Der Nachhaltigkeit verpflichtet
Große Feierstunde am Cuxhavener Steubenhöft: Am 12. Januar 2018 wurden zwei neue Trawler für die Hochseefischerei getauft, teilte der Deutsche Hochseefischerei-Verband (DHV) mit. Die neuen Schiffe – NC 100 CUXHAVEN und NC 105 BERLIN – gehören zur Deutschen Fischfang-Union (DFFU), einem Tochterunternehmen der isländischen Samherji-Gruppe. Sie wurden in der norwegischen Kleven Myklebust-Werft in Gursken gebaut, nachdem in der polnischen Crist-Werft in Gdynia die Sektionen vorgefertigt und der Rumpf montiert worden waren.
Mehr als 400 Gäste aus Politik und Wirtschaft sowie Geschäftspartner aus mehr als 17 Nationen waren zur Namensgebung eingeladen. Die bereits seit August 2017 in Fahrt befindliche CUXHAVEN wurde dabei von Harpa Augustsdottir, Gattin des DFFU-Geschäftsführers Haraldur Grétarsson getauft. Auch Anneget Aeikens, Gattin des Staatssekretärs Hermann Onko Aeikens aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium sorgte mit der obligatorischen Sektflasche für eine gelungene Taufe der BERLIN.
„Die CUXHAVEN sowie die BERLIN sind nach 1995, dem Jahr der DFFU-Übernahme durch die Samherji-Gruppe, wieder die ersten Schiffsneubauten der deutschen Hochseefischerei“, sagte Haraldur Gretarsson, Geschäftsführer der DFFU, anlässlich der Taufzeremonie. „Mit den neuen Heckfängern verringern wir den CO2-Fußabdruck unseres Unternehmens deutlich und machen die Flotte fit für die EU-Fischereiregeln“, so Gretarsson. Die positive Entwicklung der Fangquoten zeigt zudem, dass sich die Fischbestände verbessert haben – auch dank der bestehenden Managementpläne die Teil der EU-Fischereipolitik sind.
Bereits im August des letzten Jahres wurde die CUXHAVEN fertiggestellt und war daraufhin umgehend zur technischen Erprobung in norwegische Gewässer ausgelaufen. Im Dezember folgte die BERLIN, die ihre ersten Erprobungen in den letzten Wochen in der Barentssee absolviert hatte. Die beiden neuen Fischfänger sind nun das erste Mal gemeinsam in ihrem Heimathafen Cuxhaven.
Die neuen Trawler ersetzen zwei ältere Schiffe, KIEL und BALDWIN, die mittlerweile an neue Eigner in Portugal und Polen verkauft wurden. Mit der CUXHAVEN sowie der BERLIN gehört die deutsche Hochseefischerei zu den modernsten in Europa.
Entworfen wurden die beiden Schiffe von Rolls Royce im innovativen Rolls-Royce NVC 374 WP-Design. Mit dem energieeffizienten „Wave piercing Design“ soll Kraftstoff eingespart werden. Mit ihren Abmessungen von 81 Meter Länge, 16 Metern Breite und einem Konstruktionstiefgang von 6,50 Meter wurden die Trawler als Fang- und Kühlschiffe konzipiert und nach den Vorschriften der Klassifikationsgesellschaft DNV GL gebaut. Die Gesellschaft hat den Schiffen jeweils den Stempel „DNV GL +1A, E0, Stern Trawler ICE 1B (Hull: ICE 1A*) TMON“ aufgedrückt. D.h. die Fahrzeuge sind für extreme Eisbedingungen von Eisschollen bis zu einem Meter Dicke ausgelegt.
Herz der Antriebsanlage ist jeweils ein drehmomentstarker, mittelschnell laufender 6-Zyl. Rolls Royce Bergen-Diesel Reihenmotor vom Typ B33:45L6P, der seine Leistung von 3600 kW bei 750/min über ein Wendeuntersetzungsgetriebe an einen 4-flügeligen Verstellpropeller, in einer Düse angeordnet, überträgt.
Die Trawler wurden bereits zu ihrer Planungs- und Bauzeit auf höchste Wirtschaftlichkeit ausgelegt. So wurde z.B. am Untersetzungsgetriebe hinter der Hauptmaschine ein Wellengenerator eingebaut worden, der während der Seereise die Bordstromversorgung übernimmt. Seine Leistung wird mit 2200 kW angegeben. Gleichzeitig kann aber dieser Wellengenerator auch als so genannter Power-Take-Home (PTH) Elektromotor genutzt werden – seine Leistung beträgt dabei 1200 kW. Die elektrische Bordstromversorgung übernimmt jeweils ein 6-Zylinder Bergen-Diesel-Reihenmotor, Typ C25:33L6A, der 1920 kW bei 900/min leistet. Weitere Rolls-Royce-Lieferungen für die Schwesterschiffe sind Querstrahlruder (640 kW), Automatisierung und Winden. Beide Schiffe sind mit einer vollautomatischen Fischfabrik aus norwegischer Produktion für die tägliche Filetproduktion von bis zu 30 t einschließlich Packraum und Frostung ausgerüstet. Die Frostlagerkapazität beträgt rund 2000 m³. Die BERLIN verfügt zusätzlich noch über eine bordeigene Fischmehlproduktionsanlage.
Mit diesen State-of-the-Art Techniken ausgestattet sind die Schiffe wesentlich effizienter und umweltfreundlicher als ältere Schiffe.
Auch in Bezug auf Ausrüstung, Verarbeitung und sozial Standards für die Crew, die bis zu 35 Personen groß sein kann, sind die Schiffe erstklassig.
Beitragsfoto: Samuel Rodriguz Ortega