Becker Marine System stellt weltweit erste flexibel einsetzbare Stromversorgung von Containerschiffen im Hamburger Hafen vor

Flexibel einsetzbares Becker Marine Systems LNG PowerPac.
Flexibel einsetzbares Becker Marine Systems LNG PowerPac. © BMS

Becker Marine Systems GmbH&Co.KG erhielt Mitte Februar 2016 einen Zuwendungsbescheid über eine Förderung in siebenstelliger Höhe für ein Gesamtkonzept zur alternativen Energieversorgung von Schiffen in den Häfen.
Hierdurch wird der weltweit erste Einsatz von Spezialcontainern (LNG PowerPacs) an Bord von Containerschiffen zur Anwendung kommen. Die Förderung erfolgt im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung, mit der die Nutzung von LNG (Liquefied Natural Gas=verflüssigtes Erdgas) als alternativem Kraftstoff auch für maritime Anwendungen vorangebracht werden soll.
„Aktuell erfolgt die Stromversorgung für Containerschiffe während der Liegezeiten in den Häfen über die eigenen Bordstromversorgungsaggregate der Schiffe unter Verwendung von Mineralöl (Marine Gas Oil, MGO). Auf diese Weise tragen die Schiffe einen Großteil zu unerwünschten Abgasemissionen in den Häfen bei. Mit dem LNG PowerPac schaffen wir eine moderne, umweltschonende, sichere und wirtschaftliche Stromversorgungsmöglichkeit auf der Basis von LNG für Containerschiffe während der Hafenliegezeiten“, erklärt Henning Kuhlmann, Geschäftsführer der BMS.
Das LNG PowerPac ist eine kompakte Einheit in der Größe zweier 40-Fuß-Container, die auf engstem Raum ein gasbetriebenes Genset mit einer Leistung von 1,5 MW, bei 50/60Hz, sowie einen LNG-Tank in intelligenter Weise vereint. Lt. Aussagen der BMS wird in den nächsten Wochen entschieden, welche Gasmotoren für die Gensets zur Verwendung kommen sollen.
Nach Festmachen eines Containerschiffs wird das LNG PowerPac im ersten „Move“ durch die auf den Hafenterminals örtlich vorhandenen, standardisierten Verladegeräte (wie Gantry Cranes, Containerbrücken, Van Carrier) an Bord abgesetzt und versorgt das Bordnetz während der Liegezeit mit Energie. So lassen sich die Emissionen gegenüber dem Betrieb der schiffseigenen Bordaggregate entscheidend reduzieren.
Im Rahmen des geplanten Pilotprojektes sollen im Hamburger Hafen erstmalig Containerschiffe während der Hafenliegezeiten mit Strom durch LNG PowerPacs versorgt werden. „Der Energiebedarf der Containerschiffe hängt von der Größe des Schiffes und der Dauer der Hafenliegezeit ab“, erklärte Max Kommorowski, BMS. Ralf-Thomas Rapp, BMS, ergänzt: „Ein LNG PowerPac ist mit einem ISO 20-Fuß-LNG-Tank ausgerüstet. Die so vorgehaltene Menge von 8,2 Tonnen LNG (entspricht rund 16,4 m3 LNG) ermöglicht während der Liegezeit eine effiziente Energieversorgung an Bord von bis zu 30 Stunden“.

Für Schiffe, die länger in Hamburg liegen, besteht die Möglichkeit einer Kaskadierung, d.h. es werden pro LNG PowerPac zwei Tank-Container übereinander angeordnet. Dadurch wird eine durchgängige Stromversorgung von bis zu 60 Stunden gesichert. Es kann aber auch parallel ein Tandembetrieb mit zwei LNG PowerPacs an Bord eines Schiffes ermöglicht werden. Tandembetrieb bedeutet, dass für Schiffe mit einem größeren Strombedarf durch zwei nebeneinander angeordnete LNG PowerPacs eine Leistung von bis zu 3 Megawatt geliefert werden könnte.
„Mit der Förderung des Projekts LNG PowerPac unterstützt die Bundesregierung die Anwendung von LNG als alternativem Kraftstoff in Seehäfen. Wir setzen hiermit die Empfehlungen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung um. Es geht darum, in ausgewählten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben die Vorteile des Zukunftskraftstoff Liquefied Natural Gas (LNG) systemübergreifend sichtbar zu machen. Durch die Anwendung von LNG kann der Stickstoffoxidausstoß im Vergleich zu herkömmlichen Dieselmotoren fast vollständig vermieden werden. Auch im Hinblick auf Treibhausgase weist LNG eine deutlich bessere Bilanz auf.“
(Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär BMVI)
Das LNG PowerPac wurde vom BMVI als ein Leuchtturmprojekt für eine konkrete Fördermaßnahme ausgewählt, da der angestrebte Mehrwert gegenüber bestehenden Lösungen zur alternativen Stromversorgung besonders fortschrittlich dargestellt werden konnte:
• „Kabellose“ Stromversorgung der Containerschiffe: Flexibel einsetzbares LNG PowerPac als integrierte „Insellösung“ für die Energieversorgung an Bord
• Der Einsatz dieser modernen Technologie soll die Stromversorgung von Containerschiffen in den Häfen während der Liegezeiten umweltfreundlicher, sicherer und effizienter gestalten (modernste Technologie durch das LNG PowerPac löst alte Hilfsdieselmotoren ab)
• Hoher Bedienkomfort (Handling) durch die schnelle und flexible Anschlussmöglichkeit der kompakten Stromversorgungeinheit über die standardisierten Verladegeräte wie Gantry Cranes, etc.
• In die vorhandene Container-Ladestruktur am Heck des Schiffes integriert – keine aufwändige Anschlussprozedur über Kabel-Management-System
• Die erzeugte Leistung des LNG PowerPacs ist direkt auf die Spannung im Bordstromnetz abgestimmt (50/60 Hz) und kann durch die Bordelektronik ohne zusätzliche Transformatoren und Frequenzumrichter gesteuert werden
• Unabhängigkeit von kostenintensiver Landstrominfrastruktur: Für den Einsatz des
Spezialcontainers sind keine Anpassungen der Hafen-Infrastruktur erforderlich und es entstehen keine Mehrkosten für den Terminalbetreiber.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.