Stelldichein der Parlevliet-Flotte im Bremerhavener Fischereihafen

Kirkella läuft zur Fangreise in Richtung Norwegen aus.
Kirkella läuft zur Fangreise in Richtung Norwegen aus. © Christian Eckardt

Gleich sechs zur niederländischen Parlevliet-Gruppe gehörende Fischereischiffe lagen Anfang des Jahres 2016 für Lösch-, Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Labradorpier im Bremerhavener Fischereihafen. Darunter waren auch die beiden jüngsten Neubauten der Parlevliet-Gruppe (P&P), die im Jahr 2015 abgelieferte und in Rostock beheimate MARK (ROS 777) und die unter britischer Flagge verkehrende KIRKELLA mit der Fischereikennung H 7 der UK Fisheries, an der P&P sowie Samherji aus Island beteiligt sind.
Eigentlich sollten die beiden 90,66 m langen und 16,30 m breiten Schwesterschiffe mit einer Tragfähigkeit von 1.274 t, die auf der türkischen Tersan Werft erbaut wurden, schon zu den Weihnachtsfeiertagen in Bremerhaven eintreffen, jedoch mussten über die Festtag zunächst noch vor Norwegen und Spitzbergen die Fangfischquoten für Kabeljau- und Seelachs für das Jahr 2015 ausgefischt werden. So traf der im Mai 2015 von der Bundeskanzlerin Angela Merkel in Sassnitz getaufte Neubau MARK erst in der ersten Januarwoche mit rund 900 t Fischfilet in Bremerhaven ein.
Anschließend standen an den beiden Trawlern noch Wartungs- und kleinere Umbauarbeiten, unter anderem im Bereich der bordeigenen Filetierstraße an. Ende Januar ging es dann für die MARK, die von der Warnemünder Hochseefischerei GmbH betrieben wird, dann wieder auf Fangreise vor Norwegen auf Seelachs. Die Warnemünder Hochseefischerei GmbH ist ebenfalls ein Tochterunternehmen der Doggerbank-Gruppe aus Bremerhaven, die wiederrum Eigentum der niederländischen Parlevliet & Van der Plas B.V. Gruppe (P&P) ist. Das Schwesterschiff, die knallgelbe KIRKELLA verließ dann am 22. Januar die Unterweserstadt, ebenfalls mit Kurs auf Norwegen.

  • Erstanlauf der Mark in Bremerhaven im September 2015.
    Erstanlauf der Mark in Bremerhaven im September 2015. © Christian Eckardt

Bevor die 1990 erbaute und ebenfalls in Rostock beheimatete GERDA MARIA (ROS 786) bzw. die neuerdings unter portugisiescher Flagge verkehrende SANTA PRINCESA (ex ARTIC WARRIOR) zur Fangreise ausliefen, stand noch ein routinemäßiger Werftauftenhalt im Schwimmdock der benachbarten Bredo-Werft an.
Bereits seit ein paar Monaten liegen im nördlichen Bereich des Bremerhavener Fischereihafens die beiden Schwesterschiffe NIDA und der unter lettischer Flagge verkehrende Fischtrawler DORADO, ex ALBERT GLASS auf, die noch auf den Beginn der Rotbarsch-Saison im Mai in der Irmingersee vor Grönland warten.
Die in Litauen beheimate NIDA und der für die lettische Batterfisa, Riga, eingetragende Trawler DORADO gehören dabei zu einer Großerserie von 62,21 m langen Fischtrawlern, die unter der Bezeichnung „Atlantik 333“ zwischen 1981 und 1987 für Rußlands Fischfangflotte sowie für die VEB Fischfang Rostock auf der VEG Volkswerft in Stralsund erbaut wurden. Die Volkswerft war zu dieser Zeit der weltweit größte Schiffbaubetrieb für Fischereifahrzeuge.
Am 2. Januar 1981 wurde seinerzeit das Typschiff dieser Serie, die aus insgesamt 134 Einheiten mit zwei unterschiedlichen Varianten bestand, für die damalige Sowjetunion bestimmte ORLYONOK abgeliefert. Zwischen Dezember 1986 und September 1987 folgten dann von der Volkswerft noch sieben Trawler für das damalige Fischereikombinat. Das VEB Fischfang Rostock mit seinen damals rund 8.400 Arbeitnehmern auf 40 Fangschiffen wurde nach der Wende zum 30. Juni 1990 privatisiert und in fünf Gesellschaften entflochten.
Die sieben Trawler der „Atlantik 333-Serie“ verkehrten für die Mecklenburger Hochseefischerei (MHF), Anteilseigner waren damals mit 60% die isländische Akureyringa H.F., 25,1% das Land Mecklenburg-Vorpommern und 14,9% die Hansestadt Rostock. Im Jahr 1998 übernahm dann die niederländische Parlievliet-Gruppe die MHF mit vier Fischereifahrzeugen. Darunter befanden sich auch das Schwesterschiff der DORADO, die 1987 als WILHELM RUGHEIMER erbaute NIDA, die zwischenzeitlich auch unter dem Namen FORNAX verkehrte. Inzwischen ist der Fischtrawler aber in Litauen für die Parlevliet-Tochter Atlantic High Sea Fish registriert.

Vorheriger ArtikelPrivates Flüchtlingshilfsschiff AQUARIUS beginnt Einsatz im Mittelmeer
Nächster ArtikelFlensburger FRS-Gruppe expandiert in Nordamerika
Christian Eckardt
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schifffahrt und Offshoretechnik.