Die 2880 km lange Donau und damit nach der Wolga Europas zweitlängster Strom ist in ihrem Lauf durch sechs europäische Staaten (für vier weitere ist sie Grenzfluss, zu ihrem Einzugsgebiet zählen noch sieben weitere Staaten) nicht nur eine bedeutende Wasserstraße und transeuropäischer Schifffahrtskorridor, sondern auch eine wichtige Trinkwasserquelle, dient dem Tourismus und der lokalen Erholung, liefert Energie und Ökosystem-Dienstleistungen und ist auch von größter Bedeutung für die natürliche Umwelt – also eine Lebensader für Mensch und Natur. Es gelte, all dies qualitätsmäßig auf einem hohen Niveau zu halten, wie kürzlich Professoren der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) in relevanten Publikationen betonten.
Dem trägt die Europäische Union (EU) mit mehreren europäischen Richtlinien, so die Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL), die Hochwasser-Richtlinie (HWRL) und die Fauna-Flora.Habitat- Richtlinie (FFHRL) für den gesamten Donauraum, für den sie 2011 eine eigene Strategie ins Leben gerufen hat, Rechnung.
So werden in der erstgenannten WRRL die Umweltziele für alle europäischen Oberflächengewässer und das Grundwasser festgelegt. Dabei sind die Hauptziele der Schutz der Gewässer, die Vermeidung einer Verschlechterung derselben, sowie der Schutz und die Verbesserung des Zustandes der direkt von den Gewässern abhängigen Landökosysteme und Augebiete im Hinblick auf deren Wasserhaushalt definiert. Für das Einzugsgebiet der Donau wurden im Danube River Basin Management-Plan Schutzgebiete zusammengestellt. Entlang der Donau befinden sich mehrere in diesen Rahmen fallende Natura-2000 Standorte.
Im Interesse der besseren Nutzung von Flüssen waren die Donau und ihre Nebenflüsse schrittweise für den Hochwasserschutz, die Schifffahrt und für die Energiegewinnung aus Wasserkraft eingeengt und mit Einbauten versehen worden. Verstärkt wurde diese Nutzung durch diffuse Verschmutzungen, starke landwirtschaftliche Nutzung und forstwirtschaftliche Entwicklung der Flussbereiche. Schätzungen zufolge stehen im Vergleich zum 19. Jhdt. Nunmehr weniger als 19 Prozent der damaligen Überschwemmungsgebiete im gesamten Donau-Einzugsgebiet dafür zur Verfügung. Dies stellt eine Gefahr für die einzigartige Biodiversität und die Flusslebensräume an der Donau dar.
Daher sind umfassende Maßnahmen zur Sicherung der Aulandschaften und der Überschwemmungsgebiete entlang der Donau und der Entgegenwirkung ihrer Entkoppelung vom Donau-Hauptstrom erforderlich, die die Situation für schützenswerte Gebiete verbessern und zugleich die Rahmenbedingungen für Schifffahrt, Wasserkraft und Hochwasserschutz berücksichtigen.
Als Folge zahlreicher Eingriffe hat sich das sog. Sedimentregime – d.i. der Transprt und die Ablagerung von Gesteinsteilchen – der Donau im 20. Jhdt. drastisch verändert.
Zwischen 1950 und 1980 waren insgesamt 69 Wasserkraftwerke im Einzugsgebiet der Donau errichtet worden, wobei es in den Stauräumen auf Grund der verringerten Fließgeschwindigkeit zur vermehrten Ablagerung von Sedimenten kommt. Bei größeren Hochwässern können diese dann remobilisiert werden, zu Verlandungen in den Überflutungsflächen führen; die Folgen sind Schäden im bebauten und bewirtschafteten Vorland.
Die verbliebenen fünf freien Fließstrecken der Donau (zwei davon befinden sich in Österreich, nämlich das Donautal und UNESCO-Weltkulturerbe Wachau und der Flussabschnitt von Wien bis zur slowakischen Grenze) erleben das Gegenteil: durch reduzierte Gewässerbreite und starkes Gefälle erhöht sich die Fließgeschwindigkeit und damit auch die Kapazität zum Sedimententransport, wozu noch ein Geschiebedefizit infolge Rückhalt in den Stauräumen und im Einzugsgebiet kommt. Dadurch „bohrt“ sich der Fluss tiefer in das Bett – mehrere Zentimeter pro Jahr – mit schwerwiegenden Folgen: Absenkung des Grundwasserspiegels, Abtrennung der Seitenarme, Verlust von Flussstrukturen und Verschlechterung der Habitatqualität – und damit Beeinträchtigung des ökologischen Zustandes wertvoller Überschwemmungsgebiete.
So tritt östlich von Wien unterhalb des letzten errichteten österreichischen Wasserkraftwerkes Freudenau (liegt im Stadtgebiet on Wien) trotz künstlicher Geschiebezugabe an einigen Stellen abschnittsweise eine Sohlenerosion von rund 1-2 cm jährlich auf. Um dem entgegen zu wirken, wurden im Rahmen eines Pilotprojektes bei Deutsch Altenburg (etwa 40 km östlich von Wien) – das betreffende Gebiet ist Teil des Nationalparks und Natura-2000 Gebiet „Donauauen“ – wissenschaftlich begleitete und überwachte Flussbaumaßnahmen gesetzt. Dabei konnte durch Buhnenumbauten und die Zugabe gröberer Kornfraktionen ein Beitrag zur Sohlestabilisierung geleistet werden. Zusätzlich wurde an „hart verbauten“ Flussufern die Ufersicherung entfernt und so ein Sedimenteintrag durch Ufererosion teilweise wieder ermöglicht.
Auch die erneute Anbindung alter Donauarme, die im Zuge großer Donauregulierungen im 19. Jhdt. Vom Hauptstrom abgetrennt worden waren, soll entsprechende Beiträge hierzu leisten – erste Erfolge wie Ansiedlung wichtiger Algengemeinschaften und vermehrtes Auftreten von Jungfischen am restrukturierten Ufer haben sich bereits eingestellt.
Eingriffe in das Flusssystem wie Verminderung der Sedimentverfügbarkeit oder Reduzierung von Überflutungsflächen in den Donau-Einzugsgebieten wirken sich stets auch auf flussabwärts gelegene Gebiete aus, weswegen Maßnahmen des Gewässer- und Sedimentmanagements im Zuge einer Gesamtstrategie umgesetzt werden müssen. Entsprechende zwei von der EU, drei österreichischen Ministerien (Verkehr, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft) , sowie der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung, dem Wasserstraßenmanagement VIADONAU und dem Bundesland Oberösterreich geförderte Projekte, die von der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) umgesetzt werden, sind „Danube Sediment“ und „Danube Floodplain“.
Bei ersterem sind rund 15 Partner aus neun Donauländern beteiligt (u.a. Interessensgruppen aus den Bereichen Wasserkraft, Binnenschifffahrt, Naturschutz und Hochwasserschutz). Dabei soll erstmals eine Sedimentbilanz für die gesamte Donau erstellt werden.
Beim Projekt Danube Floodplain geht es um die Erstellung einer Strategie für ein nachhaltiges Überflutungs-Management im gesamten Donau-Einzugsgebiet. Hauptansatz ist dabei die Erhaltung bzw. Wiederanbindung von Rückhalteräumen an der Donau und ihren Zubringern zur Reduktion von Hochwasserrisiken für wirtschaftlich bedeutende Flächen unter Berücksichtigung von Ökologie und Wirtschaftlichkeit.
Auch im unteren Donaubereich entstanden die gleichen Probleme aufgrund Eingriffe des Menschen, nicht nur als ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen in das Donau-Flusssystem, dem man nun auch dort zu begegnen versucht.
Schon 2006 wurde ein von der rumänischen Regierung unterstütztes Programm entworfen und gestartet, die Ziele der EU-Wasserrahmen-Richtlinie (WRLR) durch die Entwicklung eines Donau-Bewirtschaftungsplanes zu erreichen. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt: die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen als Wasserspeicherreservoirs während der pegelspitzen der Donau führte bereits zu einer deutlichen Verringerung der Pegelstände, wie vor Kurzem zwei führende Experten am Nationalen Rumänischen Institut für Forschung und Entwicklung des Donaudeltas (DDNIRD) in Tulcea hervorhoben.
Derzeit werden etwa 80 Prozent der Donauauen auf rumänischem Gebiet entwässert und lokal mit Drainagen versehen. Während der Hochwassersaison wird das Wasser aus den Rückhaltegebieten in den Fluss gepumpt und in der Vegetationsperiode Donauwasser meist zu Bewässerungszwecken genutzt. Auch Fischteiche wurden bei dieser Gelegenheit angelegt. Wenn aber der Fluss keine neuen Ökosysteme mehr schaffen kann, tendieren diese Abschnitte der Aubereiche zur Austrocknung. Insgesamt ist die Beschaffenheit der Auen das Ergebnis von an Häufigkeit und Intensität variierenden Überschwemmungen. Gleichzeitig spielen sich im Donaubett die Prozesse des Sedimententransportes und der Ufererosion ab. Historisch führte die geomorphologische Entwicklung der unteren Donauregion zum komplizierten Verlauf der Donau mit vielen Richtungswechseln, großen Schleifen und Mäandern. Der heute veränderte Uferbereich der Donauauen mit ihren Staudämmen im unteren Flussbereich beeinflusst nicht nur das hydrogeographische System, sondern auch das lokale und regionale Klima, verstärkt durch die globalen Klimaveränderungen.
Weil die Überschwemmungsfläche seit den 70iger Jahren des 20. Jhdts. Stark eingeschränkt wurde, verblieb der meiste Teil der vom Fluss mitgeführten Nährstoffe im Fluss selbst. Dass entsprechende Überangebot führte zu einer Veränderung des spezifischen Algenspektrums und zur Vermehrung konkurrierender Arten – was die biologische Vielfalt gefährdet. Einige Arten von hohem wirtschaftlichen Wert sind dagegen gänzlich verschwunden. Zu den geschilderten Auswirkungen der Errichtung von Staudämmen und der Bildung von Stauseen an der ganzen Donau kam in Rumänien noch die Unterbrechung der Wanderwege der Störarten, die zum Laichen stromaufwärts streben.
Heute bemüht man sich auch im unteren Donaulauf um ökologische und ökonomische Umgestaltungen der dortigen Donauauen, in dem dem Fluss mehr Raum zurückgegeben wird – er also „wiederbelebt“ wird – im Einklang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie und den Natura-2000 Bestrebungen. Dabei konzentriert man sich auf drei Ziele:
1 – Schaffung von Hochwasser-Speicherbecken zur Abflachung der Hochwasserspitzen und der Reduzierung der Fließgeschwindigkeit des Flusswassers;
2 – Verbesserung der Wasserqualität durch Umsetzung einer globalen Strategie zur Wasserfilterung;
3 – Wiederherstellung der ursprünglichen Funktionen der vom Menschen beeinflussten Ökosysteme.