Kennen Sie das?
“Das treffende Wort kann nur jenes sein, das die Sache oder den Sachverhalt in ungetarnter, schlüssiger, allgemeinverständlicher Form benennt”.
Warum ist es dann so schwierig Fakten, insbesondere technischer Art, in verständlicher Form wiederzugeben bzw zu beschreiben?
Im täglichen Umgang mit Veröffentlichungen jeglicher Art sieht sich der interessierte Leser seit Jahren mit Begriffen wie z.B. Batterien und LNG konfrontiert, ohne zu wissen (oder vielleicht doch?) über was hier berichtet wird. Zumindest in der Sprache der Technik sollte beispielsweise klar zwischen den Begriffen Batterie und Akkumulator, LNG und Erdgas, unterschieden werden.
Batterie und Akkumulator
Beides sind zwar Stromquellen, aber nur der Akku ist ein Speicher und somit aufladbar. Die Schlampigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache – auch in der Fachpresse – sind einfach nicht zu rechtfertigen. Hierzu genügt ein Blick in die Berichterstattung zum Fährschiff „Berlin“ der Reederei Scandlines. Da ist in diesem Zusammenhang sogar von Batterietechnologie die Rede und von einem „Batterieantrieb“! Man lese und staune. Doch was nützt es, den Sprachgebrauch von Werften, Reedereien und Redakteuren zu kritisieren, wenn man bei einer namhaften Klassifikationsgesellschaft dieselbe sprachliche Nachlässigkeit beobachten kann?
LNG und Erdgas
Man kann es nicht oft genug schreiben: LNG ist kein Kraftstoff im Sinne der Kraftstoffzuführung zum Verbrennungsmotor. Der Motor kann LNG nur im gasförmigen Zustand, und das ist nun mal Erdgas, in Drehmoment umsetzen. Demzufolge gibt es auch weltweit keine LNG-Motoren, sondern mit Erdgas betriebene Motoren.
Somit ist auch
„LNG-Antriebstechnik“ eine Wortschöpfung, die ebenso wenig eine
technisch-physikalische Grundlage hat wie der „LNG-Antrieb“. Zum Vergleich: Wer
würde von Gasöl-Antrieb oder von Schweröl-Antriebstechnik sprechen? Keiner?
Macht man sich klar, warum niemand diese Begriffe benutzen würde, dann bleibt
die Frage offen, warum dann „LNG-Antriebstechnik“? Nun, es ist einfach schick
über LNG statt über verflüssigtes Erdgas zu sprechen bzw über die Wortbedeutung
nachzudenken..
Dasselbe gilt für weitere Wortschöpfungen, die mit der Verwendung von Erdgas
als Schiffskraftstoff und somit der Wiedereinführung von Ottomotoren als
Schiffsantriebsmaschinen zwangsläufig verbunden sind. Schließlich sind die
sogenannten „LNG-Schiffe“ auch nur schlichte Motorschiffe und deren Antrieb –
im Gasbetrieb – ein Ottomotor. Eine Spitzenleistung ist in diesem Zusammenhang
„eine LNG-angetriebene Schiffsreise“.
Was ist nun LNG?
Wird Erdgas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt, verändert Methan seinen gasförmigen Zustand: es wird flüssig – jetzt spricht man von verflüssigtem Erdgas oder LNG (Liquefied Natural Gas). Wozu dieser Umwandlungsprozess? Könnte man nicht die kostengünstigere Variante von Methan in seinem gasförmigen Zustand nutzen? Der Effekt der Verflüssigung: Erdgas verkleinert sich auf ein Sechshundertstel seines Volumens. So schrumpfen 600 Kubikmeter Gas auf einen Kubikmeter LNG.
Oder: Ein Kubikmeter Erdgas in gasförmigem Zustand passt verflüssigt in eine 1,5 Liter-Thermosflasche. Derart verdichtet, lassen sich große LNG-Mengen in LNG-Tankern / LKW, etc transportieren bzw in Tanks lagern.
Aber: Vor dem Gebrauch, also beim Eintritt in die Gasregelstrecke und dem Gasmischer am Motor, wird das verflüssigte Methan (LNG) auf etwa plus 30 Grad Celsius erwärmt und damit wieder in den gasförmigen Zustand gebracht. Erst jetzt kann das Methan vom Verbrennungsmotor in Drehmoment umgesetzt werden.
Die mit dem Kürzel LNG zusammengesetzten Wörter sind nicht die einzig fragwürdigen Wortschöpfungen in der deutschen Fachsprache. Bei allem Verständnis für einfache Ausdrücke und Ausdrucksweisen, die benutzten Wörter müssen präzise das ausdrücken, was gemeint ist – siehe eingangs.