trifft nicht zu!
Nicht einmal für eine begrenzte Zukunft im Sinne einer Übergangslösung, mit der die CO2-Emisssion drastisch gesenkt werden könnte, sind die Motoren geeignet. Wenn man Straßenfahrzeuge, Bau- und Landmaschinen statt mit Dieselkraftstoff mit Erdgas betreiben würde, wäre schon viel gewonnen. Die schädlichen Emissionen lägen je nach Qualität der Motoren um mindestens 60 Prozent niedriger.
Das funktioniert natürlich nicht mit dem Dieselverfahren. Dafür bleibt nur das Ottoverfahren. Insofern ist es völlig unverständlich, dass in einer Übergangsphase auf diese Lösung verzichtet wird, zumal die sogenannte Elektromobilität – aus verständlichen Gründen – weder die gewünschte Akzeptanz, noch eine ausreichende Wirtschaftlichkeit und – unter Beachtung aller Parameter – auch keine hinreichende Umweltfreundlichkeit verspricht.
Ernst zu nehmende Fachleute sind sich längst darüber im Klaren, dass das Ende der Verbrennungsmotoren noch lange nicht in Sicht ist. Im Gegensatz zu vielen anderen technischen Lösungen können sie CO2-neutral betrieben werden. Dazu muss man sich im politischen Raum nur entschließen, endlich über die synthetische Herstellung von Kraftstoff aus dem Kohlendioxid der Luft und Wasser nachzudenken und entsprechende Arbeiten auf diesem Gebiet nachhaltig zu fördern.
Dass man Methanol großtechnisch herstellen kann, zum Beispiel umweltfreundlich mit Strom aus Solar- und Windenergie, ist schon vor einigen Jahrzehnten, während der ersten Energiekriese, in Deutschland nachgewiesen worden.
Ottomotoren können mit Methanol betrieben werden, Dieselmotoren nicht. Doch prinzipiell lassen sich alle Dieselmotoren auf das Ottoverfahren umstellen, wie es seit Jahrzehnten schon geschieht, wenn sie zum Beispiel in der Schifffahrt mit Erdgas oder anderen Gasen betrieben werden sollen. Und letztlich lassen sich auch Gasturbinen mit Methanol betreiben. Ein kleiner Nachteil darf allerdings nicht übersehen werden: Mit dem Alkohol lässt sich bei gegebener Menge im Vergleich zum Dieselkraftstoff nur etwa die halbe Reichweite erzielen, weil sein Heizwert entsprechend geringer ist. Dagegen stehen unter anderem die Vorteile des geringen Aufwandes für die Einrichtung der Infrastruktur, was schließlich Auswirkungen auf die Preisgestaltung hat. Und: Der synthetisch hergestellte Kraftstoff wäre ein ausgezeichneter Energiespeicher für überschüssigen Strom aus Solar- und Windenergie.
Grundsätzlich ließen sich damit auch alle Verbrennungskraftmaschinen der Schifffahrt und der Luftfahrt betreiben. So sollte, wer heute dem Verbrennungsmotor – gleichgültig ob Diesel-oder Ottomotoren gemeint sind – das Ende bescheinigt, erst einmal erklären, wie denn die Schiffe der global orientierten Wirtschaft in Zukunft angetrieben werden können.