Verbrennungsmotoren sind ökologisch und ökonomisch vorteilhaft
Der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) unterstützt und fordert eine wettbewerbsfähige und klima-positive Zukunft des Verbrennungsmotors als realistischen Technologiepfad. Die Pläne der EU-Kommission, von 2035 an nur noch batterie- und brennstoffzellenelektrische Fahrzeuge auf dem europäischen Markt zuzulassen, sind klima- und innovationspolitisch der falsche Weg.
Bereits im März 2021 haben 69 Wissenschaftler, tätig an deutschen Hochschulen / Universitäten Alarm geschlagen angesichts des Zeitdrucks und der lrreversibilität der Klimafolgen von Fehlentscheidungen von Industrie und Politik und haben sich in einem offenen Brief an die Bundesregierung erklärt.
„Es ist 5 vor 12“ beschrieb eindringlich Prof. Dr. Ing. Thomas Willner, Fakultät Life Sciences, Department Verfahrenstechnik, an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), in einer bemerkenswerten Online-Konferenz am 15. März 2021 die vielen schwerwiegenden Fehlentscheidungen, die von der Industrie und Politik im Hinblick auf den Klimaschutz gemacht wurden.
Thomas Willner: „Wir möchten nicht nur die politische Entscheidungsträgerebene, sondern auch die Öffentlichkeit darüber informieren, dass die Bundesregierung nach unserer Überzeugung im Begriff ist, beim Klimaschutz im Verkehr falsche Weichen zu stellen, die zu einer langfristigen Verfehlung der Klimaschutzziele führen werden.
(„Kein Wunder: fehlt es doch dort an Ingenieurinnen und Ingenieuren, die dafür ausgebildet sind, technische Lösungen auf Basis der Naturgesetze erfolgreich zu realisieren“ die Red.).
„Statt den Verbrennungsmotor faktisch zu verbieten, indem alle Emissionen am Auspuff auf null begrenzt werden, sollten alle klimafreundlichen Antriebsoptionen genutzt werden. Der mit CO2-neutralen, grünen eFuels betriebene Verbrennungsmotor bleibt eine notwendige Ergänzung zur Elektrifizierung des Straßenverkehrs. Denn nicht der Motor ist das Problem, sondern die bisher eingesetzten fossilen Treibstoffe“, bewertete VDMA-Präsident Karl Haeusgen, am 21. April 2022, den Vorschlag der EU-Kommission, der aktuell in den zuständigen Ausschüssen des Europaparlaments beraten wird.
Industrielle Stärke Europas gefährdet
Auch ökonomisch bleibt der Verbrennungsmotor bedeutsam. Einen Verlust von 160.000 Arbeitsplätzen per Saldo allein in der Wertschöpfungskette Antriebsstrang hat die VDMA-Studie „Antrieb im Wandel III“ ermittelt für das Szenario, dass ab dem Jahr 2040 keine Verbrenner mehr in Europa neu zugelassen werden. Diese Zahl dürfte für den Arbeitsmarkt insgesamt und bei einem um fünf Jahre vorgezogenen Verbot noch weitaus größer sein.
„Zwar entstehen neue Arbeitsplätze in den vorgelagerten Prozessen der Versorgungskette, zum Beispiel in der Verarbeitung von Materialien für Batteriezellen und im Umfeld der Ladeinfrastruktur. Doch dies verläuft nicht zeitgleich und bei weitem nicht in derselben Höhe. Die neuen Jobs sind nicht mit den verlorenen austauschbar“, erläutert Haeusgen.
Der VDMA sieht mit einem gesetzlich erzwungenen schnellen Aus des Verbrenners auch die industrielle Stärke Europas gefährdet.
„Die EU würde ihre technologische und industrielle Führungsrolle beim Verbrennungsmotor zugunsten anderer Regionen aufgeben, die an technologischer Offenheit festhalten“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im VDMA. „Eine größere Vielfalt klimaneutraler Antriebstechnologien reduziert hingegen die Abhängigkeit knapper Rohstoffimporte und erhöht die volkswirtschaftliche Resilienz.“
Zudem sei die Skalierungsfähigkeit der automobilen eFuel-Anwendungen notwendig, um klimafreundliche Antriebstechnologien auch in anderen Anwendungen wie beispielsweise Baumaschinen, Landmaschinen, Kommunalfahrzeugen oder dem Transportsektor zu ermöglichen, so Rauen weiter. „Auch im Bestand wird es nicht ohne eFuels gehen. Wir unterstützen daher eine technologieoffene Umsetzung der Flottenregulierung, die einen freiwilligen Anrechnungsmechanismus für nachhaltige, erneuerbare Kraftstoffe vorsieht. Ein solcher Mechanismus liegt auf dem Tisch und könnte im Rahmen des Fit-for-55 Gesetzgebungsprozess schnell umgesetzt werden,“ resümiert Rauen.
Fragt sich nur ob der „windgetriebene“ Bundesumweltminister ein offenes Ohr für die Wissenschaft und das notwendige Verständnis für die Technik von Verbrennungsmotoren hat.