Forschungsschiff PLANET zu Klassearbeiten in der Werft

Dass ein Wasserfahrzeug, egal welcher Größe, Art, Typ, in bestimmten Zeitabständen zu Reparatur-, Überholungs-, beziehungsweise zu, von den Klassifikationsgesellschaften vorgeschriebenen, Inspektionsarbeiten in die Werft muss, ist eigentlich nichts Besonderes – deswegen muss nicht unbedingt darüber berichtet werden. Eine Berichterstattung wird allerdings dann interessant, wenn in einigen Tagespressen falsche Informationen zu dem jeweiligen Schiff gemacht werden.
Da wird beispielsweise über das v.g. Forschungsschiff PLANET berichtet, dass es zu Werftarbeiten für längere Zeit in der „Volkswerft Stralsund“ liegen wird. Doch hier geht es bereits los mit der nicht korrekten Information für den interessierten Leser: Zugegebenermaßen hat die genannte Werft seit ihrer Gründung in 1948 sehr bewegte Zeiten durchlaufen. Am 1.Juni 2014 übernahm die russische Unternehmensgruppe Nordic Yards die ehemalige „Volkswerft Stralsund“ – und seit Beginn 2015 firmiert sie unter dem Namen „Nordic Yards“.
Doch wenden wir uns wieder dem Forschungsschiff PLANET zu.
Das Forschungsschiff PLANET gehört zur Flotte der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung (WTD71) in Eckernförde und wird für Forschungen und Erprobungen eingesetzt.

Immer wieder wird fälschlicherweise berichtet, dass die PLANET ein Katamaran sei…. und sie gehöre „…zur Familie der U-Boote“! Stimmt das alles? Mit einer guten Recherche kommt man allerdings zu ganz anderen Ergebnissen. Was ist eigentlich, entsprechend seiner Definition, ein Katamaran?
Ein Katamaran ist ein Wasserfahrzeug welches mit zwei Gleitrümpfen ausgestattet ist. Dementsprechend sind sie sehr schnell. Katamarane werden im zivilen Bereich sehr erfolgreich als Fähren eingesetzt. Sie erreichen relativ hohe Geschwindigkeiten von bis zu 40 kn und verkürzen notwendige Passagen deutlich. Seit 1980 wurden weit über 200 Katamarane für den kommerziellen Auto-/Passagiertransport gebaut. Das spricht für ihren Erfolg. Beschleunigung und Manövrierbarkeit sind gegenüber Einrumpfschiffen aufgrund der geringeren Kontaktfläche zum Wasser und der größeren Breite deutlich besser. Allerdings weisen diese Schiffsformen auch einige Nachteile auf, die nicht zu vernachlässigen sind: Katamarane verhalten sich bei höheren Wellen äußerst ruppig. Seekranke Crewmitglieder bzw. Passagiere sind keine Seltenheit.
Es sei hier schon vorweg erwähnt: die PLANET ist
kein Katamaran sondern ein Doppelrumpfschiff in SWATH-Bauweise. Und was ist ein SWATH-Schiff?
Die Form des Rumpfes ist, wie vor erwähnt, in SWATH-Technologie konzipiert. SWATH steht für: Small Waterplane Area Twin Hull. Dieses Prinzip beinhaltet ein Doppelrumpfschiff mit zwei torpedoförmigen Schwimmkörpern (Auftriebskörpern) unter Wasser, die mit dem Überwasserteil des Schiffes durch vier (PLANET hat nur zwei) schmale stegartige Konstruktionen (Stelzen, auch struts genannt) verbunden sind. Dabei ist es ausschlaggebend, dass die das Wasser durchstoßenden Flächen möglichst klein sind. Je kleiner diese Flächen sind, umso geringer sind die Rollbewegungen bei Seegang. Durch diese Anordnung wird das Schiff weitestgehend vom Seegang entkoppelt und entwickelt so ein extrem gutes Seeverhalten gerade bei Seegang (Wellenbewegungen, die an der Wasseroberfläche am heftigsten sind, nehmen mit zunehmender Tiefe ab). Die beiden Auftriebskörper verjüngen sich zum Heck hin und besitzen zur weiteren Verbesserung des Seegangsverhaltens zusätzlich im vorderen Bereich (PLANET hat achtern zusätzlich feste Flossen) bewegliche Stabilisierungsflossen. Dadurch liegt das SWATH-Schiff auch bei stärkerem Seegang sehr viel ruhiger im Wasser als ein konventionelles Einrumpfschiff. Schiffe in SWATH-Bauweise können demzufolge erheblich länger „in See“ bleiben und ihren Dienst verrichten als vergleichbare Monohullschiffe.
Die stabile Lage eines SWATH-Schiffes bei Seegang reduziert das Unfallrisiko. In nahezu 15 Jahren Einsatz hatten die SWATH-Lotsenboote in der Deutschen Bucht keinen einzigen schweren Unfall beim Ăśbersetzen zu verzeichnen.
Die PLANET kann bei höherem Seegang länger als andere Schiffe Sensoren, Waffen, Helikopter und Drohnen einsetzen. Die längere Einsetzbarkeit der Besatzung, ohne Seekrankheit oder Ermüdung, ist ein entscheidender Vorteil gegenüber Monohullschiffen oder Schiffen in Katamaranbauweise.
Vorteilhaft gegenüber herkömmlichen Einrumpfschiffen sind die in den Schwimmkörpern untergebrachten Antriebselemente (elektrische Fahrmotoren und Propellerwellen zum Antrieb der beiden Festpropeller), die so vom Wohnbereich getrennt und kaum zu hören sind. Die SWATH-Schiffe sind entsprechend ihrer Antriebsart Diesel-Elektrikschiffe. Dieselgeneratoren versorgen die elektrischen Fahrmotoren sowie den allgemeinen Bordbetrieb mit Energie.
Aus dem vorerwähnten ist klar ersichtlich, dass die PLANET kein Katamaran ist und ebenso wenig nicht zur Familie der U-Boote gehört!
Es ist zwar richtig, dass in einem Schwimmkörper von Beginn an ein Torpedorohr eingebaut war – doch das System ist schon lange nicht mehr im Gebrauch und wird wieder ausgebaut.
Zu guter Letzt: Die PLANET wird noch längere Zeit in der „Nordic Yards“ in Stralsund verbleiben. Umfangreiche Arbeiten an den Schwimmkörpern, wie z.B. ein neuer Farbanstrich, Reparaturen am und im Schiff sowie Klasse-Arbeiten stehen auf dem Programm bevor das Schiff voraussichtlich im Februar 2016 wieder in Fahrt geht.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen fĂĽr Antriebsmaschinen.