Navigationsbeleuchtung mit Power LEDs.

Auch bei der Navigationsbeleuchtung für die Schifffahrt steht die Entwicklung nicht still. Es ist schon lange her, da wurden Öllaternen durch die Glühlampen ersetzt. Seit zwei Jahren ist eine neue Generation auf dem Markt, welche statt mit Glühlampen mit Power LEDs ausgerüstet sind. Einer der Vorreiter ist die Firma Den Haan Rotterdam – kurz DHR. Die Mitarbeiter haben eine Serie entwickelt, welche speziell auf die Binnenschifffahrt zugeschnitten, aber auch für Seeschiffe bis 50 m geeignet ist. Laut Geschäftsführer Mario den Haan halten die neue Power LEDs mindestens 50.000 Brennstunden. Danach nimmt die Leuchtkraft ab und entspricht irgendwann nicht mehr den geltenden Vorschriften. DHR hat daher einen zweiten Satz Power LEDs eingebaut, worauf dann automatisch umgeschaltet wird. Dabei wird vorausgesetzt dass der Eigner des Schiffes auch das dazu gehörende Kontrollpanel installiert hat. Ein akustisches Signal warnt den Schiffsführer auf diese Änderung oder einer defekten Leuchtdiode.

Langlebig

Die neuen Power LEDs haben theoretisch eine Brennzeit von etwa 100.000 Stunden. Wenn sie Tag und Nacht brennen würden, bedeutet dies, dass eine Diode eine Lebensdauer von mindestens elf Jahren hat. Diese Daten sind nicht von DHR getestet aber beruhen auf Angaben der Hersteller. Dagegen muss eine normale Glühlampe unter normalen Umständen oft schon nach 1000 h ersetzt werden. Wenn diese aber teils extremen Vibration ausgesetzt ist, kann es die Lebensdauer noch mal erheblich verkürzen. Auch das An- und Ausschalten einer Glühlampe beeinflusst die Lebensdauer negativ. Einer LED kann das, aufgrund der viel niedrigeren Spannung, nichts anhaben. Weil Power LEDs deutlich mehr Wärme produzieren als herkömmliche LEDs war ein großer Faktor bei der Entwicklung das Thema Kühlung. Darum ist die Diode mit einem Kühlblock ausgerüstet, wodurch die Wärme über das Gehäuse an die Umgebung abgegeben wird. Das ist ganz wichtig, da die eingebaute Elektronik Temperaturen über 80 Grad Celcius nicht standhält. Die Elektronik ist wiederum absolut notwendig um eine LED überhaupt brennen zu lassen. DHR hat diese Technik in eine separate Einheit eingebaut. Das Austauschen von Power LEDs ist nach Angaben von DHR eine ganz einfache Sache und kann von jedermann, der mit einem Schraubenzieher umgehen kann, durchgeführt werden.

Viel teurer

Mit einem Preis, welcher fast sechsmal über der einer herkömmlichen zertifizierten Navigationslampe liegt, ist der DHR60 natürlich viel teurer. Aber Mario den Haan ist der Meinung, dass man jetzt nicht mehr dauernd Glühbirnen ersetzen muss, was auf die Lebensdauer gerechnet, viel Zeit und Geld spart. Ein anderer Pluspunkt ist der extrem geringe Stromverbrauch. Die Power LEDs in einem Toplicht sollen nach Angabe des Herstellers nur 10 W verbrauchen und in Bord- und Hecklicht nur zwei Watt. Da kann eine Glühbirne mit mindestens 25 W gar nicht mithalten.
DHR hofft, dass diese LEDs schon bald Standard auf neu zu bauenden Schiffe sein werden. Auf bestehenden Schiffen müsste das ganze System ausgetauscht werden, das gilt nicht nur für die Lampen, sondern auch für das Kontrollpanel auf der Brücke. Will der Schiffseigner letztere aus Kostengründen behalten, kann es sein, dass ein Ausfall nicht gemeldet wird, weil geringere Stromimpulse den Fehler nicht melden können. Außerdem müsste er selbst kontrollieren ob die Helligkeit nach ein paar Jahren noch den Vorschriften entspricht. Inzwischen wird bei DHR auch an ein Range-Navigationslampe für Seeschiffe die länger als 50 m sind, gearbeitet.

Gehärtetes Glas

Eine andere Besonderheit ist, dass bei der neuen Generation die Navigationsbeleuchtung kein geschliffenes Glas mehr hat. Dieses sogenannte Fresnel-Glas wurde um 1822 von dem Franzosen Augustin Jean Fresnel entwickelt um das Volumen von Lampenglas und Linsen zu verringern. Das ist bei den neuen Power LED-Lampen nicht mehr notwendig. Stattdessen muss wegen der hohen Temperatur spezielles gehärtetes Glas eingesetzt werden. Es ist nicht erlaubt LED-Beleuchtungen in für herkömmliche Glühlampen zugelassene Navigationsbeleuchtung einzubauen, da dieses nicht den geltenden Vorschriften entspricht. Weil LEDs in vielen Farben lieferbar sind, braucht auch das Glas nicht mehr getönt zu sein.

Weniger LEDs

Marios Sohn Dignus den Haan, der sehr viel zu der Entwicklung beigetragen hat, macht den Unterschied zur ersten Generation LED-Beleuchtung deutlich. Bei einem Toplicht, welches über eine Breite von 225 Grad bis auf mindestens fünf Meilen Abstand sichtbar sein muss, werden auf einen fünfeckigen Kühlblock auf vier der fünf Seiten vier Power LEDs angebracht. Für Bord- und Hecklichten mit 112,5 und 135 Grad reichen dreiseitige Einheiten mit schwächeren Dioden. Hier werden pro Seite zwei Stück angebracht. Bei klassischer LED-Beleuchtung müssen, wie zum Beispiel bei einer Ampel oder Autorücklichter, viele LEDs neben einander montiert werden um die vorgeschriebene Sichtbarkeit zu gewährleisten. Die Leuchtmittel sind so ausgerichtet, dass unter jedem Winkel das Licht optimal sichtbar ist. Dieses ist bei herkömmlicher Beleuchtung nicht immer gegeben.

ISO-Standard

DHR sind natürlich nicht der ersten, die sich mit LED-Beleuchtung für die Schifffahrt beschäftigten. LEDs werden momentan hauptsächlich an Bord von Jachten und Seeschiffen angewendet. DHR, die kürzlich von Rotterdam nach Capelle a/d IJssel umgezogen sind, ist Teilnehmer in eine ISO-Arbeitsgruppe, die den Standard EN 14744 ausgearbeitet hat. Das Unternehmen ist in den Niederlanden das einzige, welches dieses Beleuchtungssystem entwickelt, produziert und vertreibt. Es ist von Bureau Veritas zertifiziert, wasserdicht nach IP66 und ist seit zwei Jahren auf dem Markt. Leider ist der Nachfrage nach den neuen Leuchtdioden noch nicht so groß, wie erhofft, aber „…gut Ding braucht Weile“, sagt man sich auch bei Den Haan. Während man eigentlich sich mit dem Produkt auf die Binnenschifffahrt und auf kleinere Seeschiffe fokussiert hat, entwickelt sich der Markt anders. Vor allem in der Fischerei rund um Island und den Faröer-Inseln werden die Power LEDs mehr und mehr eingesetzt. Auch die kleinen Festmacherboote in den Häfen von Rotterdam und Amsterdam wurden alle nachgerüstet, da diese Einheiten bei den Arbeitseinsätzen viel auszuhalten haben. Auch im Offshore-Bereich, so vor allem bei den Versorgungsschiffen, finden die Power LEDs mittlerweile Anwendung, dieses allerdings aufgrund der vielen beschäftigungslosen Auflieger, mit angezogener Handbremse. Selbst die Baggerindustrie setzt langsam aber sicher vermehrt auf die moderne niederländische Navigationsbeleuchtung.

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Ton Valk
Gastautor bei VEUS-Shipping.com. Der Autor lebt in der Nähe von Kiel und schreibt u.a. für niederländische und deutsche Schiffsmagazine.