Geschichten von Menschen und Handel
Die Geschichte der Speicherstadt liegt bisher vor allem als Darstellung ihrer Entstehung und ihrer Architektur vor. Der Autor Michael Batz taucht mit Speicherstadt Story erstmals tief in das Leben der Menschen ein, die zwischen Kehrwiederspitze, Sandtorkai und Poggenmühlenbrücke gearbeitet haben. Anhand zahlreicher Dokumente und durch langjährige Recherchen in Archiven sowie Interviews mit früheren Quartiersleuten, Kaffee- und Teehändlern und Mitarbeitern der HHLA rekonstruiert er den Alltag in der Speicherstadt und nimmt den Leser mit auf einen lebendigen Rundgang durch ein ganzes Jahrhundert.
Die Speicherstadt Story beginnt 1883 beim großen Abriss auf dem Grasbrook, der Zehntausende heimatlos werden ließ, schildert den Alltag der 2000 Arbeiter, die täglich am Bau der Speicherstadt mitwirkten, und berichtet von Gewinnern und Verlierern des Großbauprojekts. Der Autor schildert das einzigartige Milieu der Welt der Waren zwischen den Fleeten im Zeitalter des Kolonialismus, gibt Einblicke in die Geschichte der Zollverwaltung und ihrer Beamten, erzählt von Ewerführern, Kutschern, Kontoristen, Schiffsausrüstern, Prinzipalen und Lehrjungen.
Er betrachtet den harten Arbeitsalltag der „Kaffee-Miedjes“, den so genannten Aschenbrödeln des Kaffeehandels, ebenso wie den lukrativen Überseehandel hiesigen Firmenbesitzer, deren Namen untrennbar mit Hamburg verbunden sind. Geschichten von bemerkenswerten Persönlichkeiten der Speicherstadt wie dem Waffenhändler Bruno Spiro oder der „Jeanne d’Arc der Speicherstadt“ Ingrid Reuß zeichnen ein ebenso spannendes wie überraschendes Bild dieses einmaligen Quartiers. Erstmalig ist der Geschichte der Teppichhändler, die Hamburg zur Hauptstadt des Teppichhandels gemacht haben, ein Kapitel des Buches gewidmet.
Der Autor lässt aber auch die großen Ereignisse der Speicherstadt nicht aus: Er berichtet vom Hamburger Aufstand, als ein Pfund Kaffee im Oktober 1923 drei Milliarden Mark kostet, und vom Brand 1892, bei dem der Kaispeicher A, auf dem heute die Elbphilharmonie „thront“, fast vollständig zerstört wird. Er erzählt von der Vertreibung jüdischer Kaufleute und von der Rettung Dutzender Menschen, die in der Speicherstadt versteckt, auf Schiffen ausgeschleust und so vor dem sicheren Tod bewahrt wurden.
Die Einführung des EU-Zollrechts und das Ende der Stückgutzeit durch den Warentransport in Containern nahm dem Freihafen endgültig seine Bedeutung und läutete zeitgleich ihren Wandel ein. Die Mieten in „Cinderella-City“ stiegen, Mieter wanderten ab, dafür kamen Kulturschaffende und mit ihnen immer mehr Touristen. Heute ist die Speicherstadt eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Hamburgs und gehört seit 2015 gemeinsam mit dem Kontorhausviertel zum UNESCO-Welterbe.
Speicherstadt Story ist eine in dieser Form bisher einzigartige Biografie eines Quartiers und seiner Akteure. Historischen Aufnahmen der Fotografen Georg Koppmann und Gustav Werbeck, die Abriss und Bau der Speicherstadt ebenso dokumentieren wie alltägliche Lebensmomente ihrer Bewohner, sowie zahlreiche Dokumente ergänzen die Texte. Bisher unveröffentlichte Bilder aus privaten Archiven vervollständigen dieses reiche Porträt einer verschwundenen Lebenswelt.
Autor: Michael Batz
Titel: Speicherstadt Story
Untertitel: Eine Geschichte von Menschen und Handel
Seitenzahl: ca. 280 Seiten
Format: 24 x 28 cm
Abbildungen: zahlr. Farb-Abbildungen und historische Aufnahmen
Artikel-Nr.: 978-3-7822-1277-9
Einband: Hardcover