Schlüsselfertige Binnen- und Seeschiffe vom Spezialisten. Das einhundertste Schiff läuft planmäßig vom Helling.
Viele gute Ideen werden am Biertisch geboren, manche von ihnen später umgesetzt und führen zum Erfolg. So auch bei der GS Yard. Anfang 2007 saßen Daniel Gausch (51) und Christian Hochbein (46) zusammen und diskutierten über die Situation im Binnenschifffahrts-Neubaubereich. Man war sich einig: Beim Schiffsneubau muß etwas verändert werden. Die Bauzeiten sind zu lang und die Qualitäten der Kaskos, insbesondere wenn sie aus dem Osten angeliefert werden, sind nicht akzeptabel. Beide waren zu dem Zeitpunkt erfolgreiche Unternehmer: Daniel Gausch betreibt seit 2003 als Reeder die Gausch-Tankschiffahrt GmbH und Christian Hochbein führt ein Schiffsmakler-Unternehmen.
”Warum sollen wir nicht in den Neubau einsteigen?”
Die Antwort auf die selbst gestellte Frage wurde im September 2007 mit der Übernahme des in einem Vorort von Groningen, in Waterhuizen, gelegenen Werftbetriebes beantwortet: ”Alles ging dann ziemlich schnell: innerhalb von einigen Wochen waren wir, Christian Hochbein und ich, gleichberechtigte Werftbesitzer”, Gausch ist noch heute über die Geschwindigkeit der Werftübernahme überrascht und erklärt die Zuständigkeiten: ”Der Christian ist für die gesamte kaufmännische Verwaltung verantwortlich und ich kümmere mich um den praktischen Werftbetrieb”.
Heute ist aus der damaligen Groningen Shipyard eine Unternehmensgruppe geworden die unter dem Namen Hogau B.V. firmiert, in der die GS Yard für Entwurf und Bau von Doppelhüllen Binnenfahrt- und Seeschiffe sowie Tanker verantwortlich zeichnet. Mit ihrer technischen Ausrüstung und dem qualifizierten Personal ist das Unternehmen in der Lage, sämtliche Aufgaben beim Neubau und dem technischen Ausbau im eigenen Haus durchzuführen – von den ersten Planungen bis zum fertigen Schiff. Dabei überzeugt GS Yard Kunden mit kurzen Bauzeiten, exakter Terminplanung, der Lieferung von Stahlbau und technischem Ausbau aus einer Hand, hoher Qualität und konkurrenzfähigen Preisen.
Am 22.Juni 2018 war es soweit: Der einhundertste Neubau innerhalb von zehn Jahren wurde mit einem bilderbuchmäßigen Stapellauf ins Wasser gelassen. Bis zum Jahresende 2018 müssen noch sechs weitere Fahrzeuge abgeliefert werden. Rund 21 Wochen dauert der Bau eines Binnenschiffes bis zur schlüsselfertigen Übergabe an den zukünftigen Eigner. Und auch für das kommende Jahr sieht Gausch, aus heutiger Sicht, noch keine Probleme für neue Aufträge. Der Werftchef über die heutige Lage in der Binnenschifffahrt: ”Per Gesetz beziehungsweise Verordnung wurde im Bereich der Tankschifffahrt erzwungen, dass nahezu alle gefährlichen flüssigen Güter stufenweise ab Ende 2012, 2015 und 2018 in Doppelhüllentankschiffen befördert werden müssen. Privatwirtschaftliche Vorgaben einiger Großverlader kamen hinzu die produktbezogen schon frühere Umstellungstermine vorgeben. Wer diese Vorgaben erfüllen wollte, und weiterhin will, und zu den besagten Stichtagen mit ausreichendem Schiffsraum in Doppelhüllenbauweise am Markt vertreten sein will, muss rechtzeitig investieren.”
Christian Hochbein schaltet sich in das Gespräch ein: ”Wenn wir uns den Markt für die nächsten Jahre anschauen dann wird noch sehr viel neuer Frachtraum benötigt. Die heutigen Schiffe sind überwiegend 50 bis 60 Jahre alt, genauso alt wie ihre Partikuliere. Und das ist eigentlich die größte Herausforderung: Junge Leute kommen nicht nach weil sie nicht auf die alten Fahrzeuge wollen. Hier müssen wir als Werft mit neuen und wirtschaftlich tragfähigen Konzepten in den Markt gehen und dafür sorgen, dass auch junge Leute sich für die Binnenschifffahrt begeistern”. Eine weitere Herausforderung: Es fehlen im Kanalgebiet noch rund siebzig bis achtzig Doppelhüllenschiffe – wenn nicht sogar einhundert. Daniel Gausch: ”Es fahren noch rund achtzig Einhüllenschiffe die bis zum Ende des Jahres 2018 vom Markt verschwinden müssen – mit anderen Worten: Sie müssen verschrottet werden”.
Und worin ist das Geheimnis des Erfolgs begründet? Der agile Geschäftsführer der GS Yard im holländischen Waterhuizen, zögert nicht lange mit der Antwort: „Wir haben nie über unsere Verhältnisse gelebt. Was ich damit sagen will ist ganz einfach zu verstehen: Ein Unternehmer muß über die notwendige sachliche Kompetenz, über ein gesundes wirtschaftliches Verständnis und Zuverlässigkeit verfügen, er muß den Willen haben etwas zu bewegen, d.h. er muß Visionen haben und er benötigt ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen.”
Gausch ist stolz auf die abgelieferten Neubauten: „Wir verwenden nur westeuropäische Schiffbaustähle, das hat weitgehende Vorteile für uns. Zum Beispiel haben die Stähle eine bessere Qualität und Oberflächenbeschaffenheit und sie lassen sich erheblich besser schneiden und schweißen als Schiffbaustähle aus anderen Regionen. Sie mögen zwar ein bischen teurer sein, aber dafür sparen wir bei der Verarbeitung wieder Zeit ein.“ Gausch ist nun nicht mehr aufzuhalten wenn er zum Thema Schiffbaustrategie Stellung nimmt: „Wir liefern absolute Qualität und dazu gehört auch weitestgehend die Verwendung von Qualitäts-Produkten aus westeuropäischer Fertigung. Mit unseren Zulieferern haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Die wissen ganz genau was wir von ihnen erwarten und das wird eingehalten.”
Heute beschäftigt die GS Yard rund 250 Mitarbeiter. Die werden auch benötigt: Kaum läuft ein Schiff vom Stapel wird schon das nächste Kasko auf die Helling gelegt.
Doch die beiden Werftbesitzer arbeiten nicht nur: Auch das Feiern kommt nicht zu kurz.
Anläßlich des Doppeljubiläums im Juni 2018, 10 Jahre Werftbestehen und 100 Schiffe gebaut, wurde ein Sommerfest ausgerichtet. Rund 250 Mitarbeiter mit ihren Familien, Zulieferern, Freunden und Familien von Gausch und Hochbein, langjährige und neue Kunden sowie Medienvertreter waren zu dieser Feier eingeladen. Ursprüngliches aus der bayerischen Küche unter anderem Leberkäse, Weißwürste und viel bayerisches Bier aus Maßkrügen getrunken, erfreute die Gäste.
Nicht zu vergessen ist die soziale Einstellung der beiden Partner: Ein großer Prozentsatz der ausländischen Mitarbeiter wohnen in ordentlichen Unterkünften, die genau ausgerichtet sind für diesen Zweck. Gausch: ”Die Mitarbeiter sollen nicht, so wie es immer wieder geschieht, zu mehreren in einem Zimmer hausen. Wenn sie schon längere Zeit von ihren Familien getrennt leben müssen, sollen sie eine vernünftige Bleibe haben.”
Und wie entspannen sich die beiden Werftbesitzer? Wie aus einem Mund antworten sie: ”Wir setzen uns nach der Tagesarbeit auf unsere Fahrräder und fahren nach Groningen. Wir geniessen die lokale Küche, trinken ein guten Tropfen und fahren wieder zurück”.