ENGIE ZEEBRUGGE bebunkert im Ship-to-Ship Verfahren die SIEM CONFUCIUS mit rund 1.500 to LNG an der Emspier in Emden.
ENGIE ZEEBRUGGE bebunkert im Ship-to-Ship Verfahren die SIEM CONFUCIUS mit rund 1.500 to LNG an der Emspier in Emden. © Titan

So langsam ist der informierte und fachlich geschulte Leser es ja gewohnt, dass die Veröffentlichungen der Redakteure von hansa-online alles andere als sachlich korrekt sind. Der verwunderte Leser wird über neu entwickelte Antriebe (von hansa-online) informiert, z.B. „LNG-Antrieb“ erst kürzlich wurde ein „Methanol-Antrieb“ erfunden, etc. Was mögen die Gründe für die häufigen unsauber recherchierten Veröffentlichungen sein?

Bei den vielen fehlerbehafteten Presseinformationen, die täglich auf dem Bildschirm erscheinen, sollte man eigentlich zur Tagesordnung übergehen, denn die Fachkenntnisse in den Redaktionen der Tages-, Wirtschaftspresse sind ohnehin so dürftig, dass der weiteren Verbreitung von falsch benutzten Fachbegriffen Tür und Tor geöffnet sind. Doch wenn die Fehler von Fachinstituten bzw der maritimen Fachpresse verbreitet werden, dann ist eine öffentliche Kritik wohl angebracht.

Das Magazin (Hansa) sagt von sich

„sie informiert monatlich die Entscheider der Branche…mit für Fachleser detaillierten Hintergrundinformationen über jüngste Entwicklungen im maritimen Sektor“.

Der jĂĽngste Fall in der hansa-online

Ende Juni war in der online-Version zu lesen: „Comeback für Marine-LNG“ Häh, gibt es auch ein Aircraft-LNG?

Der erste Satz der Veröffentlichung: „Die Nachfrage für LNG aus der Schifffahrt kommt wieder in Gang, nachdem der Preisaufschlag für den Flüssiggas-Treibstoff zusammengeschmolzen ist“

Hier werden aus Unkenntnis der Materie gleich zwei Dinge in einem Satz fälschlicherweise vermischt. Die Schifffahrt benötigt den Kraftstoff Methan und nicht Flüssiggas!

Wir erinnern uns: FlĂĽssiggas = Autogas = LPG = Liquefied Petroleum Gas = eine Mischung von Propan und Butan.

Ist aber von LNG die Rede, dann handelt es sich um den flüssigen Zustand des tiefgekühlten Methans CH4. Dieser Zustand wird für das Gas zum Transport auf Schiffen gewählt, weil es dann im Vergleich zum gasförmigen Zustand nur noch ein 600stel seines Volumens hat. (LNG = Liquefied Natural Gas = verflüssigtes Erdgas).

Und dann ist da noch die Rede (in diesem Fall) von „Flüssiggas-Treibstoff“. Stimmt das eigentlich?

Redet man zum Beispiel von einem Kraftstoff so wird hier, entsprechend seiner Definition, ein Stoff bezeichnet, der zur direkten Verbrennung in einer Verbrennungskraftmaschine genutzt wird. Und so sei die Frage erlaubt: Ist LNG (Liquefied Natural Gas = verflĂĽssigtes Erdgas) ein Kraftstoff im Sinne seiner Verbrennung?

Nein, natürlich nicht: Denn vor dem Gebrauch, also beim Eintritt in die Gasregelstrecke und dem Gasmischer am Motor, wird das verflüssigte Methan (LNG) auf etwa plus 30 Grad Celsius erwärmt und damit wieder in den gasförmigen Zustand gebracht.

Erst jetzt kann das Methan vom Verbrennungsmotor in Drehmoment umgesetzt werden.

Weiter heißt es: „Für einige ist der LNG-Betrieb aber noch ganz neu“

Mit Verlaub: Mit LNG kann niemand etwas betreiben, schon gar nicht einen Verbrennungsmotor. Dazu gehört eine „Gasstrecke“, in der das flüssige Gas nicht nur rückvergast wird, sondern auf den Zustand gebracht wird, mit dem der Motor es verbrennen kann, also Gas.

Zusammenfassend können wir hier feststellen: Der verantwortliche Redakteur, der diesen Text verfasst hat, wird seinen Aufgaben nicht gerecht! Aus Unkenntnis?

Wenn in der politischen Debatte die Begriffe LNG, FlĂĽssigerdgas und FlĂĽssiggas immer wieder synonym verwendet werden und von LNG-, Methanol- oder sonstigen Antrieben die Rede ist, so mag man das hinnehmen – auch wenn es fĂĽr den jeweiligen Redakteur beschämend ist, immer wieder feststellen zu mĂĽssen, wie wenig noch eine präzise Ausdrucksweise, die insbesondere in Fachmagazinen gefordert wird,  gefragt ist.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen fĂĽr Antriebsmaschinen.