Kaum hatte die EU die geplanten Abgasgrenzwerte der Stufe V für Verbrennungsmotoren veröffentlicht, ging ein Aufschrei der Empörung durch unsere Republik. Im Gegensatz zu den Motorenherstellern die sich mehr oder weniger auf die weiter verschärften Grenzwerte eingestellt hatten (und bereits Lösungen haben beziehungsweise finden werden), hat sich der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) massiv aufgeregt.
Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern als bekannt wurde, dass eine Abgasgrenzwertegesetzgebung eingeführt werden sollte – auch damals war schon ein Aufschrei zu vermerken. Aber es waren, fast unisono, die Motorenhersteller: „…unmöglich zu schaffen … geht nicht … komplett neue Motoren müssen entwickelt werden … Kosten nicht absehbar…“ usw. Erstaunlicherweise dauerte es nicht lange und der erste Motorenhersteller gab bekannt: „Wir schaffen das“. Und tatsächlich: Die ersten Motoren der damaligen Abgasstufe I waren auf dem Markt. Und so ging es über die Jahre weiter. Bei jeder neuen, weiter verschärften Grenzwerteregelung wurde erstmal opponiert – und letztendlich hatten die Motorenhersteller eine praktikable Lösung parat.
Doch kommen wir zurück auf das aktuelle Thema. Worum geht es bei der Aufregung?
Am 5. Juli 2016 hat das europäische Parlament der Neufestsetzung von deutlich strengeren Abgasgrenzwerten zugestimmt, die für „nicht für den Straßenverkehr bestimmte mobile Maschinen und Geräte“ (engl.: non road mobile machinery, NRMM) gelten. Hierunter fallen nicht nur Rasenmäher, Bagger und ähnliche Geräte, sondern auch Binnenschiffsmotoren. Bei Neumotorisierungen mit Antrieben bis 300 Kilowatt Leistung müssen die neuen Grenzwerte ab 1. Januar 2019 eingehalten werden. Für Antriebe mit höherer Leistung treten die neuen Bestimmungen ab 1. Januar 2020 in Kraft.
Der BDB bemerkt dazu: „Überambitionierte Abgasgrenzwerte, die technisch nicht realisierbar sind, helfen der Umwelt nicht und schaden einer Branche, die bisher völlig zu Recht den Ruf als umweltverträglichster Verkehrsträger genießt. Anstatt der Binnenschifffahrt mit realistischen und erfüllbaren Umweltstandards einen möglichst zügigen Umstieg in besondere saubere Antriebstechnologien (Anm. d. Red: gemeint sind Antriebstechniken) zu ermöglichen, wird in der klein- und mittelständisch strukturierten Branche nun möglicherweise das genaue Gegenteil erreicht: Neumotorisierungen werden vermieden, derzeit eingebaute Motoren werden so lange wie nur irgend möglich repariert und ‚in Fahrt‘ gehalten. Wir nennen das ‚Kubanisierung‘ in der Binnenschifffahrt. Fatal ist, dass nach unseren Informationen selbst LNG-angetriebene Schiffe (Anm.d.Red: interessant: offensichtlich gibt es eine neue Antriebstechnik. Oder sind hier nur schlichte Motorschiffe deren Antrieb ein Gas-Ottomotor ist, gemeint?) die neuen Grenzwerte nicht werden einhalten können. Dieser Zukunftstechnologie (Anm.d.Red: auch hier ist die Zukunftstechnik gemeint) wurde somit gleich mit das Wasser abgegraben.“
Und was sagen die Motorenhersteller dazu?
Bereits heute hat die MTU einen neuen Gas-Ottomotor entwickelt der, und das ist bemerkenswert, die Abgasstufe V OHNE Abgasnachbehandlung erfüllt wie das Unternehmen während einer Produktvorstellung bekannt gab.
Auch das Niederländische Unternehmen Sandfirden Technics, wird nach eigenen Angaben die Abgasstufe V mit seinen marinisierten Gas-Ottomotoren erfüllen können.
Weitere Hersteller von Verbrennungsmotoren in den verschiedenen Leistungsklassen werden nachziehen und bis zum Einführungsdatum der Abgasstufe V die geplanten Grenzwerte erfüllen.
Und das betrifft auch die Dieselmotorenhersteller.
Nicht zu vergessen: Das Troisdorfer Unternehmen Exomission Umwelttechnik GmbH hat erst kürzlich einen 53 Jahre alten Dieselmotor durch den Einsatz ihres KWE-Systems auf die aktuell geltenden Abgasgrenzwerte der ZKR 2 gebracht.
Das wäre doch eine neue Aufgabe für die Troisdorfer: bestehende bzw. neue Dieselmotoren ebenfalls durch den Einsatz des KWE-Systems auf die Grenzwerte der Stufe V zu bringen.
Damit hat die Binnenschifffahrt die große Möglichkeit sich für mehr Umweltfreundlichkeit sowie Nutzung von alternativen Kraftstoffen ein wirklich gutes Image zu schaffen.