Schlüsselfertige Binnen- und Seeschiffe vom Spezialisten
Viele gute Ideen werden am Biertisch geboren, später umgesetzt und führen zum Erfolg. So auch bei der GS Yard. Anfang 2007 saßen Daniel Gausch (52) und Christian Hochbein (47) zusammen und diskutierten über die Situation im Binnenschifffahrts-Neubaubereich. Man war sich einig: Beim Schiffsneubau muß etwas verändert werden. Die Bauzeiten sind zu lang und die Qualitäten der Kaskos, insbesondere wenn sie aus dem Osten angeliefert werden, sind nicht akzeptabel. Beide waren zu dem Zeitpunkt erfolgreiche Unternehmer: Daniel Gausch betreibt seit 2003 als Reeder die Gausch-Tankschiffahrt GmbH und Christian Hochbein führt ein Schiffsmakler-Unternehmen.
”Warum sollen wir beide nicht in den Neubau einsteigen?”
Die Antwort auf die selbst gestellte Frage wurde im September 2007 mit der Übernahme des in einem Vorort von Groningen, in Waterhuizen, gelegenen Werftbetriebes beantwortet. ”Alles ging dann ziemlich schnell: innerhalb von einigen Wochen waren wir, Christian Hochbein und ich, gleichberechtigte Werftbesitzer”, Gausch ist noch heute über die Geschwindigkeit der Werftübernahme überrascht und erklärt die Zuständigkeiten: ”Der Christian ist für die gesamte kaufmännische Verwaltung verantwortlich und ich kümmere mich um den praktischen Werftbetrieb”. Bis heute, innerhalb von fast neun Jahren hat die GroningenShipyards rund 170 Schiffsneubauten abgeliefert. Bis zum Jahresende 2016 müssen noch sechs Binnentanker abgeliefert werden. Rund 21 Wochen dauert der Bau eines Binnenschiffes bis zur schlüsselfertigen Übergabe an den zukünftigen Eigner. Und auch für das kommende Jahr sieht Gausch, aus heutiger Sicht, noch keine Probleme für neue Aufträge. Der Werftchef über die heutige Lage in der Binnenschifffahrt: ”Per Gesetz beziehungsweise Verordnung wurde im Bereich der Tankschifffahrt erzwungen, dass nahezu alle gefährlichen flüssigen Güter stufenweise ab Ende 2012, 2015 und 2018 in Doppelhüllentankschiffen befördert werden müssen. Privatwirtschaftliche Vorgaben einiger Großverlader kommen hinzu, die produktbezogen schon frühere Umstellungstermine vorgegeben haben. Wer diese Vorgaben erfüllen wollte und zu den besagten Stichtagen mit ausreichendem Schiffsraum in Doppelhüllenbauweise am Markt vertreten sein wollte, musste rechtzeitig investieren. Und genau diese Situation erleben wir seit einigen Jahren”.
Und worin ist das Geheimnis des Erfolgs begründet? Der agile Geschäftsführer der Schiffbauwerft im holländischen Waterhuizen, zögert nicht lange mit der Antwort: „Wir haben nie über unsere Verhältnisse gelebt. Was ich damit sagen will ist ganz einfach zu verstehen: Ein Unternehmer muss über die notwendige sachliche Kompetenz, über ein gesundes wirtschaftliches Verständnis und Zuverlässigkeit verfügen und er muß den Willen haben etwas zu bewegen. Wir halten es mit dem schönen alten Brauch des Handschlags.”
Gausch ist stolz auf die abgelieferten Neubauten: „Wir verwenden nur west-europäische Schiffbaustähle, das hat weitgehende Vorteile für uns. Zum Beispiel haben die Stähle eine bessere Qualität und Oberflächenbeschaffenheit und sie lassen sich erheblich besser schneiden und schweißen als Schiffbaustähle aus anderen Regionen. Sie mögen zwar ein bischen teurer sein, aber dafür sparen wir bei der Verarbeitung wieder Zeit ein.“ Gausch ist nun nicht mehr aufzuhalten wenn er zum Thema Schiffbaustrategie Stellung nimmt: „Wir liefern absolute Qualität und dazu gehört auch weitestgehend die Verwendung von Qualitäts-Produkten aus deutscher Fertigung. Mit unseren Zulieferern haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Die wissen ganz genau was wir von ihnen erwarten und das wird eingehalten.”
Heute beschäftigt die GS Yard rund 180 Mitarbeiter. Die werden auch benötigt: Kaum läuft ein Schiff vom Stapel wird schon das nächste Kasko auf die Helling gelegt.
Wer feste arbeitet kann auch Feste feiern
Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden ist das Motto der GS Yard. Inzwischen zur guten Gewohnheit geworden, organisiert das Management der Werft einmal im Jahr ein rauschendes Fest, bei dem nicht nur ausgiebig gefeiert, sondern auch gleichzeitig jede Menge ”gefachsimpelt” wird. Rund 500 Gäste, darunter 180 Werft-Mitarbeiter und deren Familien, Geschäftspartner, Lieferanten, Behördenvertreter und die Fachmedien trafen sich bei strahlendem Sonnenschein zu einer echten Bayerischen Sause. Zuvor hatte sich die Geschäftsführung der GS-Yard noch eine kleine Besonderheit für ihre Gäste ausgedacht: Am Nachmittag des gleichen Tages wurde ein Flusskreuzfahrt-Neubau ins Wasser geschickt: Der Querstapellauf eines 125 Meter langen und 11,43 Meter breiten Kaskos erfolgte erfolgreich mit einer ”fast perfekten Welle” wie Geschäftsführer Christian Hochbein, passend zum Wetter, strahlend ausführte. Das Schiff mit der BN 167 hört zukünftig auf den Namen S.S. JOIE DE VIVRE und ist für das Unternehmen Uniworld bestimmt. Das neue Uniworld Super Ship wird auf der nördlichen Seine zum Einsatz kommen. 54 Crewmitglieder werden sich künftig um die 128 Passagiere fürsorglich kümmern.
Doch mit diesem geglückten Querstapellauf war es nicht genug: Am frühen abend erfolgte ein weiterer Stapellauf mit gleichzeitiger Namensgebung, eines weiteren aus einer Serie von zwölf baugleichen Küstenmotorschiffen des Auftraggebers Wijnne Barends, Delfzijl. Wie vorausberechnet rutschte der Neubau, mit der Baunummer 161, sicher zu Wasser. Getauft wurde der Neubau auf den Namen LADY ANNE BEAU durch die Taufpatin Charlotte Bastert, deren Tochter, Anne Beau (18), die Namensgeberin des Neubaus ist.
Pünktlich um 19:30 Uhr vertauschten die beiden Führungskräfte der Werft, Daniel Gausch und Christian Hochbein, ihre tägliche Geschäftskleidung mit zünftigen Krachledernen. Im niederländischen Groningen hat man sich inzwischen an das etwas ungewohnte Bild, einmal im Jahr, soviel Lederhosen und Dirndl zu sehen, gewöhnt. Hochbein begrüsste seine Gäste erst in perfektem holländisch gefolgt in deutsch für die große Anzahl der Eingeladenen aus Deutschland. Besonders angetan waren die GS-Yard Mitarbeiter aus dem fernen Rumänien, die Hochbein in Rumänisch begrüsste.
Ursprüngliches aus der bayerischen Küche, unter anderem Leberkäse, gegrillte Schweinshaxen und viel bayerisches Bier aus Maßkrügen getrunken, erfreute die Gäste. Daniel Gausch’s Mitarbeiterin Francis Vanderveen, gleichzeitig die Organisatorin der gelungenen Sommer-Party, zeigte sich sichtlich erfreut über ein Original-Dirndl welches ihr von der Geschäftsführung überreicht wurde und alsbald von ihr vorgeführt werden mußte. Unter den Klängen der Showband ”Sepp und die Steigerwälder Knutschbär’n” wurde bis spät in die Nacht gefeiert.
Nicht zu vergessen ist die soziale Einstellung der beiden Partner: ein großer Prozentsatz der ausländischen Mitarbeiter wird in einem eigens für diesen zwecks gekauften und renovierten Hotel untergebracht. Gausch: ”Die Mitarbeiter sollen nicht, so wie es immer wieder geschieht, zu mehreren in einem Zimmer hausen. Wenn sie schon längere Zeit von ihren Familien getrennt leben müssen, sollen sie eine vernünftige Bleibe haben.”